Mücken: Eine kommt, die andere geht
Archivmeldung vom 12.04.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.04.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Manuel SchmidtWissenschaftler von Senckenberg und der Goethe-Universität haben die zukünftige Verbreitung der Asiatischen Tigermücke und der Asiatischen Buschmücke in Europa modelliert. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich die wärmeliebende Tigermücke aufgrund des globalen Klimawandels weiter in den Norden Europas ausbreiten wird. Das Verbreitungsgebiet der verwandten Art, der Asiatischen Buschmücke, die bereits in Deutschland heimisch ist, wird dagegen deutlich kleiner. Beide Mückenarten gelten als Überträger von verschiedenen Viren, die Infektionskrankheiten auslösen, wie beispielsweise den Zika-, Dengue- oder Gelbfieber-Viren.
Die Tigermücke (Aedes albopictus) gehört zu den 100 schlimmsten invasiven Arten und auch deren enge Verwandte, die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) genießt keinen guten Ruf: „Beide Mückenarten sind potentielle Überträger, sogenannte Vektoren, einer Reihe von Infektionskrankheiten auslösenden Viren. Dazu zählen Zika-, Dengue-, West-Nil- oder Chikungunya-Viren“, erklärt Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und der Goethe-Universität Frankfurt und fährt fort: „Wir haben nun untersucht, welche Lebensräume sich zukünftig klimatisch für diese beiden invasiven Arten eignen.“
Ursprünglich aus Asien stammend, haben sich Tiger- und Buschmücken aufgrund der Globalisierung sehr schnell in Europa ausgebreitet. Tigermücken gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten im Mittelmeerraum. Klimpel erläutert: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich das potentielle Verbreitungsgebiet der Tigermücke in Europa durch den Klimawandel nach Norden und Nordosten ausdehnen wird. Für die Buschmücke dagegen bringt die globale Erwärmung eine Verkleinerung des Gebietes mit geeigneten Klimabedingungen in Europa mit sich.“
Das Forscherteam rund um den Frankfurter Parasitologen führte seine Modellierungen unter Verwendung verschiedener Szenarien des Welt-Klimarates (IPCC Intergovernmental Panel on Climate Change) durch. Im Hinblick auf die Frage, welches die wichtigen Umweltfaktoren für eine erfolgreiche Etablierung der Tigermücke in Europa sind, ergab die Studie, dass in Nord- und Osteuropa die Temperatur während der Wintermonate, der entscheidende „limitierende Faktor“ für die Tigermücke ist. Die Mücken sind zwar bis zu einem gewissen Grad an kältere Temperaturen angepasst; liegen die Temperaturen aber unter der kritischen Grenze überleben ihre Eier nicht. „Durch den projizierten Klimawandel werden sich die Grenzen der potentiellen Verbreitungsgebiete aufgrund milderer Winter aber weiter nach Norden verschieben“, ergänzt Klimpel und fährt fort: „In Südeuropa werden wir die Tigermücke dagegen aufgrund der zunehmenden Sommertrockenheit nicht mehr so häufig antreffen, denn die Tiere sind unter anderem für ihre Fortpflanzung auf stehende Gewässer angewiesen.“
Für die Buschmücke, die an kühlere Bedingungen besser angepasst ist, wird sich nach den Ergebnissen der Modellierungen, das Gebiet mit geeigneten Klimabedingungen im Zuge des Klimawandels verkleinern. Ohne Anpassungen an die Klimaveränderungen, würde sich die Art vermutlich in kühlere Gebiete zurückziehen. „Dieser Mücken-Art wird es bei uns zukünftig schlicht zu warm“, fügt Klimpel hinzu.
Stechmücken gelten als die wichtigsten Überträger vektor-assoziierter Infektionserreger und Infektionskrankheiten zählen weltweit immer noch zu den häufigsten Todesursachen. „Wir haben gerade in der jüngeren Vergangenheit mit dem drastischen Auswirkungen von Zika gesehen, dass sich die Welt auf einige seltene, aber besonders gefährliche Erreger, die über Vektoren verbreitet werden, besser vorbereiten muss. Gerade durch den anthropogen verursachten Klimawandel können einige dieser krankheitsübertragenden Arten, die bislang nur in den Tropen und Subtropen vorkommen, auch in Europa geeignete Klimabedingungen finden und sich etablieren. Unsere Modellierungen in Kombination mit langfristigen Überwachungs- und Erfassungsmaßnahmen helfen daher, auf eine mögliche Einwanderung vorbereitet zu sein und frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können“, gibt Klimpel einen Ausblick.
Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen (idw)