Greenpeace misst heute in Frankfurt die Feinstaubkonzentration in Kindernasenhöhe
Archivmeldung vom 16.02.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 16.02.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlUmweltschützer von Greenpeace sind seit gestern unterwegs, um die Feinstaubkonzentrationen abseits der offiziellen Messpunkte zu ermitteln. Heute messen die Experten in Frankfurt am Main direkt vor dem Römer die Feinstaubkonzentration. Frankfurt ist derzeit mit 28 Überschreitungen der Spitzenreiter bei Grenzwertüberschreitungen.
Aufgrund der starken Belastung der Bürger
durch den Feinstaub muss Oberbürgermeisterin Petra Roth sofort
handeln, um die ihr anvertrauten Bürger effektiv zu schützen. Hierzu
übergeben die Greenpeace-Aktivisten eine Petition im Rathaus der
Stadt.
"Die Städte und Gemeinden müssen sofort Maßnahmen ergreifen, um
die Belastung der Bürger zu verringern", so Greenpeace
Verkehrsexperte Günter Hubmann, "Wenn sie dies unterlassen, ist das
grob fahrlässig, denn der Feinstaub macht nicht nur krank, er tötet."
Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben
allein in Deutschland rund 75.000 Menschen frühzeitig an den Folgen
der Feinstaubbelastung.
Greenpeace misst die Feinstaubkonzentration auf Kindernasenhöhe,
da in Frankfurt ausschließlich in einer Höhe von circa vier Metern
gemessen wird, also nicht da, wo Menschen normalerweise atmen.
Zusätzlich differenziert die Greenpeace-Messung dabei auch den Anteil
der Feinststäube bis 0,1 Mikrometer Durchmesser (1.000 Mikrometer
sind ein Millimeter). Dieser als besonders gefährlich geltende Teil
des Feinstaubes wird von den Behörden nicht gesondert ausgewiesen.
Neben den Messungen zeigen Greenpeace-Aktivisten einen der
Hauptverursacher der schlechten Luft: das Diesel-Fahrzeug. In einem
großen Käfig steht ein rosa Auto mit großen Ohren und einer
überdimensionalen Schweinenase. Um vor allem die Gesundheit der am
meisten betroffenen Kinder zu schützen, darf der Grenzwert für
Feinstaub nach deutschem Recht nur an 35 Tagen im Jahr überschritten
werden. Dieses Limit ist aber auch in Frankfurt beinahe erreicht.
Es sind vor allem ganz normale Dieselautos, die das Problem
verursachen. Durch die neuen Motoren wurde der Dieselruß zwar fast
unsichtbar, aber die Rußpartikel wurden auch viel kleiner und dadurch
gefährlicher. "Es ist ein Skandal", so Hubmann, "die Bundesregierung
weiß seit zehn Jahren von den Gefahren durch den Feinstaub, aber
unternommen hat sie noch immer nichts - damit nimmt sie den Tod von
Tausenden Menschen in Kauf!" Wenn es akut zu Überschreitungen kommt,
müssen Sofortmaßnahmen ergriffen werden, z. B. durch Fahrverbote für
Dieselfahrzeuge ohne Vollfilter.
Grundsätzlich liegt eine Lösung auf der Hand: Alle Dieselfahrzeuge und nicht nur die neu ausgelieferten, müssen mit einem Dieselruß-Vollfilter ausgestattet werden. Damit kann man auf einen Schlag bis zu 25 Prozent der Feinstäube reduzieren. Im Dieselruß sind besonders viele kleine und lungengängige Partikel, welche die Gesundheit besonders gefährden. Diese würden damit stark reduziert. Die Bundesregierung muss jetzt Rahmenbedingungen für eine steuerliche Förderung dieser Vollfilter erlassen und darf keine so genannten "Offenen" Systemen fördern, da diese nur eine kosmetische Lösung darstellen. Greenpeace hatte 2002 einen Vollfilter in ein gebrauchtes Dieselfahrzeug eingebaut und die Wirksamkeit erprobt.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.