Aussaat der Zuckerrüben in vollem Gange
Archivmeldung vom 01.04.2019
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Freigeschaltet durch André OttKnapp 28.000 Landwirte in Deutschland säen derzeit Zuckerrüben aus. Doch auf einigen Feldern könnte die diesjährige Aussaat die letzte sein. Denn Wettbewerbsverzerrungen auf dem Welt- und EU-Zuckermarkt bedrohen den Zuckerrübenanbau in Deutschland. Für Rübenanbauer wird die Frucht zunehmend unrentabel.
Dies sollten die Abgeordneten im
Agrarausschuss des EU-Parlaments morgen im Blick haben, wenn sie zur
Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) abstimmen. Die Zuckerrübe
muss aus dem Katalog der prämienberechtigten Feldfrüchte für
gekoppelte Zahlungen gestrichen werden.
"Die Aussaat für 2019 hat begonnen, aber auch die Anbauentscheidung für 2020 wird bald getroffen. Deshalb drängt die Zeit für politische Entscheidungen - Landwirte brauchen jetzt eine Perspektive", fordert deshalb Dr. Hans-Jörg Gebhard, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker.
Wettbewerbsverzerrungen setzen Landwirte unter Druck
Vor allem innerhalb der EU ist der Wettbewerb verzerrt. Aufgrund gekoppelter Zahlungen für den Rübenanbau haben einige EU-Mitgliedsstaaten einen Kostenvorteil von bis zu 30 Prozent gegenüber Deutschland. Zudem dürfen die von der EU verbotenen Neonicotinoide in 13 EU-Mitgliedsstaaten aufgrund von Notfallzulassungen weiterverwendet werden. Deutschland gehört nicht dazu. Daher müssen deutsche Rübenanbauer nun andere Pflanzenschutzmittel einsetzen, die teurer und gleichzeitig weniger wirksam sind.
"Wir fordern faire und gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb der Europäischen Union. Die deutschen Rübenanbauer werden auch im europäischen Binnenmarkt enorm benachteiligt. Die EU-Regelungen müssen überall gleich angewandt werden. Das Prinzip muss sein: entweder alle oder keiner", sagt Gebhard.
Massive Wettbewerbsverzerrungen gibt es auch auf dem Weltmarkt. Vor allem die größten Zuckererzeugerländer, wie Brasilien oder Thailand, subventionieren den Anbau bzw. die Ausfuhr von Zucker. Die Folge: Der Weltmarktpreis für Zucker ist dramatisch gesunken und Exporte aus der EU sind nicht mehr kostendeckend.
Zuckerrübe - Wirtschaftsfaktor für ländliche Regionen
Die Zuckerfabriken sind auf Zuckerrüben aus der Region angewiesen. Ohne sie kann die Zuckerproduktion nicht aufrechterhalten werden. Verschwindet die Zuckerrübe, stellt dies ein großes wirtschaftliches Problem dar - besonders für die ländlichen Regionen Deutschlands. Denn hier schafft Zucker Arbeit, Wertschöpfung und damit Perspektiven. Jeder Arbeitsplatz in einer Zuckerfabrik sichert rund neun weitere in vor- und nachgelagerten Bereichen - zum Beispiel bei Spediteuren, Handwerkern und Zulieferern. Bei durchschnittlich 250 Beschäftigten pro Fabrik und damit 2.250 nachgelagerten Arbeitsplätzen sowie einer durchschnittlichen Familiengröße von drei bis vier Personen ergibt sich, dass rund 9.000 Menschen auf Einkünfte aus der Zuckerproduktion einer durchschnittlichen Fabrik angewiesen sind - Einkünfte, die ohne den Zuckerrübenanbau wegbrechen würden.
Die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) drängt deshalb auf schnelles politisches Handeln. "Die deutschen Rübenanbauer brauchen jetzt Lösungen, damit der Rübenanbau in Deutschland überhaupt Zukunft hat. Ich glaube nicht, dass es den erklärten politischen Zielen einer Stärkung des ländlichen Raumes und eines vielfältigen Ackerbaus - auch im Sinne der Biodiversität - dient, wenn die Rübe aus der Fruchtfolge verschwindet und die Zuckerfabriken schließen", ergänzt Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker.
Über die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V.:
Die WVZ ist die zentrale Organisation der deutschen Zuckerwirtschaft. Ihr gehören die Verbände der 28.000 Rübenanbauer, die vier Zucker erzeugenden Unternehmen und Firmen des Zuckerhandels an. Sie vertritt die gemeinsamen Interessen insbesondere auf den Gebieten Anbau und Verarbeitung von Zuckerrüben, Zucker und Nebenerzeugnissen, Zuckermarkt- und Agrarpolitik sowie Außenhandelsrecht und Handelspolitik.
Quelle: WVZ Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (ots)