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Deutsche Wildtier Stiftung fordert: Schluss mit Windkraft im Wald

Archivmeldung vom 30.01.2016

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.01.2016 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: Deutsche Wildtier Stiftung
Bild: Deutsche Wildtier Stiftung

Bereits vor mehr als einem halben Jahr warnte die Deutsche Wildtier Stiftung eindringlich vor Windkraft im Wald contra Artenschutz – und brachte damit einen Stein ins Rollen. Jetzt hat die Initiative „Rettet Brandenburg“ ihr Volksbegehren zur Einschränkung von Windkraftanlagen gestartet. 96 Bürger-Initiativen fordern - neben einem größeren Mindestabstand von Windrädern zu ihren Wohnhäusern – auch ein striktes Verbot der stählernen Todesfallen für Vögel und Fledermäuse im Wald. Die Deutsche Wildtier Stiftung unterstützt den Protest der Bürger.

„Die Windenergie eilt in Deutschland von Rekord zu Rekord und dringt dabei immer weiter in naturnahe Gebiete vor, in denen gefährdete Wildtiere zu Hause sind. Jedes Jahr sterben in Deutschland mindestens 240 000 Fledermäuse, weil ihnen der erzeugte Unterdruck die Lungen zerreißt“, erklärt der Vorsitzende der Deutschen Wildtier Stiftung, Fritz Vahrenholt. „Dass Windenergieanlagen seltene Tierarten gefährden, die nie wiederkommen, wenn sie einmal ausgestorben sind, wissen die Verantwortlichen in den jeweiligen Landesregierungen“, betont der Vorsitzende. „Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg haben eine besondere Verantwortung für Greifvögel wie den Schreiadler oder den Rotmilan. Wir fordern einen Abstand von 6 km von einer Windkraftanlage zu einem Schreiadlerhorst. Damit wäre der gesamte Nordosten Brandenburgs eine Tabuzone für Windkraftanlagen.“

Deutsche Wildtier Stiftung verzeichnet Zunahme krimineller Machenschaften beim Bau von Windkraftanlagen

Während in Paris der Klimagipfel tagt, laufen in Deutschland die Kettensägen. Um Platz für Windenergieanlagen zu schaffen, werden immer häufiger geschützte Horstbäume illegal gefällt und Vögel getötet. Einen rasanten Anstieg solcher Straftaten belegen Recherchen von Deutscher Wildtier Stiftung, Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) und Komitee gegen den Vogelmord. Bisher wurden mindestens 40 Fälle illegaler Verfolgung von Großvögeln im Umfeld von neuen oder geplanten Windparks registriert. Meistens wurden die Nester (Horste) zerstört oder die Bäume samt Horst gefällt. In mindestens einem Fall wurden Jungvögel im Nest erschlagen. Mit Abstand häufigstes Opfer ist der Rotmilan. Aber auch beim extrem seltenen Schreiadler wurden mehrfach Nester zerstört.

„Das sind keine Dumme-Jungen-Streiche, sondern Straftaten gegen streng geschützte Arten. Darauf stehen bis zu fünf Jahre Gefängnis“, betont Prof. Dr. Fritz Vahrenholt. „Die Tötungen und Horstzerstörungen sind eine völlig neue Dimension der Gefährdung von Tierarten durch Windkraftanlagen“, so Prof. Vahrenholt. „Biodiversität und Artenschutz werden unter dem Deckmantel der Windenergie und des Klimaschutzes gnadenlos geopfert“.

In bisher zehn Bundesländern wurden solche Straftaten registriert. Skrupellose Geschäftemacher schaffen Tatsachen mit der Kettensäge! Denn geltende Abstandsregelungen würden in den meisten Fällen den Bau von Windenergieanlagen verbieten. Der Wert eines Grundstücks, auf dem ein Windpark errichtet werden soll, lässt sich mit der Kettensäge über Nacht enorm steigern: Pro Anlage kann ein Eigentümer mit Pachteinnahmen von rund 1,6 Millionen – also 80 000 Euro pro Jahr für 20 Jahre - rechnen.

Die Rechercheergebnisse der Naturschützer zeigen eine erschreckende Tendenz auf: Wurden vor zwei Jahren bundesweit sechs Fälle registriert, waren es 2014 bereits zehn. Im laufenden Jahr 2015 wurden bis November 19 Zerstörungen von Horsten und Vogel-Tötungen gemeldet. Betroffen sind neben Rotmilan und Schreiadler auch andere windkraftsensible Arten wie Seeadler, Schwarzstorch, Baumfalke und Fledermäuse. Fast alle Fälle wurden zur Anzeige gebracht. Die Deutsche Wildtier Stiftung rechnet in den kommenden Monaten mit weiteren Straftaten, denn Bäume werden meistens im Winterhalbjahr gefällt. „Auch der Ausbau der Windenergie geht ungebremst voran – deshalb ist eine erneute Welle von Horstzerstörungen zu befürchten“, sagt Prof. Vahrenholt. Die Deutsche Wildtier Stiftung erneuert ihre Forderungen nach einem Moratorium für Windkraftanlagen im Wald.

Wer solche Fälle feststellt, sollte diese dokumentieren und anzeigen sowie die Deutsche Wildtier Stiftung informieren. Mehr dazu hier: http://www.naturwende.de/zeugen-gesucht-wo-wird-windpark-planung-zum-kriminalfall/

Mecklenburg-Vorpommern: Viele Windräder nur 3 km von Adlerhorst entfernt!

Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern weisen derzeit neue Eignungsgebiete für den Bau von Windenergieanlagen im Brutgebiet des Schreiadlers aus. Die Deutsche Wildtier Stiftung warnt: Etwa die Hälfte der im Entwurf vorliegenden Eignungsgebiete (70 von 142) sind weniger als 6 km von Schreiadlerbrutplätzen entfernt, 14 sogar weniger als 3 km! Für den störungsempfindlichen Schreiadler ist das eine Katastrophe. „Nur erhebliche Änderungen können dem bedrohten Vogel, der auf der Roten Liste steht, noch helfen“, erklärt Dr. Jochen Bellebaum von der Deutschen Wildtier Stiftung. Schreiadler in Mecklenburg-Vorpommern leben in Todesgefahr. Immer wieder kommt es zu tödlichen Zusammenstößen der Vögel mit den Rotorblättern der Windenergieanlagen. Die Jungvögel verunglückter Adler verhungern!

Till Backhaus, Landwirtschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, im Interview mit dem NDR: „Dort, wo seltene Arten vorkommen, haben wir zu akzeptieren, dass dann dort auch keine Windeignungsgebiete ausgewiesen werden.“ Weitere Infos im NDR-Beitrag!

Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung

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