Winter 2010/11: Anfangs schneereich und sehr kalt, später überwiegend mild
Archivmeldung vom 26.02.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Winter 2010/11 verlief insgesamt etwas zu kalt; Niederschlag und Sonnenschein wichen nur wenig vom vieljährigen Mittel ab. Den Dezember erlebten die Menschen in Deutschland als ungewöhnlich schneereich und frostig. Im Januar änderte sich der Witterungscharakter dann schlagartig: Milde Luft aus Südwesten brachte kräftiges Tauwetter bis in die Hochlagen der Mittelgebirge und anschließend vielerorts Hochwasser oder sogar Überschwemmungen. Im Februar herrschte teils mildes, teils kaltes Wetter und nur noch in wenigen Regionen konnte sich eine Schneedecke bilden.
Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.
Die Durchschnittstemperatur des Winters 2010/11 betrug bundesweit -0,6
Grad Celsius (°C) und lag damit um 0,8 Grad unter dem vieljährigen
Klimawert von 0,2°C. Zum Vergleich: Der Winter 2009/10 war mit -1,5°C
deutlich kälter gewesen. Von einem „Jahrtausendwinter“, wie Einige zuvor
befürchtet hatten, blieb Deutschland also weit entfernt. Der Winter
2010/11 zeigte zwei völlig unterschiedliche Gesichter: Im Dezember und
Anfang Januar dominierte meist skandinavische Kaltluft. Die niedrigste
Temperatur meldete Bad Königshofen in Unterfranken mit -24,0°C am 26.
Dezember. Am 6. Januar dann eine abrupte Umstellung der Großwetterlage:
Von nun an befand sich Deutschland in einer sehr milden südwestlichen
Strömung. Während am 5. noch verbreitet Dauerfrost geherrscht hatte,
kletterte das Quecksilber bereits am 8. Januar auf Werte um 15°C. Noch
etwas höher stieg die Temperatur am 7. Februar in Hechingen bei
Reutlingen und Müllheim südwestlich von Freiburg sowie am 11. Februar in
Ohlsbach bei Offenburg mit jeweils 16,7°C.
Schneereichem Dezember folgt Tauwetter und Hochwasser
Die Niederschlagssumme für Deutschland lag mit rund 179 Litern pro
Quadratmeter (l/m²) geringfügig unter dem Soll von 181 l/m². Der
Dezember brachte teilweise extreme Schneefälle und in vielen Orten
wurden die bisherigen Rekordschneehöhen überboten. Erstmals seit 1981
gab es überall Weiße Weihnachten. In Gera-Leumnitz waren es am 26.
Dezember 70 cm. Am 6. Januar begann eine ausgeprägte Tauwetterlage, die
den Schnee bis in Lagen über 1000 Meter rasch zum Schmelzen brachte. In
der Folge führten viele Flüsse Hochwasser. Im Februar bildete sich nur
noch da und dort eine Schneedecke.
Sonnenscheinbilanz leicht negativ
In Deutschland präsentierte sich der Winter 2010/11 mit leicht negativer
Sonnenscheinbilanz: Mit 144 Stunden erreichte er 93 Prozent des Solls
von 154 Stunden. Während die Sonne im Januar Überstunden machte, schien
sie im Dezember und Februar zu wenig. Viel Sonnenschein erhielten die
unmittelbaren Nordränder von Alpen und Erzgebirge. Sonnenscheinarme
Gebiete befanden sich hauptsächlich in der Mitte Deutschlands.
Das Wetter in den Bundesländern im Winter 2010/11
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte)
Schleswig-Holstein und Hamburg: In Hamburg lag die Durchschnittstemperatur bei -0,1°C (1,2°C). Deutlich kälter war es in Schleswig-Holstein mit -0,7°C (0,9°C). Beim Niederschlag übertraf Hamburg den Klimawert mit 185 l/m² (174 l/m²), in Schleswig-Holstein blieb er mit 151 l/m² (180 l/m²) um 16 Prozent darunter. Die Sonne zeigte sich in Hamburg 120 Stunden (134 Stunden) und in Schleswig-Holstein 137 Stunden (138 Stunden). Das schwere Hochwasser der Elbe Mitte Januar betraf besonders die Stadt Lauenburg.
Niedersachsen und Bremen: Im Winter 2010/11 betrug das Temperaturmittel in Niedersachsen -0,1°C (1,2°C), in Bremen 0,2°C (1,5°C). Die Niederschläge erreichten in Niedersachsen 156 l/m² (177 l/m²) und in Bremen 139 l/m² (165 l/m²). In Bremen verbuchte man 142 Sonnenstunden (140 Stunden), in Niedersachsen nur 125 (135 Stunden). Alfeld südwestlich von Hildesheim gehörte im Winter mit nur 97 Stunden zu den bundesweit sonnenscheinärmsten Stationen. Vor allem Hannoversch Münden hatte Mitte Januar mit einem schweren Hochwasser der Weser zu kämpfen.
Mecklenburg-Vorpommern: Mecklenburg-Vorpommern zählte mit durchschnittlich -1,2°C (0,2°C) zu den kalten, mit 130 l/m² (130 l/m²) zu den trockenen und mit 127 Stunden (144 Stunden) zu den sonnenscheinarmen Gebieten Deutschlands.
