Auch Palmen sind Zeugen des Klimawandels
Archivmeldung vom 11.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKaum eine andere Pflanze symbolisiert ein wärmeres Klima wie die Palmen. Die Symbolik der Palmen wurde mit neuen wissenschaftlichen Fakten untermauert. Die Klimaerwärmung der jüngsten Vergangenheit lässt Palmen in Regionen gedeihen, wo dies früher aufgrund zu kalter Winterbedingungen nicht möglich war.
Dieses gilt auch für Teile Mitteleuropas, wo neuerdings nicht nur die weltweit
nördlichste im Wald wachsende Palmenpopulation zu finden ist, sondern auch immer
weiter nördlich Palmen in Gärten gepflanzt werden können.
Im Rahmen eines
europäischen Forschungsprojekts(*) werden u.a. die Auswirkungen der laufenden
Klimaerwärmung auf die Zusammensetzung und Verbreitung der Vegetation
untersucht. Wie eine Forschergruppe um den Pflanzenökologen Privatdozent Dr.
Gian-Reto Walther (Universität Bayreuth) nun herausgefunden hat, befindet sich
unter den vom Klimawandel begünstigten Arten auch eine Palmenart (Trachycarpus
fortunei).
Diese aus Südostasien eingeführte Art konnte zwar lange Zeit in
den Gärten und Parks unter der Obhut des Menschen überleben, es gelang ihr aber
nicht, sich erfolgreich außerhalb der Gärten in Konkurrenz zu den einheimischen
Arten anzusiedeln. Erst die milderen Winter der jüngsten Vergangenheit erlaubten
es dieser Palmenart, aus den Gärten zu verwildern.
Seit wenigen Jahrzehnten
gelingt es dieser Art, in den Wäldern Fuß zu fassen, aufzuwachsen und sich auch
außerhalb der Gärten zu verjüngen. Dies wurde an verschiedenen Stellen am
Alpensüdfuß im Grenzgebiet der Schweiz und Norditaliens nachgewiesen. Dort
befindet sich mittlerweile die neue weltweit nördlichste freiwachsende
Palmenpopulation.
Aber nicht nur auf der Alpensüdseite, auch nördlich der
Alpen ist der Klimawandel spürbar. Die in den Gärten gepflanzten Palmen brauchen
im Winter immer weniger geschützt zu werden, bzw. überleben den Winter in
Westdeutschland ungeschützt im Freien. Auch dort zeigen ältere Exemplare bereits
Blüten- und Fruchtstände, und Sämlinge finden sich mancherorts unter adulten
Palmen.
Dieses Frühstadium der Verjüngung in Gärten wurde auch südlich der
Alpen zu Beginn des 20. Jahrhunderts beobachtet, reichte aber noch nicht aus, um
die Verwilderung in umliegende Wälder erfolgreich einzuleiten. Erst mit der
weiteren Erwärmung im Verlauf des letzten Jahrhunderts wurden die klimatischen
Bedingungen für das Überleben der verwilderten Palmen in den Wäldern zusehends
günstiger. Mit dem für dieses Jahrhundert prognostizierten Klimawandel ist
allerdings auch nördlich der Alpen damit zu rechnen, dass ähnlich wie im Süden
die Bedingungen für die Palmen zusehends günstiger werden.
Die
Trachycarpus-Palme wird aufgrund ihrer Winterhärte in vielen Regionen der Erde
im Grenzgebiet der globalen Palmenverbreitung angepflanzt. Damit kann über
Kontinente hinweg der laufende und zu erwartende Klimawandel an ein und
derselben Pflanzenart beobachtet werden: Die Palme wird somit zum Indikator und
Zeugen der globalen Klimaerwärmung.
(*)ALARM (Assessing LArge scale Risks
for biodiversity with tested Methods) Integriertes Projekt im 6.
EU-Rahmenprogramm (http://www.alarmproject.net/alarm/)
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.