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Neue Fangtechniken sollen Schweinswale und Seevögel retten

Archivmeldung vom 13.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: GRD / A. Pfander
Bild: GRD / A. Pfander

Stellnetze sind weltweit für den Tod von rd. 600.000 Meeressäugetieren und Millionen von Seevögeln verantwortlich. In der Ostsee werden sie vor allem für den Fang von Dorsch, Plattfisch, Lachs oder Meerforelle eingesetzt und fordern auch hier ihren tödlichen Tribut. Die drei Naturschutzverbände NABU, GRD und GSM zeichnen in einem aktuellen Bericht "Strategien zur Vermeidung von Beifang von Seevögeln und Meeressäugetieren in der Ostseefischerei" ein düsteres Bild der Situation des Schweinswals und verschiedener Seevogelarten in der Ostsee, zeigen aber auch Lösungsmöglichkeiten auf.

„Der Beifang ist beim Schweinswal die häufigste Todesursache. 50 bis 86 % der an deutschen Ostseestränden tot gefunden Tiere weisen Netzmarken auf der Haut auf, die ein deutliches Anzeichen für einen Beifang im Netz sind“, erläutert Sven Koschinski, Meereszoologe und einer der Autoren der Studie. Totfunde von Schweinswalen haben sich hier seit dem Jahr 2000 etwa versechsfacht. In den letzten 3 Jahren schwankte die Zahl zwischen 140 und 170 Tieren pro Jahr. Das sind 4 bis 15 % der zuletzt ermittelten Vorkommen. Als noch tolerierbar gilt bei Schweinswalen eine durch Beifang bedingte jährliche Sterblichkeit von nur 1 bis 1,7 % des Bestandes.

„Bei den Seevögeln sieht es nicht besser aus. Zwar wird der einzelne Fischer nur selten einen bedrohten Prachttaucher oder Ohrentaucher in seinem Netz finden, aber bezogen auf die Zahl der überwinternden Populationen ist der Beifang erheblich zu hoch“, stellt Ingo Ludwichowski, Geschäftsführer des NABU Schleswig-Holstein fest. Besorgnis erregend ist die Situation für viele Vogelarten mit abnehmenden Beständen oder geringer Reproduktionsrate. Für die in der deutschen Ostsee überwinternden Pracht-, Stern-, Ohren- und Rothalstaucher, Eis-, Samt- und Trauerenten, Tordalk und Trottellumme ist der Beifang in Stellnetzen eine wesentliche Gefährdungsursache. 

Fischer stellen den Tieren nicht absichtlich nach. Offizielle Statistiken über den Beifang gibt es bis heute nicht. Die im Gutachten dargestellten wissenschaftlichen Daten über Netzbeifänge zeigen trotz Lücken aber deutlich, dass durch Beifang Schweinswal und Seevögel gefährdet und ihre Bestandserholung verhindert wird.

In der von der Umweltlotterie ‚Bingo!‘ geförderten Studie der drei Naturschutzverbände wird der Ersatz von Stellnetzen durch andere Fangmethoden wie Fischfallen, Langleinen oder ‚Jiggermaschinen‘ gefordert. NABU, GRD und GSM gehen davon aus, dass sich Ostsee-Fischer finden, die bereit sind, die vorgeschlagenen Methoden zu testen und für ihre speziellen Bedürfnisse weiterzuentwickeln. In Schweden kommen diese neuen Methoden der Fischerei bereits zum Einsatz. Gemeinsam mit den Fischern wollen die Naturschützer konstruktiv nach Lösungen suchen. 

„Ohne Beifang gefangener Kutterfisch dürfte bei entsprechendem Marketing einen höheren Preis erzielen. In Fischfallen gefangener oder geangelter Fisch ist zudem frischer und von höherer Qualität als Stellnetzware –für die von Preisverfall und Überfischung gebeutelten Fischer sicher eine attraktive Alternative“, konstatiert Ulrich Karlowski, Biologe der GRD.

Die Studie befasst sich zudem mit den rechtlichen Grundlagen von Fischerei und Naturschutz. „Gesetze und Abkommen zum Schutz der Meeressäuger und Seevögel sind in großer Zahl vorhanden, jedoch werden andere Bestimmungen, wie die Rechtsverordnungen zur Gemeinsamen Europäischen Fischereipolitik oft über den europäischen Artenschutz gestellt, dessen Umsetzung daher die Note ‚mangelhaft‘ verdient“, erklärt der Jurist Rüdiger Strempel und Mitautor der Studie. 

NABU, GRD und GSM engagieren sich gemeinsam mit 74 anderen Verbänden aus Europa in der Verbändekoalition „OCEAN 2012“, die sich zum Ziel gesetzt hat, die derzeit anstehende Reform der europäischen Fischereipolitik nach dem Vorsorge- und Nachhaltigkeitsprinzip mitzugestalten.

Quelle: GRD

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