NABU und LBV küren Kleiber zum Vogel des Jahres 2006
Archivmeldung vom 07.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Naturschutzbund NABU und der Landesbund für Vogelschutz (LBV), NABU-Partner in Bayern, haben heute in Berlin den Kleiber zum „Vogel des Jahres 2006” gekürt. Damit folgt dem Uhu als größter Eule Europas in diesem Jahr ein kleiner Singvogel, der in Deutschland weit verbreitet ist. „Die Wahl des Kleibers ist ein Plädoyer für den Schutz von Buchen- und Eichenwäldern“, sagte NABU-Vizepräsident Helmut Opitz.
Er stehe stellvertretend für einen Lebensraum in Deutschland und Mitteleuropa, der ebenso unverzichtbar für viele andere Vögel wie Spechte, Meisen oder Greifvögel sei.
„Der Kleiber ist die Stimme unserer Wälder und hat zudem eine
interessante Biologie“, betonte Opitz. Die Männchen höre man von Ende
Dezember bis ins Frühjahr mit der lauten Pfeifstrophe „wi wi wi“
weithin rufen. Als einziger Vogel kann der Kleiber (Sitta europaea)
den Baumstamm kopfüber hinunterlaufen. Der Name beschreibt die
„handwerkliche“ Fähigkeit des Vogels, den Eingang der Bruthöhle durch
„Kleibern“ (Kleben) von Lehmkügelchen auf die eigene Körpergröße zu
verkleinern. Mit 12 bis 15 Zentimetern ist der Kleiber etwa so groß
wie eine Kohlmeise. Typisch sind die kompakte Gestalt, der relativ
große Kopf, das blaugraue Obergefieder sowie der schwarze Augenstreif
von den Schultern bis zum langen spitzen Schnabel.
„Mindestens acht Prozent der europäischen Kleiberpopulation lebt
in Deutschland. Damit hat Deutschland eine zentrale Verantwortung für
die Art und ihren Lebensraum mit höhlenreichen Altholzbeständen und
strukturreichen, lichten Laub-, Laubmisch- und Nadelwäldern. Diese
sind gleichzeitig ein Wasserspeicher und nehmen sehr viel CO2 aus der
Luft auf. Eine sorgsame Behandlung des Kleiberlebensraums ist damit
auch ein gesellschaftlicher Beitrag zum Hochwasser- und Klimaschutz“,
sagte LBV-Vorsitzender Ludwig Sothmann.
Seit 1971 kürt der NABU den „Vogel des Jahres“. Mit dem Kleiber
wurde in diesem Jahr nach dem Schwarzspecht (1981) und dem Buntspecht
(1997) wieder bewusst ein Waldvogel gewählt. „Der Kleiber benötigt
ältere Bäume, in denen er nisten kann“, so NABU-Vizepräsident Opitz.
Eine nachhaltige Forstwirtschaft sei damit gleichzeitig der beste
Schutz für den Kleiber. Nach Schätzungen gibt es derzeit etwa 600 000
bis 1,4 Millionen Brutpaare in Deutschland.
Quelle: Pressemitteilung NABU