Uranhexafluorid auf brennendem Atomfrachter Atlantic Cartier in Hamburg
Archivmeldung vom 17.05.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAnti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände befürchten, dass die neun Tonnen Uranhexafluorid, die der brennende Atomfrachter Atlantic Cartier am 1. Mai im Hamburger Hafen an Bord hatte, für die Urananreicherungsanlage Gronau oder die Brennelemente Fabrik Lingen bestimmt waren. Nur diese beiden Atomfirmen gehen in Deutschland mit Uranhexafluorid um. In diesem Zusammenhang sind die Initiativen und Verbände bestürzt über die Verschleierungstaktik des Hamburger Senats in Zusammenhang mit dem schweren Brand am 1. Mai.
In ersten Berichten war nur davon die Rede, dass sich an Bord Autos und Gefahrgüter befanden hatten, die nicht näher benannt wurden. "Doch nun waren nach Angaben des Senats in Hamburg u. a. rund 9 Tonnen hochgefährliches Uranhexafluorid, sowie Munitionsmaterial an Bord. Es ist empörend, dass solche Stoffe zusammen transportiert werden und dass die Öffentlichkeit über die extrem gefährliche Situation auch im Nachhinein nicht informiert wurde", so Udo Buchholz vom Vorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz. Die Hamburger Innenbehörde muss jetzt die Absender und Empfänger der radioaktiven Fracht rückhaltlos auf den Tisch legen, damit die Öffentlichkeit ein vollständiges Bild von der Beinahe-Katastrophe erhält.
Das Bündnis aus Initiativen und Verbänden betont, dass es dem engagierten Einsatz der Feuerwehr zu verdanken ist, dass es in Hamburg zu keiner Katastrophe gekommen ist. Die Löscharbeiten zogen sich über 15 Stunden hin und rund 300 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Glücklicherweise konnten die Feuerwehrleute die Nuklearfracht rechtzeitig von dem brennenden Schiff bergen. Wäre es zu Freisetzungen von Uranhexafluorid gekommen, hätte das Material nicht mit Wasser in Verbindung kommen dürfen. Uranhexafluorid und Wasser reagieren zur hochgefährlichen Flusssäure. Die Feuerwehr hat sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten vorbildlich verhalten. Sie konnte aber nicht optimal reagieren da sie nicht mit CO2-Löschmittel in ausreichender Menge ausgerüstet war und deshalb zuerst eine Teilentladung des Schiffes vornehmen musste. Das zeigt, dass eine Gefährdung durch Urantonsporte überall an den Transportstrecken besteht. Und überall werden die Rettungskräfte das selbe Problem haben: Sie sind nicht informiert über anstehende Urantransporte und sind nicht entsprechend ausgestattet. Das Verhalten der Verantwortlichen ist alles andere als vorbildlich, da sie es nicht nötig hatten die Bevölkerung über die bestandene Gefahr zu informieren. Aus Sicherheitsgründen hätte das Umfeld des brennenden Schiffs weiträumig evakuiert werden müssen. "Dieser Vorfall zeigt mal wieder deutlich: Atomkraft ist unbeherrschbar. Das gilt eben nicht nur für den Betrieb von AKWs, sondern für die gesamte Produktions- und Abfallkette dieser Hochrisikotechnologie", so Claudia Baitinger, die stellvertretende Sprecherin des Arbeitskreises Atom des BUND NRW.
Die Anti-Atomkraft-Bewegung kritisiert, dass der Betrieb der Brennelemente Fabrik Lingen und der Urananreicherungsanlage Gronau durch die damit verbundenen Atomtransporte auch an weit entfernten Orten ein großes Gefährdungspotenzial darstellen können. Dennoch sind die Uranfabriken in Lingen und Gronau (bislang) vom sogenannten Atomausstieg ausgenommen. In der Urananreicherungsanlage in Gronau und in der Brennelementefabrik in Lingen wird weiterhin Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken vorbereitet und weltweit vermarktet. Dies ist mit vielen weiteren verborgenen Transporten mit LKW, Sonderzügen und mit Schiffen verbunden.
Die Anti-Atomkraft-Bewegung fordert deshalb die sofortige Stilllegung dieser Atomanlagen und die Entwidmung aller Häfen für den Umschlag von radioaktiven Stoffen.
Quelle: BBU