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"Zustand des hessischen Waldes weiterhin stabil"

Archivmeldung vom 05.11.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

„In diesem Jahr hat sich der Kronenzustand der Hauptbaumarten in Hessen nur geringfügig verändert. Leicht verbessert hat sich der Kronenzustand der Kiefer, demgegenüber haben sich die Kronen der Eichen, Buchen und Fichten leicht verschlechtert.

Darüber hinaus bleibt die Absterberate im hessischen Wald auf einem niedrigen Niveau“, erklärte heute der Hessische Forstminister Wilhelm Dietzel anlässlich der Vorstellung des 24. Waldzustandsberichtes 2007 im Forstamt Königstein.

Die Erfassung des Kronenzustandes für den Waldzustandsbericht erfolgte im Juli und August durch geschulte Fachleute an etwa 6.000 Bäumen. Die dabei unter anderem erfasste Kronenverlichtung ist zwar ein unspezifisches Merkmal, eignet sich aber dazu allgemeine Belastungsfaktoren der Wälder aufzuzeigen. Die Stichprobenaufnahme wird auf einem acht mal acht Kilometer großen Stichprobenraster durchgeführt und liefert repräsentative Aussagen für den gesamten hessischen Wald.

Das Sturmtief „Kyrill“ hat im Januar 2007 in Hessens Wäldern zu erheblichen Schäden geführt. Besonders betroffen waren die nördlichen und mittleren Landesteile, aber auch im Süden des Landes kam es zu zahlreichen Einzel- und Nesterwürfen. Insgesamt sind dabei rund 10 Prozent aller Probebäume der hessischen Waldzustandsflächen ausgefallen. Grundsätzlich wurden diese nach den objektiven Vorgaben der Waldzustandserhebung ersetzt, indem die unmittelbar nächststehenden Bäume aufgenommen wurden.

Obwohl die Rahmenbedingungen in 2007 - kühle und feuchte Witterung im Hochsommer, geringere Buchenmast und weniger Borkenkäferschäden als erwartet - zumindest besser waren als im Vorjahr, hat sich der Kronenzustand der Bäume insgesamt leicht verschlechtert. „Bäume sind langlebig, sie können extreme Ereignisse wie den Hitzrekord des Sommers 2003 verkraften, zeigen aber auch über längere Zeit Nachwirkungen in ihrem Erscheinungsbild“, führte der Minister aus.

Das Ergebnis bei der Fichte dürfte noch zusätzlich durch den Sturm „Kyrill“ beeinflusst worden sein. Starke Stürme werfen die Bäume nicht nur um, sie fegen regelrecht auch einen Teil der Fichtennadeln von den Bäumen.

Der seit mehreren Jahren anhaltende Fraß von Insekten an der Eiche hat erfreulicherweise in 2007 etwas nachgelassen, belastet jedoch nach wie vor diese Baumart und lässt damit eine Regeneration der Eichenkronen noch nicht zu.

„Die Absterberate über alle Baumarten und Alter hat sich wieder bei 0,3 Prozent eingependelt und entspricht damit dem niedrigen Mittelwert der Jahre 1984 - 2007. Nach dem Trockenjahr 2003 hatte sich dieser Wert vorübergehend verdoppelt“, sagte Dietzel. Die jährliche Absterberate ist ein wichtiger und objektiver Indikator für Vitalitätsrisiken im Wald und weist in der Regel nach großräumigen Sturmereignissen und Trockenjahren erhöhte Quoten auf. Die Buche, die mit 41 Prozent Flächenanteil die wichtigste Baumart in Hessen ist, weist trotz relativ hoher Blattverluste die über alle Jahre mit Abstand geringste Absterberate auf (0,05 Prozent). „Das ist ein Hinweis auf die stabile ökologische Situation der Buche in Hessen und damit einer überaus wichtigen Baumart in Hessen“, betonte der Forstminister.

