Wie wird der Sommer? Der Siebenschläfer weiß es nicht
Archivmeldung vom 24.06.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtAm kommenden Samstag ist Siebenschläfer-Tag. Wie wird der Sommer? Nach der alten Bauernregel heißt es: Regnet es am Siebenschläfer-Tag, der Regen sieben Wochen nicht weichen mag“… Siebenschläfern (Glis glis) ist das Wetter völlig schnuppe.
Bis vor wenigen Wochen hat das Nagetier mit den Kulleraugen tief und fest geschlafen. Kein anderes heimisches Wildtier schlummert so lange! Jetzt ist es aber aufgewacht - und hat es nur eines im Sinn: Nachwuchs zeugen. Zwischen August und September kommen die Jungen auf die Welt. „Das knapp hundert Gramm schwere Tier ist zwar kein Wetterprophet, aber ein cleverer Familienplaner“, sagt Peer Cyriacks, Biologe der Deutschen Wildtier Stiftung. „Zeitmanagement ist für ihn wichtig – und der Siebenschläfer ist ein Meister darin!“ Bei der Partnerwahl hilft dem Langschläfer-Männchen jetzt der 7. Sinn. Instinktiv reagiert es auf die Duft-Lockstoffe, die das Weibchen aussendet. War die Paarung erfolgreich, bringt das Weibchen nach rund 30 Tagen Tragezeit bis zu zehn Jungtiere zur Welt.
Mit Knospen, Früchten und Rinde frisst sich die Familie dann schnell den Winterspeck für die nächste lange Schlafphase an. Auf dem Speiseplan stehen Kastanien, Eicheln und vor allem Bucheckern! Bucheckern sind nicht nur seine Hauptnahrungsquelle: Mit dem Baumsamen reguliert der Siebenschläfer seine Familienplanung. Peer Cyriacks: „Die Tiere wissen schon kurz nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf, ob ein gutes Jahr für die Bucheckern-Ernte bevorsteht oder nicht. Reifen nur wenige Bucheckern, gibt es nur wenig Futter für den Nachwuchs und es kommen weniger Siebenschläfer auf die Welt“, erklärt der Biologe der Deutschen Wildtier Stiftung.
Noch gibt der Siebenschläfer der Wissenschaft Rätsel auf. Aktuelle Forschungen zeigen beispielsweise, dass es im Norden weniger Tiere gibt als im Süden. Warum das so ist, muss noch geklärt werden. Ende September zieht sich der Siebenschläfer dann wieder in seine Asthöhlen oder Baumnester zurück und schließt die Augen. Seine Herzschlagfrequenz verringert sich während seines immer tiefer werdenden Schlafes nach und nach von etwa 300 auf nur noch 5 Schläge pro Minute. Auch die Körpertemperatur fällt auf fünf Grad Celsius ab. Die nächsten sieben bis acht Monate verschläft er – bis zum nächsten Siebenschläfer-Tag…!
P.S. Das Orakel des Siebenschläfer-Tags geht auf die Legende der sieben Schläfer von Ephesus zurück. Die Brüder Johannes, Serapion, Martinianus, Dionysius, Constantinus, Maximus und Malchus flohen vor der Christenverfolgung durch Kaiser Decius 251 n. Chr. in eine Höhle bei Ephesus und wurden dort von ihren Verfolgern eingemauert. Sie fielen daraufhin in einen tiefen Schlaf. Circa 200 Jahre später wurde die Höhle dann entdeckt, und die sieben Brüder erwachten.
Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung (idw)