Viele Küken des Großen Brachvogels überleben derzeit die Aufzuchtzeit nicht - Neuartiges Schutzprojekt zur Rettung dieser Vogelart gestartet
Archivmeldung vom 21.06.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Große Brachvogel kann etwa 30 Jahre alt werden. Kaum eine andere Vogelart ist so standorttreu: Er wechselt sein Brutgebiet auch dann nicht, wenn sich die Rahmenbedingungen verschlechtern. Und das wird ihm zum Verhängnis.
Als Bodenbrüter baut der Große Brachvogel sein Nest in Bodenmulden im feuchten Grünland. Frühestens Ende März legt das Weibchen zwei bis fünf Eier und brütet etwa vier Wochen lang. Fünf Wochen lang dauert die Aufzucht. Viele Küken überleben diese Phase nicht. Denn Gelege und Jungtiere fallen nicht nur den natürlichen Fressfeinden zum Opfer, sondern werden beim Mähen vernichtet.
"Im Wetteraukreis konnten die Landwirte in den vergangenen Jahren davon überzeugt werden, ihre Wiesen erst dann zu mähen, wenn die Kükenaufzucht abgeschlossen ist. Dieser wichtige Schritt allein reicht jedoch noch nicht aus, um den Bestand des Großen Brachvogels zu stabilisieren und zu vergrößern", erklärt Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung, anlässlich der Vereinbarung des Schutzprojektes mit dem Naturschutzfonds Wetterau.
Denn eine weitere Gefahr ist der Fuchs. Für ihn ist ein Gelege am Boden oder gar ein hilfloses Küken ein gefundenes Fressen. Er folgt damit seinem natürlichen Jagdtrieb. Das Problem: aufgrund der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ist der Bestand des Großen Brachvogels dramatisch geschrumpft. Deshalb gefährdet jedes geraubte Küken den Fortbestand dieser Vogelart.
Füchse meiden das Wasser. Das ist die Grundidee für die Flutrinnen, die den Fuchs von den Nestern fernhalten sollen. Diese Flutrinnen sind flache, acht Meter breite, mit Wasser gefüllte Gräben, die sich in Form eines abgerundeten Rechtecks um die Feuchtwiesen ziehen. Gespeist werden sie aus dem im Winter und Frühjahr hoch anstehenden Grundwasser.
Zusätzlich werden Flutmulden, ähnlich kleiner Tümpel, in der Nähe der Brutplätze angelegt. Sie dienen dem Großen Brachvogel und anderen seltenen Wiesenbrütern wie Bekassine, Kiebitz und Uferschnepfe als Nahrungsquelle. Nachdem die Jungvögel die Nester verlassen haben, trocknen die Mulden und Rinnen im Sommer wieder aus. So können die Landwirte problemlos ihr Heu ernten und es wird verhindert, dass sich dort hochwüchsige Gräser und Kräuter oder gar Gehölze ansiedeln. Bei der Wahl seines Nistplatzes ist der Brachvogel nämlich sehr eigen: Er baut sein Nest nur in offenes weit überschaubares Gelände.
Quelle: Pressemitteilung Deutsche Wildtier Stiftung