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Sexuelle Übergriffe in der Schweinezucht

Archivmeldung vom 18.11.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.11.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Bild: Deutsches Tierschutzbüro
Bild: Deutsches Tierschutzbüro

Dem Deutschen Tierschutzbüro liegen versteckte Videoaufnahmen vor, die in einer Besamungsstation in Ostdeutschland entstanden sind. Es ist das erste Mal, dass solche Aufnahmen in die Öffentlichkeit kommen. In der industriellen Massentierhaltung ist alles auf Effizienz getrimmt und so werden Zuchtsauen für die Ferkelproduktion künstlich besamt. Das geht schneller und ist zudem auch wirtschaftlicher.

"In der Massentierhaltung geht's immer nur ums Geld und so muss sich das Tier dem System unterordnen" kritisiert Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro. Die Tierrechtler*innen sind der Frage nach nachgegangen, woher das Sperma kommt, das für die rund 2 Mio. Zuchtsauen für die Ferkelproduktion in Deutschland verwendet wird.

Verteilt über ganz Deutschland gibt es sogenannte Besamungsstationen, in denen rund 20.000 Eber gehalten werden. "Laut unseren Informationen wird den Ebern zweimal in der Woche der Samen entnommen" so Peifer. Da auch in diesem Bereich der Nutztierindustrie alles auf Effizienz getrimmt ist, erfolgt dies durch den sogenannten "Absamer". Der Absamer (ein Mensch) stimuliert den Eber mit der eigenen Hand und gewinnt so manuell das Sperma des Ebers durch Druck auf die Penisspitze.

Im Fachjargon wird hier von der "Handmethode" gesprochen. Mit dieser Methode, wird der Eber zur Ejakulation gebracht. Die Ejakulation des Ebers dauert durchschnittlich bis zu 20 Minuten. Innerhalb dieser 20 Minuten produziert er bis zu einem Liter Ejakulat. Das Ejakulat wird in einem Beutel aufgefangen und anschließend im Spermalabor auf Konsistenz, Farbe und Geruch hin untersucht und dann per Kurier zu den Sauen-Anlagen transportiert. "Pro Jahr erzeugt ein hochgezüchteter Eber auf diese Art und Weise ca. 24.000 Nachkommen ohne einmal "richtig" Sex gehabt zu haben" so Peifer. Die Eber werden jahrelang für diesen Zweck in Besamungsstationen gehalten und ausgebeutet. Die Haltung erfolgt ihr ganzes Leben in einer tristen Halle, ähnlich zu einer konventionellen Schweinemastanlage, einen Auslauf gibt es für die Tiere nicht. Wenn die Eber keine Leistung mehr bringen, werden sie geschlachtet.

Auf den versteckten Aufnahmen, die dem Deutschen Tierschutzbüro zugespielt worden sind, sieht man, wie Eber stimuliert werden und wie zudem der Absamer die Schweine mit einer Holzstange schlägt. "Wenn die Eber nicht das machen, was von ihnen verlangt wird, gibt es Schläge und dieses passiert regelmäßig in dem dokumentierten Betrieb" so Peifer und ergänzt "Es ist pervers und total abartig, was dort passiert, es handelt sich um einen sexuellen Übergriff an einem wehrlosen Tier". Die Tierrechtler*innen sehen den Tatbestand der sexuellen Handlung erfüllt, dies ist nach § 3 Absatz 13 Tierschutzgesetz verboten. Eine entsprechende Anzeige wurde daher gestellt. Skurril ist auch, dass über Lautsprecher in dem angezeigten Betrieb die ganze Zeit Schlager-Musik im Hintergrund läuft.

Mit der Aufdeckung der Bilder fühlen sich die Tierrechtler*innen erneut darin bestätigt, dass das gesamte System der so genannten sogenannten Nutztierhaltung tierquälerisch ist und abgeschafft gehört. "Der Öffentlichkeit war bisher bekannt, unter welchen grausamen Bedingungen Tiere in Mastanlagen gehalten und geschlachtet werden, jetzt belegen unsere Aufnahmen, dass auch die Zucht und alles was damit zu tun hat, nichts Anderes als Tierquälerei ist" so Peifer.

Das Deutsche Tierschutzbüro rät allen Menschen, die das System der Massentierhaltung und Tierquälerei nicht weiter unterstützen möchten, sich pflanzlich zu ernähren. "In jedem Supermarkt gibt es vegane Produkte und es war noch nie so einfach Alternativen zu nutzen" so Peifer abschließend.


Quelle: Deutsches Tierschutzbüro e.V. (ots)

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