Brandenburg und Berlin: Berlin mit -1,1°C (0,4°C) und Brandenburg mit -1,3°C (0,1°C) zählten im Winter 2010/11 zu den kälteren Bundesländern. Am 19. Dezember meldete Manschnow bei Frankfurt an der Oder -22,0°C. Obwohl in Brandenburg das Niederschlagssoll (123 l/m²) mit 122 l/m² nur knapp verfehlt wurde, war es das zweittrockenste Bundesland. In Berlin lag die Menge mit 130 l/m² (131 l/m²) nur wenig höher. In Berlin-Kaniswall lagen am 28. Dezember 46 cm Schnee. In Brandenburg verlief der Winter mit 157 Stunden (150 Stunden) deutlich sonnenscheinreicher als in Berlin mit 137 Stunden (147 Stunden).
Sachsen-Anhalt: Hier notierte man im Winter einen Temperaturdurchschnitt von -0,9°C (0,4°C). Am 21. Dezember sank das Quecksilber in Gardelegen/Altmark auf -21,5°C. Beim Sonnenschein kam Sachsen-Anhalt auf 152 Stunden (145 Stunden), beim Niederschlag auf 121 l/m² (119 l/m²). Damit war es das trockenste Bundesland.
Sachsen: Sachsen zeigte sich im Winter 2010/11 mit 182 Stunden (161 Stunden) als sonnenscheinreichstes und mit -1,8°C (-0,4°C) als kältestes Bundesland. Sohland a. d. Spree meldete im Dezember acht Frostnächte unter -20°C und am 30. Dezember ein Minimum von -23,9°C. Beim Niederschlag verbuchte Sachsen 160 l/m² (152 l/m).
Thüringen: Mit -1,4°C (-0,6°C) gehörte Thüringen zu den kälteren Bundesländern. Die Sonne schien 148 Stunden (148 Stunden), es fielen 168 l/m² Niederschlag (159 l/m²). In Gera-Leumnitz lag der Schnee am 26. Dezember beachtliche 70 cm hoch.
Nordrhein-Westfalen: Die Experten des DWD errechneten für Nordrhein-Westfalen einen Temperaturdurchschnitt von 0,7°C (1,7°C); das ist zusammen mit dem Saarland der Spitzenplatz. Auf dem Kahlen Asten im Sauerland verschwand im Januar die fast einen Meter hohe Schneedecke innerhalb weniger Tage bis auf wenige Reste. Mitte Januar verursachte das Rheinhochwasser in zahlreichen Städten Schäden. Am Nachmittag des 7. Februar zeigte das Thermometer in Nörvenich südwestlich von Köln 16,1°C. Der Sonnenschein blieb in Nordrhein-Westfalen mit 132 Stunden ebenso unter dem Soll (151 Stunden) wie der Niederschlag mit 214 l/m² (223 l/m²).
Hessen: In Hessen betrug die mittlere Temperatur -0,4°C (0,3°C) und die Niederschlagsmenge 199 l/m² (193 l/m²). Beim Sonnenschein bildete Hessen mit 113 Stunden (136 Stunden) im Winter 2010/11 das Schlusslicht. In Kassel, der deutschlandweit sonnenscheinärmsten Station, kamen lediglich 95 Stunden zusammen.
Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz ordnete sich mit 0,4°C (0,9°C) bei den wärmeren Bundesländern ein. Am 8. Januar kletterte das Quecksilber in Bendorf bei Koblenz auf 16,0°C. Die Niederschlagssumme überstieg das Soll (200 l/m²) mit 211 l/m² gering. Beim Sonnenschein fehlten mit 126 Stunden (152 Stunden) dagegen 17 Prozent. Saarland: Das Saarland führte im Winter 2010/11 sowohl bei der Temperatur mit durchschnittlich 0,7°C (1,2°C) als auch beim Niederschlag mit 253 l/m² (255 l/m²) die Rangliste der warmen und nassen Bundesländer an. Beim Sonnenschein landete es mit 116 Stunden (155 Stunden) dagegen auf den hinteren Plätzen.
Baden-Württemberg: Für Baden-Württemberg verbuchte man ein Temperaturmittel von -0,1°C (0,0°C). Am 26. Dezember meldete Pforzheim-Ispringen ein Minimum von -22,1°C. Dem gegenüber standen 16,7°C, die am 7. Februar in Hechingen bei Reutlingen und Müllheim südwestlich von Freiburg sowie am 11. in Ohlsbach bei Offenburg gemessen wurden. Mit 245 Litern Niederschlag/m² (224 l/m²) war Baden-Württemberg das zweitnasseste Bundesland und mit 435 l/m² Freudenstadt der nasseste deutsche Ort. Baden-Württemberg erhielt 152 Stunden (169 Stunden) Sonnenschein.
Bayern: Bayern war mit -1,5°C (-1,0°C) nach Sachsen das zweitkälteste
Bundesland. Die Temperaturspanne reichte von -24,0°C am 26. Dezember in
Bad Königshofen bis 16,6°C am 6. Februar in München-Stadt. Am 13. Januar
meldete Siegsdorf-Höll südöstlich vom Chiemsee eine Tagessumme von 62,1
l/m². In Bayern fielen im Mittel 195 l/m² Niederschlag (200 l/m²).
Bayern gehörte mit 161 Stunden (171 Stunden) zu den sonnenscheinreichen
Bundesländern. Sonnigste deutsche Messstelle war Oberstdorf mit 265
Stunden.
*Alle in dieser Pressemitteilung genannten Jahreszeitwerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage der Jahreszeit verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.
Quelle: DWD