BUND appelliert an Tiefensee: Elbausbau Absage erteilen
Archivmeldung vom 12.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hat Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee in einem Brief aufgefordert, allen Plänen zum Ausbau der Elbe eine Absage zu erteilen. Die Koalitionsvereinbarung sehe zwar vor, die see- und landseitigen Anbindungen der deutschen Häfen zu verbessern. Dies dürfe jedoch nicht auf Kosten der Natur geschehen.
Ein
wirtschaftlicher Güterverkehr sei auf der Mittel- und Oberelbe nicht
möglich. Das dort nur geringe Transportaufkommen rechtfertige keine
Baumaßnahmen zur Vertiefung des Flusses. Alle Transporte entlang
dieser Route könnten ohne Schwierigkeiten von der Bahn durchgeführt
werden. Diese habe nach eigenen Angaben im Elbkorridor noch
Transportreserven von bis zu 300 Prozent. Wie der "Spiegel" in seiner
neuesten Ausgabe berichtet, gebe es trotz aller Bedenken Pläne für
einen weiteren Ausbau der Elbe.
"Mit ihrer regelmäßig wiederkehrenden Forderung nach einem
Elbausbau ignoriert die Wasserstraßenlobby jedes ökologische und
ökonomische Argument", sagt der Elbe-Experte des BUND, Ernst Paul
Dörfler. "Die Umsetzung derartiger Pläne wäre für die Elbe eine
Katastrophe. Dieser lebendige und noch weitgehend naturnahe Fluss
darf nicht in ein Korsett gezwängt werden."
Einem Ausbau der Elbe fehle jegliche wirtschaftliche Grundlage.
Die angestrebte ganzjährige Schiffbarkeit des Flusses sei auf Grund
regelmäßig wiederkehrender Niedrigwasserstände nicht zu erreichen.
Hinzu komme, dass der Schiffsverkehr stetig zurückgehe. Derzeit liege
das Transportaufkommen mit Binnenschiffen auf der Mittelelbe mit 1,5
Millionen Tonnen pro Jahr lediglich bei einem Hundertstel der
Gütertransporte Tschechiens, Sachsens und Sachsen-Anhalts zusammen.
Damit sei die Elbe eine Wasserstraße ohne wirtschaftliche Bedeutung.
Der BUND kritisiert außerdem, dass rund 900 Mitarbeiter in der
Wasserstraßenverwaltung damit befasst seien, einigen wenigen Schiffen
pro Tag das Fahren auf der Elbe zu ermöglichen. Der
Bundesrechnungshof mahne seit Jahren eine Reform dieser aufgeblähten
Verwaltung an. Bislang habe jedoch kein Verkehrsminister den Mut
aufgebracht, die Wasserstraßenverwaltung effizienter zu machen und
ihr Aufgaben wie den Hochwasserschutz zu übertragen. Der neue
Bundesverkehrsminister müsse sich dieser Aufgabe stellen.
Quelle: Pressemitteilung BUND