Dresdner Experte Marx sieht Gefahr weiterer Brückeneinstürze
Der Dresdner Brücken-Experte Steffen Marx warnt die Politik davor, dass weitere Brücken in Deutschland einstürzen könnten, wenn die Wartung der Bauwerke nicht verbessert wird. "Wenn wir unseren Unterhalt der Brücken nicht ändern, werden wir noch mehr Einstürze im laufenden Betrieb haben", sagte der Bauingenieur-Professor der TU Dresden dem Tagesspiegel.
"Wir gehen mit unseren Brücken ähnlich wie die Amerikaner um: Wir bauen sie, und dann vergessen wir sie", sagte Marx weiter. Zwar würden Brücken in Deutschland regelmäßig inspiziert, aber kaum repariert. Wenn nun immer mehr Brücken in einen schlechten Zustand kämen, sei es eine Frage der Zeit, bis eine Brücke, die die Prüfer noch für gerade so ausreichend standfähig hielten, trotzdem im laufenden Betrieb kollabiere, warnte Marx.
In Deutschland bedeute Sanierung bisher meistens abreißen und neu bauen. "Wir haben eine Kombination aus der unsichersten und der teuersten Strategie", so Marx. Er forderte ein grundsätzliches Umdenken der Politik. Es sei klüger, viel früher einzugreifen und Brücken mit relativ wenig Aufwand zu sanieren, um sie wieder in die beste Zustandskategorie zu bringen. "Dann kriege ich wieder einige Jahrzehnte sichere Betriebszeit, bis sich der Zustand wieder verschlechtert. Es würde weniger kosten und es wäre sicherer", so Marx.
Ohne diesen Strategiewechsel fürchtet Marx, dass das 500 Milliarden Euro schwere Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen ausgegeben wird, die Infrastruktur danach aber nicht in einem besseren Zustand sein wird.
Marx gilt als einer der führenden Brücken-Experten Deutschlands. Er hat auch das Gutachten zum Einsturz der Carolabrücke in Dresden geschrieben.
Quelle: dts Nachrichtenagentur