Norweger wollen über 1000 Wale töten
Archivmeldung vom 30.03.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlÜber 1000 Wale stehen ab diesem Wochenende auf der Abschussliste norwegischer Walfänger. Der kommerzielle Walfang, der an diesem Sonntag beginnt, steht im direkten Widerspruch zu geltendem internationalem Recht. Norwegen ignoriert jedoch schon seit 1993 das internationale Verbot für kommerziellen Walfang und beruft sich auf ein 1982 eingebrachtes Veto gegen diese Entscheidung.
Trotz
internationaler Proteste erhöhen die Norweger ihre Fangquote seit
Jahren einseitig mit alarmierenden Steigerungsraten. Lag die selbst
zugewiesene Quote 1993 noch bei 296 Zwergwalen, stieg sie bis heute
um mehr als 350 Prozent auf 1052 Wale.
In den letzten zehn Jahren haben die Norweger ihre Quote nur ein einziges Mal, im Jahr 2001, erfüllt. Im letzten Jahr wurde die Walsaison für drei Wochen unterbrochen, weil die Walfänger nicht in der Lage waren, ihren Fang zu verkaufen. "Offensichtlich ist der norwegische Markt gar nicht in der Lage, soviel Walfleisch aufzunehmen", sagt Nicolas Entrup, Geschäftsführer der internationalen Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS in München. Dabei wird im Gegensatz zu dem ebenfalls umstrittenen wissenschaftlichen Walfang, den die Japaner betreiben, nur ein Bruchteil des Wales verarbeitet. Ein Großteil des Walspecks wird noch auf See über Bord gekippt. Aber auch der Absatz von Walfleisch stagniert, weshalb in Norwegen vermehrt über die Weiterverarbeitung zu Tierfutter nachgedacht wird.
Entrup, der Ende Mai als Beobachter zur 59. Tagung der
internationalen Walfangkommission (IWC) in Alaska fährt, sieht die
steigenden Quoten und die norwegischen Bemühungen, den Handel mit
Walfangprodukten zu legalisieren, mit wachsender Besorgnis: "Derzeit
bemüht sich eine große Koalition unter der Federführung von Norwegen,
Japan und Island, die kommerzielle Jagd auf Wale unter dem Schlagwort
der "Nachhaltigkeit" wieder aufzunehmen". Hinzu kommt, dass die
ehemals vorgeschriebenen Walfanginspektoren von den Walfangbooten
abgezogen worden sind. Ersetzt werden sie durch eine
Fahrtenschreiber-ähnliche Bluebox, die bei Walschützern umstritten
ist. An Kreativität in der Argumentation mangelt es den Walfängern
nicht, so wurde zuletzt argumentiert, das Walfleisch auch durchaus
zur Bekämpfung des Welthungers eingesetzt werden könne. Eine Aussage,
die allein angesichts der oftmals extrem hohen Schadstoffbelastung
von Walfleisch doch recht zweifelhaft erscheint. So hat die
norwegische Behörde für Lebensmittelsicherheit schon 2004 schwangeren
und stillenden Frauen vom Verzehr von Walfleisch abgeraten. Die
Begründung: unakzeptabel hohe Werte für Quecksilber im Walfleisch.
Wie gefährlich die modisch klingenden Bekenntnisse zur
Nachhaltigkeit sein können, lässt sich aber auch an anderen Tierarten
zeigen. So haben auch bei vielen Fischarten jährliche festgelegte
Quoten die teilweise katastrophalen Einbrüche in die Bestände nicht
verhindern können. Und im Gegensatz zu den vermehrt aus Aquakulturen
stammenden Speisefischen lassen sich Wale nicht züchten. "Wenn die
Populationen einbrechen werden sie sich eventuell nie mehr erholen.
Während Fische jährlich hunderttausende von Eiern produzieren, gebärt
eine Walkuh nur alle paar Jahre ein einziges Kalb", so Entrup von der
WDCS.
Quelle: Pressemitteilung WDCS