Gipfelbeschlüsse helfen im Kampf gegen den Klimawandel nicht weiter
Archivmeldung vom 09.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit Blick auf den heute zu Ende gegangenen Weltwirtschaftsgipfel der führenden Industriestaaten auf der japanischen Insel Hokkaido hat der NABU eine ernüchternde Bilanz gezogen. "Die größten Klimasünder der Erde haben beim G8-Gipfel im Atomfieber geschwelgt, statt sich auf die notwendigen Maßnahmen für den Klimaschutz zu einigen", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Die Halbierung des globalen Treibhausgas-Ausstoßes bis 2050 reiche nicht aus, um die internationalen Klimaverhandlungen bis Ende 2009 zum Erfolg zu führen. Die G8-Staaten müssten sich endlich zu einer Reduzierung ihrer Kohlendioxid-Emissionen bis 2020 um mindestens 25 bis 40 Prozent gegenüber 1990 verpflichten.
"Auch für die Zusammenarbeit mit den wirtschaftsstarken Ländern wie China, Indien, Mexiko, Brasilien und Südafrika gab es keine neuen Impulse. Wieder einmal sind Chancen für eine weltweit drastische Senkung des Energieverbrauchs sowie eine klimagerechte Modernisierung wichtiger Industriezweige vertan worden ", so Tschimpke.
Bereits im Vorfeld des Gipfels wurden von der Internationalen Energieagentur radioaktive Horrorszenarien gemalt, die vor allem dem Interesse der Atomindustrie und von US-Präsident George Bush dienten. In ihrem kürzlich vorgestellten Technologiebericht rät sie zum Bau von rund 1300 neuen Atomkraftwerken, um bis 2050 den globalen Treibhausgasausstoß um ganze sechs Prozent zu mindern.
"Wer wie Bush von der Schönheit der Atomenergie spricht, sollte sich zuallererst einen Eindruck von der katastrophalen Entsorgungssituation für die hochgefährlichen Abfälle machen",
forderte NABU-Präsident Tschimpke. Aktuelle Missstände wie im deutschen Atommülllager Asse II seien in anderen Ländern an der Tagesordnung. Weltweit befänden sich nur wenige Atomkraftwerke im Bau, viele Planungen existierten nur auf dem Papier.
"Viele Politiker träumen noch immer von billiger Energie durch Atomkraft. Doch in der Realität verzögern sich wie gerade in Finnland die Bauzeiten während gleichzeitig die Kosten für den Kraftwerksbau explodieren. Atomenergie kann daher mittelfristig weder einen Beitrag zum Klimaschutz noch zur Versorgungssicherheit leisten, vor allem wenn wir gleichzeitig Staaten wie den Iran von der Nutzung dieser Technologie aus guten Gründen abhalten wollen", betonte Tschimpke.
Aus NABU-Sicht verhindern massive Investitionen in die Atomenergie den notwendigen Aufbau einer hocheffizienten und überwiegend dezentralen Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energien.
Quelle: NABU