Pseudomonas-Bakterium verursacht neue Krankheit an Rosskastanien
Archivmeldung vom 22.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNicht genug, dass unsere einheimischen Rosskastanien unter dem Befall der Rosskastanienminiermotte (Cameraria ohridella) leiden. Jetzt macht ihnen auch noch ein Bakterium aus der Gruppe Pseudomonas zu schaffen. Die neue Krankheit wurde zum ersten Mal 2002 in den Niederlanden im öffentlichen Grün an weiß- und rotblühenden Rosskastanien beobachtet. Seitdem hat sie sich dort rasant ausgebreitet.
Inzwischen wird sie auch aus Belgien, Frankreich und in Südengland gemeldet. „Wir wissen bisher nicht, ob diese Krankheit auch schon in Deutschland an den Rosskastanien vorkommt“, sagt Dr. Sabine Werres von der Biologischen Bundesanstalt für Land-und Forstwirtschaft (BBA). Dr. Werres und ihr Kollege Dr. Stefan Wagner, beide vom Institut für Pflanzenschutz im Gartenbau, möchten sich daher einen Überblick über das Vorkommen und den möglichen Umfang und Ausmaß der neuartigen Krankheit in Deutschland machen. Sie sammeln in Zusammenarbeit mit den Pflanzenschutzdienststellen der Länder, Behörden und Grünflächenämtern deutschlandweit Daten zum Auftreten kranker Rosskastanien und untersuchen Proben auf das Vorkommen des neuen Erregers.
Leider
sind die Krankheitssymptome relativ unspezifisch. Sie können nach Aussage der
Wissenschaftler leicht mit anderen Krankheiten verwechselt werden, z. B. mit
Infektionen durch die phytopathogenen Mikroorganismen
Phytophthora sp. oder
Verticillium sp. Verdächtige
Krankheitssymptome sind schüttere Kronen mit einzeln absterbenden Ästen,
blutende Flecken am Stamm, Risse in der Borke, aber auch so genannte
Kambiumnekrosen (absterbendes Baumgewebe). Pseudomonaden sind als
Krankheitserreger bei Gehölzen nicht unbekannt. So ist
z.B.Pseudomonas syringae für die
Fliederseuche und den Eschenkrebs verantwortlich. „Nun befällt offenbar eine
neue Varietät die Rosskastanien“, konstatiert Dr. Wagner. Bisher fehlen
Informationen darüber, wie und wann das Bakterium die Rosskastanien infiziert.
In den Niederlanden werden derzeit der Einfluss des Standortes, genetische
Hintergründe, aber auch Stressfaktoren wie Trockenheit untersucht. An einigen
Bäumen wurde ein Virus nachgewiesen, das evtl. die Bäume schwächt und sie
anfälliger für die Bakterien
macht.
Hintergrundinfo zum
Krankheitsbild:
Ein Monitoring in 2006 ergab, dass 40%
der Rosskastanien in den Niederlanden erkrankt sind. Erste Bestandsaufnahmen der
Krankheitssymptome an deutschen Rosskastanien haben ergeben, dass die Symptome
denen in den Niederlande zum Teil ähnlich sind, zum Teil aber auch anders
aussehen. Oft weist die Krone eine sehr schüttere Belaubung auf und einzelne
Äste sind abgestorben. Am Hauptstamm und/oder an einzelnen Ästen finden sich oft
fleckenförmige blutende Stellen. Stämme zeigen vereinzelt Risse und Dellen.
Unterhalb der blutenden oder rissigen Stellen ist das Gewebe nekrotisch und
weist eine braune bis rotbraune Färbung auf. Die Nekrosen sind fleckenförmig bis
flächig. Die Nekrosen beschränken sich in der Regel auf die
Kambiumzone.
Quelle: Pressemitteilung BBA