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Ulmer Biologen untersuchen Futterwahl von Vögeln

Archivmeldung vom 12.01.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.01.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
An Futterstellen im Biodiversitäts-Exploratorium Schwäbische Alb bevorzugten Vögel eindeutig fetthaltige Kost
Quelle: Foto: privat/Renner (idw)
An Futterstellen im Biodiversitäts-Exploratorium Schwäbische Alb bevorzugten Vögel eindeutig fetthaltige Kost Quelle: Foto: privat/Renner (idw)

Die kalte Jahreszeit stellt Vögel, die nicht in den warmen Süden fliegen, vor Herausforderungen bei der Nahrungssuche: Viele Futterquellen sind gar nicht oder nur unzureichend vorhanden, erschwerend kommt womöglich eine Schneedecke hinzu. Um den gefiederten Tieren zu helfen, richten viele Menschen zusätzliche Futterstellen ein – unter Experten eine strittige Praxis. Aber welche Nahrung bevorzugen einheimische Vögel im Winter? Und inwiefern beeinflussen etwa das Wetter oder der Waldtyp die Futterwahl?

Im Zeitraum November bis April (2010/11) haben Forscher der Universität Ulm Vögel auf der Schwäbischen Alb beobachtet und ihre Nahrungspräferenzen dokumentiert
Quelle: Foto:privat/Schweizer (idw)
Im Zeitraum November bis April (2010/11) haben Forscher der Universität Ulm Vögel auf der Schwäbischen Alb beobachtet und ihre Nahrungspräferenzen dokumentiert Quelle: Foto:privat/Schweizer (idw)

Um diese und andere Fragen zu beantworten, haben Wissenschaftler um Dr. Swen Renner (Institut für Experimentelle Ökologie) elf Vogelarten in Buchen- und Fichtenwäldern des Biosphärengebiets Schwäbische Alb beobachtet. Ihre jetzt im Online-Journal PLOS ONE erschienene Studie berücksichtigt erstmals die Einflussfaktoren Wetterbedingungen, Jahreszeit und Waldbewirtschaftung auf die Futterwahl der Tiere. Die wichtigste Botschaft: „Vögel, die im Winter Nahrungsknappheit erfahren, bevorzugen fetthaltiges Futter“, so Swen Renner.

Im Zeitraum November bis April (2010/11) haben die Forscher das Verhalten von über 8500 Vögeln, darunter Meisen, Kleiber, Spechte, Eichelhäher und Finken, an Futterstellen in Buchen- und Fichtenwäldern dokumentiert. Begleitend wurde die Außentemperatur gemessen und eine mögliche Schneedecke registriert. Auch dank eigens installierter Kameras konnten die Biologen Futterpräferenzen und die allgemeine Aktivität der Vögel über 280 Stunden festhalten.

Insgesamt zogen die gefiederten Waldbewohner fetthaltige Nahrung kohlenhydratreichem Futter und Früchten vor – so können sie den Energieverlust an kalten Tagen wohl am besten ausgleichen. Diese Präferenz haben die Wissenschaftler für beide Waldtypen und alle Vogelarten nachgewiesen. „Der Waldtyp scheint keinen Einfluss auf die Futterwahl der beobachteten Vögel zu haben“, erklärt Swen Renner. Auch die Wetterlage und der Jahreszeitenwechsel änderten nichts an der bevorzugten Nahrung. Allerdings nahm die Aktivität an Futterstellen bei Minusgraden, womöglich mit Schneedecke, deutlich zu. Insgesamt waren die elf beobachteten Vogelarten in Buchenwäldern mit fetthaltigen Bucheckern als Nahrungsquelle aktiver als in Fichtenwäldern.

Die Ergebnisse der Forscher von der Universität Ulm, dem Harrison Institute im britischen Sevenoaks und der Universidade Federal de Minas Gerais (Belo Horizonte, Brasilien) sind einmalig. Vorherige Untersuchungen zur Futterwahl von Vögeln haben sich vor allem auf städtische Gebiete oder auf die Brutzeit konzentriert. Sollten Tierfreunde also im Winter fetthaltige Nahrung zufüttern? „Aus unserer Studie lässt sich ableiten, dass zusätzliche Futterstellen zumindest nicht schaden, wenn Schnee liegt“, sagt Swen Renner.

Die jetzt in PLOS ONE erschienene Studie ist im Biodiversitäts-Exploratorium Schwäbische Alb entstanden. Das 420 Quadratkilometer große Exploratorium ist mit zahlreichen Messstationen („Experimentierplots“) ausgestattet und wird als Langzeitprojekt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert. Für die Instandhaltung sowie die Forschung zu Vögeln und Fledermäusen im Gesamtprojekt ist das Institut für Experimentelle Ökologie an der Uni Ulm zuständig. Bundeweit gibt es vergleichbare Projekte in der Schorfheide-Chorin (Brandenburg) und im thüringischen Hainich-Dün. In den drei Gebieten untersuchen insgesamt rund 300 Wissenschaftler die Artenvielfalt, Klima und Boden sowie Auswirkungen der Landnutzungsintensität. Dank ähnlicher Experimentierplots sind Datensammlungen aus den drei Exploratorien gut vergleichbar.

Quelle: Universität Ulm (idw)

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