Deutschland muss beim Klimaschutz aufs Tempo drücken
Archivmeldung vom 03.11.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Naturschutzbund NABU hat die Bundesregierung anlässlich der am Montag beginnenden Klimakonferenz in Nairobi davor gewarnt, die Vorreiterrolle Deutschlands beim Klimaschutz aufs Spiel zu setzen.
"Bislang hat sich Deutschland auf der Weltbühne gern als
Musterschüler in Sachen Klimaschutz präsentiert. Doch für die Zukunft
muss einiges getan werden, um die gesteckten Klimaschutzziele zu
erreichen", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Der große Rückgang
des Kohlendioxid-Ausstoßes um 17 Prozent in den Jahren 1990 bis 2000
beruhe im wesentlichen auf dem Zusammenbruch der Industrie
Ostdeutschlands. Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und
zur Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes der Pkw-Flotte seien
bislang nicht im notwendigen Umfang erfolgt. Auch die kostenlose
Zuteilung von Emissionshandels-Zertifikaten im Wert von 7,5
Milliarden Euro freue zwar die Energiekonzerne, konterkariere jedoch
wirksamen Klimaschutz.
"Die jüngsten Prognosen zum Klimawandel zeigen mehr denn je, dass das Zeitfenster, in dem wir die Klimaerwärmung auf plus zwei Grad begrenzen können, nur noch wenige Jahre offen ist. Daher braucht es in Nairobi Zugpferde, die dem globalen Klimaschutz neuen Schwung geben", betonte Tschimpke. Bundesumweltminister Gabriel müsse auch mit Blick auf die bevorstehende EU-Ratspräsidentschaft, die Chance nutzen und Zeichen setzen, dass Deutschland bereit sei, weiter eine Führungsrolle zu übernehmen. "Global fordern und national aufschieben kann sich keine Regierung mehr leisten", so der NABU-Präsident.
Nach Auffassung des NABU kommt es in Nairobi darauf an, die Gunst
der Stunde zu nutzen und ein möglichst breites Bündnis zu schmieden,
das auf der Grundlage des Kyoto-Protokolls den globalen Klimaschutz
in der Zeit nach 2012 weiter voran bringt. Neben der Verpflichtung
der Industriestaaten zu sehr viel weiter gehenden
Kohlendioxid-Minderungen müssten insbesondere China und Indien mit
ins Boot geholt werden. Wie wichtig globaler Klimaschutz ist, zeigt
die vor wenigen Tagen veröffentlichte Studie der britischen
Regierung, nach der bei einer weiteren Erderwärmung die
Weltwirtschaft um rund 20 Prozent schrumpfen könnte - mit
verheerenden sozialen Folgen. "Die Sorge um den Klimawandel ist nicht
mehr nur das Thema von einigen Klimawissenschaftlern, sondern wird
von führenden Ökonomen als die entscheidende Bedrohung für das 21.
Jahrhundert angesehen. Das ist der notwendige Rückenwind, um das
Kyoto-Protokoll, das nur ein kleiner Anfang ist, in den nächsten
Jahren ambitioniert weiterzuentwickeln", bekräftigte Tschimpke.
Quelle: Pressemitteilung NABU