Aufgrund der in der Rhein-Main-Ebene besonders angespannten Waldzustandssituation erfolgt dort seit 1994 eine Sondererhebung im vier mal vier Kilometer-Raster. Diese Erhebungsdichte ermöglicht eine repräsentative Aussage für das Gebiet. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Kronenzustand in der Rhein-Main-Ebene entgegen dem Landestrend jedoch leicht verbessert. Dennoch ist der Waldzustand in Teilbereichen angespannt, da seit 1984 sowohl bei den jüngeren als auch bei den älteren Bäumen die Kronenverlichtung in der Rhein-Main-Ebene dauerhaft höher liegt als im hessischen Landesdurchschnitt. Im Rahmen des Rhein-Main-Walderhaltungsprogramm (RMWEP) wird deshalb vom Landesbetrieb HESSEN-FORST ein langfristiges und umfassendes Sanierungsprogramm für die betroffenen Waldbestände erarbeitet. Entscheidungshilfen dazu wird das Verbundprojekt „Waldentwicklungsszenarien für das Rhein-Main-Gebiet“ liefern, das unter der Federführung der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt 2008 beginnt.

Erfreulicherweise ging der Schwefeleintrag durch die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen zur Luftreinhaltung seit Ende der 80iger Jahre deutlich zurück. Gegenüber den Werten der Jahre 1984 bis 1986 ging der Eintrag von Sulfatschwefel in Fichtenbeständen um bis zu 86 Prozent zurück. „Diese enorme Reduktion bedeutet eine große Entlastung des Ökosystems Wald“, erklärte Dietzel.

Der Minister betonte darüber hinaus, dass auch begleitende Aktivitäten wie der Aufbau stabiler Mischbestände und der weitgehende Verzicht auf Kahlschläge wichtige Maßnahmen zur Stabilisierung des hessischen Waldes darstellen. „Der Aufbau vitaler und artenreicher Mischwälder ist auch vor dem Hintergrund des Klimawandels unverzichtbar. Das sind Maßnahmen, die bereits seit vielen Jahren von der Landesforstverwaltung und vom Landesbetrieb HESSEN-FORST tatkräftig umgesetzt werden“, betonte Dietzel.

Die Hessische Landesregierung führt zudem seit vielen Jahren Bodenschutzkalkungen durch, die auf eine Stabilisierung des für das Baumwachstum so wichtigen Bodenmilieus abzielen. Durch die Kalkung sollen die Bedingungen für Baumwurzeln und Bodenlebewesen verbessert und die natürlichen Stoffkreisläufe des Waldes in Gang gehalten werden. Künftige Säureeinträge sollen durch die Ausbringung von drei Tonnen Kalk je Hektar abgepuffert und so die Waldböden vor weiterer Versauerung geschützt werden. Darüber hinaus leistet die Bodenschutzkalkung auch einen Beitrag zum Schutz des Grund- und Quellwassers vor Einträgen von z.B. Schwermetallen und Aluminium. Durch den Ausbringungszeitpunkt und die geringe Menge wird das Waldökosystem nur wenig gestört.

„Die Bodenschutzkalkung wird als momentan unverzichtbare Maßnahme verstärkt fortgesetzt. Allein im nächsten Jahr sollen im Staatswald bis zu 15.000 ha mit einem finanziellen Aufwand von rund 2,5 Millionen Euro gekalkt werden. Für Kalkungsmaßnahmen im Körperschafts- und Privatwald stehen weitere 0,8 Millionen Euro Gesamtfördermittel zur Verfügung. Seit 1986 wurden rund 354.000 ha Waldfläche in Hessen gekalkt, was meines Erachtens eine beeindruckende Bilanz darstellt“, erläuterte Minister Dietzel. „Gerade in einer Phase klimatischer Veränderungen ist es erforderlich, durch das forstliche Umweltmonitoring planungs- und praxisrelevante Empfehlungen zu erhalten. Die Beobachtungen zur Zustandsentwicklung des Waldes werden daher auch künftig fortgesetzt“, so Minister Dietzel abschließend. Die Erarbeitung eines neuen Gesamtkonzeptes zum künftigen forstlichen Umweltmonitoring auf EU- und Bundesebene ist momentan allerdings noch nicht abgeschlossen. Eine Entscheidung auf Landesebene in Detailfragen somit noch nicht sinnvoll.

Quelle: Pressemitteilung Hessisches Ministerium für Umwelt, ländl. Raum und Verbraucherschutz

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