Deutscher Jagdverband: Künftig häufiger Begegnungen mit Wölfen in Großstädten
Archivmeldung vom 14.10.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer Deutsche Jagdverband geht davon aus, dass es künftig regelmäßig zu Wolfssichtungen in Großstädten kommen wird. Vizepräsident und Wolfsbeauftragter Helmut Dammann-Tamke sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ): "Es ist nicht so wie in den Grimm'schen Märchen, dass Wölfe nur durch finstere Wälder streifen. Die gibt es in unserer Kulturlandschaft ohnehin kaum noch."
Angesichts des "exponentiellen Wachstums" der Wolfspopulation hierzulande werde es entsprechende Begegnungen auch in urbanen Zentren geben. Zuvor hatte das Umweltministerium in Niedersachsen eine mögliche Sichtung von Wölfen in einem Stadtpark in Hannover gemeldet, die mittlerweile aber als "sehr unwahrscheinlich" angesehen wird. In Berlin ist die Ansiedlung eines Wolfsrudels gut 30 Kilometer von der Stadtmitte in der Döberitzer Heide bestätigt. Im Mai wurde ein Wolf in Köln gesichtet.
Dammann-Tamke verglich die Situation mit der der Wildschweine, diese seien ähnlich intelligent wie Wölfe. Wildschweine seien in Berlin mittlerweile selbst am helllichten Tag zu sehen, weil sie gelernt hätten, dass von Menschen keine Gefahr ausgehe. "Warum sollte dieser Lerneffekt nicht auch beim Wolf eintreten?", fragte Dammann-Tamke. "Der Wolf ist jetzt nicht mehr nur Thema auf dem Land. Die urbane Bevölkerung wird sich die Frage stellen müssen, ob sie dem Raubtier weiterhin mit größtmöglicher Toleranz begegnen will und kann."
Es könne niemand garantieren, dass entsprechende Begegnungen mit Wölfen immer friedlich verliefen, wenn beispielsweise der Gassi gehende Hund als Konkurrent erkannt und angegriffen werde. Mit dieser Sorge müssten nun auch die Menschen in den Städten zu leben lernen, sagte Dammann-Tamke. In ländlichen Regionen sei dies schon länger so. Er geht davon aus, dass die weitere Ausbreitung der Raubtiere die politische Diskussion alsbald verändern wird. "Wir kommen in Bundesländern mit großen Wolfsbeständen nicht um eine gezielte Bestandsregulierung herum. Nur so lässt sich der Konflikt entschärfen."
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)