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Nuklearia-Verein: „Hochrisikotechnologie der Kernkraft ist schlichtweg falsch“

Archivmeldung vom 02.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bläuliche Cherenkov-Strahlung im Kernreaktor
Bläuliche Cherenkov-Strahlung im Kernreaktor

Lizenz: Public domain
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Seit Fukushima gilt der Atomausstieg als beschlossen. Dazu hat auch das Problem des Endlagers maßgeblich beigetragen. Gleichzeitig mehren sich aber auch Stimmen, dass die Kernenergie für Versorgung und Klimawende unerlässlich sei. Zu Recht, findet der Verein Nuklearia, denn Fakten rund um die Technologie bestätigen viele Ängste nicht. Dies berichtet das russische online Magazin "Sputnik".

Weiter heißt es hierzu auf deren deutschen Webseite: "Der Atomausstieg ist eigentlich beschlossene Sache. Aber der Ausbau der erneuerbaren Energien kommt nicht schnell genug voran und die Speichertechnologien, die Engpässe aus dieser Energieerzeugung schließen sollen, befinden sich noch in der Entwicklung. Da Atomkraft eine grundlastfähige und emissionsarme Technologie ist, mehren sich Stimmen, die einen Erhalt, zuweilen auch einen Ausbau dieser Energiequelle fordern.

Zwischen Grundlast und Strahlenbelastung

Zu diesen Stimmen gehört niemand Geringeres als die Internationale Energieagentur (IEA), die Mitte dieses Jahres gewarnt hatte, dass das absehbare Abschalten diverser Atomkraftwerke die Versorgungssicherheit gefährde. Zuvor hatte auch der Weltklimarat (IPCC) diverse Zukunftsszenarien durchgespielt und in fast allen war für eine erfolgreiche Klimawende bei stabiler Energieversorgung ein Ausbau der Kernenergie notwendig. So werden auch vereinzelt Stimmen aus der Politik laut, die Laufzeitverlängerungen von Atomkraftwerken, wie neulich der Landwirtschaftsminister Peter Hauk von der CDU.

Auf der anderen Seite stehen Atomkritiker, Umweltaktivisten und Grüne, die in Kernkraftwerken eine „“ sehen, auf Fukushima und Tschernobyl hinweisen und die Endlagerproblematik strahlender radioaktiver Abfälle betonen. Wenn man ihnen folgt, müsste man glauben, dass IEA und IPCC die Klimawende über Menschenleben stellen, denn eine solche Technologie aufrechtzuerhalten oder gar fördern zu wollen, erscheint aus diesem Blickwinkel verantwortungslos. Schließlich kennt jeder die schrecklichen Bilder aus Tschernobyl und keiner will das Schicksal der Menschen teilen, die dort ihr Leben gelassen haben.

„Wir möchten gerne das Wissen um Kernenergie in Deutschland wieder verbreiten“, erklärt Nuklearia-Vorsitzender Rainer Klute im Sputnik-Gespräch.

Auch Mitglieder des Vereins „Nuklearia“ kennen die Bilder, sehen aber trotzdem in Kernkraft eher das Potential als die Gefahr.

„Wir arbeiten gern faktenbasiert, wir gucken uns Zahlen und Fakten an, wir gucken uns Studien an.“

Denn wenn man die Emotionen und Bilder einmal weglässt, dann kann man die einzelnen Energiearten nüchtern vergleichen. Einen solchen Vergleich etwa hat in der Vergangenheit Brian Wang angestellt, indem er aus verschiedenen Studien Todesfälle zusammengetragen hat, die mit den unterschiedlichen Energiequellen in Verbindung stehen. Dabei gehören Unfälle beim Anlagenbau wie beim Betrieb und ebenso Todesfälle infolge etwa infolge von Atemwegserkrankungen, Herzkreislauferkrankungen oder Krebs fließen in die Rechnung hinein.

Sein Ergebnis lautet (Stand 2011): Kohle führt weltweit mit Abstand mit 161 Toten pro Terawattstunde. Bei Öl sind es 36, Solar-, Windenergie und Wasserkraft bewegen sich zwischen 0,1 und 0,44 und als letztes kommt die Atomkraft mit gerade einmal 0,04 Toten pro Terawattstunde – Fukushima und Tschernobyl mitgerechnet. Rainer Klute schließt deshalb: „Wenn Kernenergie in Deutschland als Hochrisikotechnologie bezeichnet wird, dann ist das schlichtweg falsch und entspricht nicht dem, was die Wissenschaft sagt.“

Die Unfälle in Tschernobyl und Fukushima seien beide „auf grobe Fahrlässigkeit zurückzuführen“, findet er. „Gerade beim Fukushima-Unfall sieht man das ganz klar: Es war bekannt, dass dort hohe Tsunamis auftreten können und der Kraftwerksbetreiber hat die Tsunamischutzmauer viel zu niedrig gestaltet“, so Klute. Zudem habe die japanische Atomaufsicht nicht „den nötigen Biss gehabt“, das Kraftwerk aus diesen Gründen stillzulegen, bis die Sicherheitsvorschrift umgesetzt wird. „Das war grobe Fahrlässigkeit, so darf man Kernenergie nicht betreiben. Das ist genauso, wenn Sie mit Ihrem Auto mit hoher Geschwindigkeit gegen einen Brückenpfeiler rasen, dann dürfen Sie sich auch nicht wundern, dass das nicht gut geht“, findet der Nuklearia-Autor.

Daraus schließt Klute: „Wir brauchen in jedem Fall funktionsfähige Aufsichtsbehörden mit Biss, die auch das Recht haben, eine Anlage stillzulegen, wenn sie nicht den Sicherheitsvorschriften entspricht.“ Außerdem hebt er hervor, dass es nicht im Sinne der Investoren sei, dass die Anlage infolge nicht beachteter Sicherheitsvorschriften kaputt ginge.

Endlager ist nicht mehr so problematisch

Zur Endlagerproblematik bemerkt Klute, dass diese durch neue Technik bereits stark reduziert sei. Den gefährlichen Teil des Mülls stellen vor allem die Actinoiden dar, zu dieser Gruppe gehören radioaktive Schwermetalle wie Uran, Plutonium und Neptunium. Diese haben hohe Halbwertszeiten bei starker Strahlung und müssen 300.000 Jahre gelagert werden – wenn man sie nicht einfach weiter als Energiequelle einsetzt. Und genau das ist mit neuer Technik möglich: „Man kann diese Actinoide in schnellen Reaktoren spalten. Man beschießt sie dabei mit schnellen Neutronen, die die Actinoide spalten.“ So würden aus 300.000 Jahren Lagerung nur noch 300 Jahre und auch die Menge des zu lagernden Abfalls nehme ab.

Für die Klimapolitik ist aus Klutes Sicht der Erhalt laufender Kraftwerke essentiell. Diese müssten nachgerüstet, regelmäßig gewartet werden und Sicherheitsstandards einhalten. Im Zuge der Elektrisierung des Verkehrssektors wäre aber auch ein Zubau neuer Kraftwerke vonnöten.

Die regelmäßigen Überschreitungen bei den Bauzeiten in Ländern wie Frankreich, Finnland, Großbritannien führt er dagegen auf fehlende Bauerfahrung zurück: „Da tun wir uns im Westen etwas schwer, weil wir lange Zeit keine Kernkraftwerke gebaut haben. Wir müssen das alles neu lernen und erst dann können wir auch wieder zügiger und damit preiswerter Kraftwerke bauen“, findet Klute.

Das Interview mit Rainer Klute zum Nachhören:

Quelle: Sputnik (Deutschland)

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