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Luchse in Nordhessen werden erforscht

Archivmeldung vom 30.10.2014

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.10.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Hessenluchs
Quelle: Foto: Thomas Trapke (idw)
Hessenluchs Quelle: Foto: Thomas Trapke (idw)

In einem gemeinsamen Projekt der Universität Göttingen, des Arbeitskreises Hessenluchs sowie der Forstämter Hessisch Lichtenau und Melsungen werden in einem Waldgebiet südöstlich von Kassel Anfang November automatische Kameras zur Erforschung des Luchses aufgestellt. Damit soll die Anzahl der in Nordhessen heimischen Luchse ermittelt werden. Die Luchsforschung ist als Citizen Science-Projekt konzipiert und soll zusätzlich Schulkindern der Region die Bedeutung der Luchse und der Luchsforschung vermitteln.

Fotofalle im Kaufunger Wald
Quelle: Foto: Universität Göttingen (idw)
Fotofalle im Kaufunger Wald Quelle: Foto: Universität Göttingen (idw)

„Wer in den nächsten Monaten beim abendlichen Waldspaziergang einen Fotoblitz sieht, der hat vielleicht den Bewegungsmelder einer unserer Kameras ausgelöst“, erläutert Dr. Markus Port, Verhaltensökologe am Johann-Friedrich-Blumenbach-Institut für Zoologie und Anthropologie der Universität Göttingen. Da Luchse vor allem dämmerungs- und nachtaktiv sind, müssen die so genannten Fotofallen auch nachts ausgelöst werden können. Falls tatsächlich einmal ein Mensch fotografiert wird, werden die entsprechenden Bilder aus Gründen des Datenschutzes aber sofort gelöscht.

Die Luchse in Nordhessen stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen den beiden einzigen deutschen Populationen im Harz und im Bayerischen Wald dar. Ihnen kommt eine herausragende Bedeutung bei der künftigen Vernetzung dieser bislang isolierten Populationen und damit zur Erhaltung und Ausbreitung der Art in Deutschland zu. Nachdem bereits 2009 ein mit einem Sender versehener Jungluchs aus dem Harz nach Nordhessen eingewandert war, soll die Dokumentation des Luchsvorkommens an der Landesgrenze zu Niedersachsen intensiviert werden. Martina Denk vom Arbeitskreis Hessenluchs: „Durch unseren engen Informationsaustausch mit den Verantwortlichen des Luchs-Wiederansiedlungsprojektes wissen wir, dass sich der Luchs aus dem Nationalpark Harz nach Süden ausbreitet.“ Dabei geht es auch um die Fragestellung, ob zwischen den beiden deutschen Luchsvorkommen im Bayerischen Wald und im Harz ein weiteres langfristig stabiles Luchsvorkommen entsteht.

Zur Beantwortung dieser Frage werden über einen Zeitraum von einem Jahr in drei aneinander angrenzenden Untersuchungsgebieten südöstlich von Kassel, mit einer Gesamtgröße von 650 Quadratkilometern, für die Dauer von je vier Monaten an jeweils 20 Standorten Fotofallen aufgestellt. Dabei kommt erstmals in Nordhessen eine Methode zum Einsatz, die die individuelle Identifizierung der Tiere anhand ihrer charakteristischen Fellzeichnung ermöglichen soll. „Auf diese Weise werden wir hoffentlich in der Lage sein, die minimale Anzahl der im Untersuchungsgebiet lebenden Luchse schätzen zu können“, sagt Dr. Port. Das Projekt wird von der Heidehofstiftung für die Dauer von einem Jahr mit insgesamt 14.270 Euro gefördert. Es ist als Citizen Science-Arbeit konzipiert, bei dem Dr. Port durch die ehrenamtlichen Luchsschützer des Arbeitskreises Hessenluchs sowie die Beschäftigten der Forstämter unterstützt wird. Diese stellen ihre langjährigen Erfahrungen und Ortskenntnis zur Verfügung und werden sich auch an der Feldarbeit beteiligen. In geplanten Folgeuntersuchungen sollen dann noch präzisere Schätzungen der Individuendichte vorgenommen werden. Dr. Port: „Nur durch intensives und kontinuierliches Monitoring werden wir in der Lage sein, die langfristige Stabilität der nordhessischen Population abschätzen und gegebenenfalls Managementempfehlungen ableiten zu können.“

Die im Umkreis des Untersuchungsgebietes ansässigen Schulen sollen aktiv, durch bis zu 15 sogenannte „Kamerapatenschaften“, in das Projekt eingebunden werden. Dabei soll jede Patenschule die Patenschaft einer aufgestellten Fotofalle übernehmen. Wird von der entsprechenden Kamera ein Luchs aufgenommen, erhält die Schule eine digitale Kopie des Fotos, und kann dem Luchs, sofern es sich um ein noch unbekanntes Tier handelt, zudem einen Namen geben. Alle Kameras werden eine Vielzahl von Wildtieren aufnehmen, die den Patenschulen zugeschickt werden. Sollte bei einer Schule dabei kein Luchs vorkommen, können so dennoch auf anschauliche Weise der nordhessische Wald und seine Wildtiere in die Klassenzimmer der Region projiziert werden.

Quelle: Georg-August-Universität Göttingen (idw)

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