Genmais in Deutschland auf dem Vormarsch - Risiko falsch bewertet?
Archivmeldung vom 23.04.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer in den letzten Monaten häufige Presseaufschrei wegen Anteilen von genetisch verändertem Reis in deutschen Supermarktregalen täuscht die Bundesbürger darüber hinweg, dass Deutschland in Bezug auf Soja und Mais schon lange zu den Ländern gehört, in denen genetisch veränderte Produkte regelmäßig auf den Tisch kommen. So findet Bratfett aus genetisch verändertem Soja Verwendung in der Gastronomie und zunehmend wächst genveränderter Mais auch auf deutschen Feldern.
„Genetisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel (sollten) nur dann für das Inverkehrbringen in der Gemeinschaft zugelassen werden, wenn eine den höchstmöglichen Anforderungen standhaltende wissenschaftliche Bewertung aller damit verbundenen Risiken für die Gesundheit von Mensch und Tier bzw. für die Umwelt unter der Verantwortung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit („Behörde“) durchgeführt worden ist,“ sagt die EG-Verordnung 1829/2003 des europäischen Parlaments und des Rates vom 22. September 2003 über genetisch veränderte Lebensmittel und Futtermittel.
Gefahrenpotenzial von MON863 falsch bewertet?
Die den „höchstmöglichen Anforderungen standhaltende wissenschaftliche Bewertung aller damit verbundenen Risiken“ erscheinen vor neuestem Hintergrund als sehr dehnbarer Begriff. So veröffentlichten Gilles-Eric Séralini und sein Team im März 2007 in der Fachzeitschrift „Archives of Environmental Contamination and Toxicology“ die Ergebnisse ihrer Reevaluierung der Daten aus einer 90-tägigen Fütterungsstudie mit MON863-Mais an Ratten, die in der Verantwortung der Herstellerfirma Monsanto durchgeführt wurde. Die Autoren der Reevaluierungsstudie interpretierten die beobachteten statistisch signifikanten Unterschiede als toxische Effekte und folgerten, dass der genetisch veränderte Mais ohne weitere Langzeitstudien nicht als sicher eingestuft werden könne.
In Anbetracht der Tatsache, dass der Mais „mit integriertem Insektenschutz“ MON863 im Januar 2006 auf europäischer Ebene als Lebensmittel und als Futtermittel genehmigt wurde, wird verständlich, warum das Ganze nach diesen Ergebnissen noch einmal in die innerbehördliche Diskussion ging. Unverständlich bleibt jedoch, wie man dort nach nochmaliger Bestätigung des signifikanten (= statistisch bedeutsamen) Ergebnisses mittels einer Metaanlyse vorangegangener Untersuchungen zu dem Ergebnis gelangen kann, dass diese statistisch bedeutsamen Ergebnisse im Vergleich mit anderen Studien „toxikologisch nicht relevant sind“. „Außerdem zeigten die bei den Blut- und Urinanalysen beobachteten statistisch signifikanten Unterschiede kein konsistentes Muster, insbesondere hinsichtlich einer Dosis-Abhängigkeit,“ resümiert das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Noch
unverständlicher erscheint die Tatsache, dass die Sicherheit des Menschen
überhaupt an einer einzelnen 90-tägigen Ratten-Studie eines Herstellers
festgemacht werden darf.
Imker protestieren gegen den Anbau von MON810
Verständlich erscheint hingegen der derzeit anlaufende Protest der
Imker gegen die Aussaat des gentechnisch veränderten Mais MON810 (ebenfalls von
der Firma Monsanto). MON810 hat keine Zulassung als Bestandteil von
Lebensmitteln. Da Bienen ihren Eiweißbedarf zu einem großen Teil aus Maispollen
decken, besteht die Gefahr der Verunreinigung des Honigs durch den Genmais. Die
Imker weisen darauf hin, dass der Flugradius von Bienen mehrere Kilometer
beträgt und sich nicht auf gentechnikfreie Flächen beschränken lässt.
Unter dem Motto "Verleiht Genmais keine Flüüügel!" bitten die Imker die Bevölkerung um Unterstützung ihrer Aktionen. Näheres erfahren Sie auf dieser Homepage: www.bienen-gentechnik.de
Quelle: Pressemitteilung energizing-life.com