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Aktueller Emissionshandel hilft Tropenwald auch nicht

Archivmeldung vom 24.11.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.11.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Jährlich werden weltweit rund 13 Millionen Hektar Wald abgebrannt oder gerodet. Diese Zerstörung trägt mit zirka 20 Prozent der globalen Treib-hausgasemissionen wesentlich zum Klimawandel bei. Könnte also der zur Klimarettung angeschobene Handel mit CO2-Emissionsrechten dem Tropenwald und dem Klima helfen? Diese Frage beschäftigte in der vergangenen Woche eine Expertenrunde, zu der die Linksfraktion im Bundestag eingeladen hatte.

Gerade erst berichtet das britische Wissenschaftsjournal »Nature«, dass die USA ihre Forschungsprojekte zur Untersuchung des Einflusses von CO2 und Waldwachstum einstellen wollen, weil die Methodik nicht ausgereift ist. Wenn man das Kernproblem der Debatte, zu der die umweltpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Eva Bulling-Schröter, eingeladen hatte, benennen wollte, so ist es das gleiche: Es gibt international bei Verhandlungen noch nicht einmal Einigkeit darüber, was im Sinne eines Abkommens »Wald« ist, geschweige denn allgemein akzeptierte Zertifizierungssysteme, die den Schutz der noch zu definierenden Wälder glaubwürdig bestätigen könnten. Im Einführungsvortrag berichtete Anke Herold vom Öko-Institut Berlin über die Überraschungen bei der Recherche zu dem 2005 initiierten Konzept »Reducing Emissions from Deforestation and Degradation in Developing countries (Reduzierung der Emissionen durch Entwaldung und Walddegradation in Entwicklungsländern – REDD). So wird von den Initiatoren versichert, es gebe gute Möglichkeiten, die bisherigen Verluste und den künftigen Zustand durch Satellitenbilder zu erkennen. Doch bei genauerer Nachfrage erweisen sich diese Daten trotz längerer Zeitreihen als unzureichend. Zum einen sind von vielen Gebieten wegen Wolkenbedeckung nur unregelmäßig Bilder verfügbar. Zum anderen zeigt ein Vergleich der nationalen Statistiken in Brasilien, die automatisiert anhand der Satellitenbilder erstellt wurden, mit jenen der Bundesstaaten, die mit Vorort-Daten abgeglichen sind, Diskrepanzen im Bereich mehrerer Prozent. Darüber hinaus gibt es keine verlässlichen Modelle, wieviel CO2 ein Hektar Wald tatsächlich bindet.

Verifizierungsprobleme zeigten sich auch bei Johannes Ebeling vom britischen Projektmanagement-Unternehmen EcoSecurities und Reinhard Wolf, Waldexperte bei der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (gtz) als wesentlicher Schwachpunkt. Allerdings waren vor allem diese beiden darin einig, dass angesichts des Scheiterns des klassischen Tropenwaldschutzes jeder Mechanismus willkommen sei, der helfen könnte, die Waldverluste durch konkurrierende Nutzungen – etwa Landwirtschaft oder Energiepflanzenplantagen – zu reduzieren. Ein tauglicher Mechanismus müsse aber die indigene Bevölkerung einbeziehen.

Martin Kaiser von Greenpeace merkte allerdings an, dass Deutschland und die EU bereits zwei weitaus einfachere Gelegenheiten ausgelassen hätten, Tropenwälder zu schützen: zum einen habe der Bundestag bis heute das von Rot-Grün geplante Gesetz zum Verbot des Importes illegal geschlagener Tropenhölzer nicht verabschiedet und zum anderen gehe von der Beimischungsvorschrift für Biosprit ein deutlicher ökonomischer Anreiz zur Umwandlung von Tropenwäldern in Ölpalmenplantagen und Maisfelder aus. Deshalb dürfe ein Handelssystem beim Waldschutz auf keinen Fall zur Verrechnung im bisherigen CDM-System führen.

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