Mossuls letzte Zootiere gerettet: VIER PFOTEN bringt Bärin und Löwen nach Jordanien
Archivmeldung vom 11.04.2017
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.04.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNeun Tage lang haben Mitarbeiter der Stiftung für Tierschutz VIER PFOTEN mit einer Bärin und einem Löwen an der Grenze zwischen dem vom irakischen Militär kontrollierten Gebiet und der Region Kurdistan ausgeharrt. Dann endlich durften sie mit den beiden geretteten Wildtieren aus dem zerbombten Motazah Al-Morour Zoo in Mossul die Grenze passieren. Jetzt sind Tiere und Helfer endlich sicher in einer Wildtierrettungs- und Rehabilitierungsstation in Amman (Jordanien) angekommen.
Vor wenigen Minuten betraten Lula und Simba ihre neuen, naturnahen Gehege. Hier können sie sich von den Strapazen des Krieges erholen. Erfahrene Tierärzte und Tierpfleger kümmern sich von nun an um ihr Wohlergehen.
VIER PFOTEN Tierarzt und Leiter der Rettungsmission Dr. Amir Khalil sagt zur Rettung: „Es war eine echte Odyssee. Wir sind überglücklich, dass wir Lula und Simba heil ins "New Hope Centre" bringen konnten, wo sie gut versorgt sind. Hier werden sie ein neues, besseres Leben haben: gutes Futter, medizinische Betreuung und eine artgemäße Umgebung. Die permanente Gefahr einer nahen Kriegszone und die Bombenexplosionen im Hintergrund sind endlich Vergangenheit.“
Rückblick: Der erste Rettungsversuch
Auf ihrem Weg in ein sicheres Zuhause mussten die Tiere ein wahres Martyrium durchstehen. Am 28. März reiste das VIER PFOTEN Team für den ersten Rettungsversuch in Mossul ein. Die Tierschützer konnten Bärin Lula und Löwe Simba betäuben, in Transportkisten verladen und zur Grenze von Mossul bringen. Doch es kam zu einem abrupten Stopp am Checkpoint nahe der Grenze. Das irakische Militär brachte die Tiere in den Zoo zurück. Das VIER PFOTEN Team musste Mossul verlassen.
Zweiter Rettungsversuch
Tierarzt Dr. Khalil und sein Team verhandelten mit dem irakischen Militär und den Behörden und reisten zwei Tage später abermals in Mossul ein. Wieder wurden die Tierschützer und die Zootiere am Checkpoint nahe der Grenze von Mossul gestoppt. Tagelanges Warten und weitere Verhandlungen begannen, während Lula und Simba in ihren Transportkisten am Checkpoint festsaßen. Trotz der schwierigen Umstände konnte das VIER PFOTEN Team die Tiere gut versorgen und Futter und Wasser für sie organisieren. Dr. Khalil war während dieser schweren Zeit bei ihnen. Er schlief in einem kleinen Raum, den ihm das Militär am Checkpoint zur Verfügung stellte. Khalil: „Unsere Mission im Irak wurde von so vielen lokalen Helfern unterstützt und zeigt, dass man selbst in schwersten Zeiten Menschen finden kann, denen das Schicksal von Tieren am Herzen liegt. Die Menschlichkeit der zivilen Bevölkerung und des Militärs hat mich sehr berührt. Viele Soldaten haben sogar großzügig ihr Essen mit den Tieren geteilt.“
Abgemagert und krank
Der Zoo in Mossul war vor über einem Monat durch den bewaffneten Konflikt zwischen dem IS und irakischen Streitkräften von mehreren Bomben getroffen und schwer beschädigt worden. Etwa 40 Tiere verhungerten, starben direkt durch Bombenangriffe oder entkamen aus ihren beschädigten Gehegen. Lula und Simba überlebten mit knapper Not, doch auch sie sind stark abgemagert und leiden durch die Mangelernährung und die fehlende medizinische Versorgung an zahlreichen Krankheiten. Die Bärin hat eine Lungenentzündung, der Löwe starke Gelenkprobleme. Beide Tiere haben zudem extrem schlechte Zähne.
Über das Schutzzentrum in Jordanien
Das "New Hope Centre" in Amman ist eine Rettungs- und Rehabilitationsstation, mit der VIER PFOTEN kooperiert. VIER PFOTEN hat den Bau der Station, die von der Princess Alia Foundation im Januar 2010 ins Leben gerufen wurde, finanziell unterstützt. Die Station bietet Tieren, die aus furchtbaren Haltungsbedingungen gerettet werden konnten, ein artgemäßes neues Zuhause, Rehabilitation und medizinische Versorgung.
Quelle: VIER PFOTEN