EU ist Weltmeister bei Wildvogelimport
Archivmeldung vom 26.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Landwirtschaftsausschuss des Bundestages berät am 28. Juni auf Antrag von FDP, Linkspartei und Bündnis 90/Grüne über das Verbot der Einfuhr von Wildvögeln. PRO WILDLIFE und NABU sowie zehn weitere deutsche Natur- und Tierschutzverbände* fordern von der Bundesregierung, den unverantwortlichen Handel mit Wildvögeln zu beenden.
Geschätzte 3,5 bis 4 Millionen Wildvögel werden in Asien, Afrika und Lateinamerika jährlich für den EU-Heimtiermarkt gefangen. Mit 87% der weltweit registrierten Vogelimporte ist die EU der mit Abstand größte Importeur. Ein wegen der Vogelgrippe erlassenes temporäres EU-Importverbot soll nur noch bis zum 31. Juli dauern.
"Die EU verbietet durch die Vogelschutzrichtlinie seit 1979 den Fang und Export europäischer Vögel, genehmigt aber zugleich die Einfuhr von Millionen exotischer Wildvögel. Es ist höchste Zeit, diesen eklatanten Widerspruch zu beenden und den Vogelschutz auch auf nichtheimische Arten auszudehnen," betonte Daniela Freyer, Sprecherin von PRO WILDLIFE. "Die bestehende Gesetzeslage ist seit langem völlig unzureichend und missachtet die dramatischen Auswirkungen auf den weltweiten Bestand exotischer Vogelarten", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke in Berlin.
PRO WILDLIFE und NABU begrüßen daher den Antrag der Oppositionsparteien für ein EU-Einfuhrverbot von Vögeln aus freier Natur, über den der Landwirtschaftsausschuss am Mittwoch berät. Als flankierende Maßnahme sollte Deutschland als einer der großen Abnehmer für Wildvögel national Besitz und Vermarktung von Wildvögeln verbieten. Ähnliche Gesetze existieren bereits in den EU-Ländern Schweden, Dänemark und Niederlande. Viele Staaten verbieten zudem längst den Import von Wildvögeln, darunter die USA, Australien, Kanada und Israel.
Grausame Fangmethoden, tagelange Transporte, drangvolle Enge in verschmutzten Käfigen sowie unzureichende Fütterung sind die Ursache für Stress, Krankheiten und massenhaftes Sterben im Vogelhandel. Über 50% der gefangenen Wildvögel verenden deshalb bereits im Herkunftsland. Die überlebenden Tiere sind nicht an Menschen gewöhnt und entsprechend ungeeignete "Haustiere".
Die Vogelgrippe offenbarte, was beim Importstopp möglich ist, wenn es um den Schutz der Verbraucher geht. Seit dem Ausbruch der Krankheit in der Quarantänestation eines englischen Tierhändlers gilt in der EU ein Importverbot für Wildvögel - allerdings nur befristet bis zum 31. Juli 2006. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass weder Quarantänevorschriften noch räumlich bzw. zeitlich begrenzte Importverbote Sicherheit vor Krankheitseinschleppung bieten.
Nach Ansicht von NABU und PRO WILDLIFE muss die Bundesregierung jetzt die Chance nutzen, dem unverantwortlichen Wildvogelhandel dauerhaft einen Riegel vorzuschieben.
Mehrere EU-Staaten haben sich auf Initiative Belgiens bereits für ein Ende der Wildvogelimporte für den gesamten Wirtschaftsraum ausgesprochen. Im EU-Parlament hat sich u.a. der Vorsitzende des Umweltausschusses, Karl-Heinz Florenz (CDU), hierfür eingesetzt. 240 Verbände aus aller Welt hatten die EU bereits vor Monaten aufgefordert, der Dezimierung von Vogelbeständen endlich Einhalt zu gebieten.
*Die Forderung an die Bundesregierung wurde unterzeichnet von: Pro Wildlife,
NABU, BUND, Deutscher Naturschutzring (DNR), Deutscher Rat für Vogelschutz,
Komitee gegen den Vogelmord, Eurogroup Against Bird Crime, Internationaler
Tierschutzfonds (IFAW), Vier Pfoten, Care for the Wild, Jane Goodall Institut,
Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere
Quelle: Pressemitteilung PRO WILDLIFE e.V.