Ölverschmutzung auf katastrophal hohem Niveau
Archivmeldung vom 09.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGreenpeace schätzt, dass der Rohöltanker "Flawless", der im Verdacht steht die Ölpest in der Ostsee ausgelöst zu haben, heute oder morgen Port Said am Mittelmeer erreichen wird. Dort muss nach Meinung der Umweltschutzorganisation auf jeden Fall das so genannte Öltagebuch des Schiffes überprüft werden.
Nur dann können die Behörden feststellen, ob das Schiff die Katastrophe vor der estnischen Küste Ende Januar ausgelöst hat, in dem es unerlaubt Öl ins Meer gepumpt hat. Weit über 10.000 Vögel sind nach ersten Schätzungen bereits gestorben.
"Der jährliche schleichende Öleintrag in die Ostsee wird auf über
20.000 Tonnen geschätzt. Das ist jedes Jahr ein Tankerunfall, von dem
kaum jemand etwas mitbekommt", sagt Christian Bussau,
Schifffahrtsexperte bei Greenpeace. "Was wir jetzt sehen, ist nur die
Spitze des Eisberges. Praktisch jeden Tag leiten Schiffe illegal Öl
ein. Die Behörden sind machtlos, ihnen fehlen Geld und Personal. Wie
viele Tiere im Jahr durch diese Verschmutzung sterben, weiß niemand."
Durch illegale Einleitungen der Schifffahrt und Schiffsunfälle
gelangen in die Ostsee jedes Jahr zwischen 2.000 und 7.000 Tonnen.
Die restlichen 13.000 Tonnen setzen sich zusammen aus Einträgen über
Luft und Flüsse. Pro Jahr werden mehrere Hundert Ölverschmutzungen
in Nord- und Ostsee bei der Luftüberwachung festgestellt. Das
internationale MARPOL Übereinkommen regelt die Verhinderung der
Verschmutzung der Meeresumwelt durch Öl und ölhaltige Gemische.
Ostsee und Nordsee sind als Sondergebiete ausgewiesen. Dort ist das
Einleiten von Öl oder öligen Gemischen aus jedem Öltankschiff und aus
jedem anderen größeren Schiff verboten. Doch trotz dieser Gesetze ist
die Situation für Nord- und Ostsee höchst unbefriedigend.
Bussau: "So kann es nicht weiter gehen. Die Kontrollen der
Schiffe in den Häfen müssen verschärft werden. Anhand der
Öltagebücher lässt sich feststellen, ob die Schiffe illegal Öl
einleiten. Außerdem muss die Luftüberwachung verstärkt werden und die
Strafen für die Ölsünder müssen drastisch erhöht werden.
Ölverschmutzung der Meere ist kein Kavaliersdelikt. Man kann die
'Flawless' jetzt in Port Said schnappen." Der Rohöltanker "Flawless"
fährt unter der Flagge von Liberia, ist 274 Meter lang und wurde 1991
gebaut. Am 5. Februar passierte das Schiff Gibraltar.
Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Öl-Einleitungen die
Meereslebewesen stark schädigen. Kleinste Mengen werden im Meerwasser
verteilt und von den Organismen aufgenommen. Sie gelangen so in die
Nahrungskette, wo sie sich als Schadstoffe im Organismus von Würmern,
Muscheln, Krebsen, Seesternen, Fischen, Seevögeln und Meeressäugern
anreichern können. Dies kann zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen
führen. Über die Nahrungskette können die Schadstoffe schließlich
auch zum Menschen gelangen.
Um auf die vielen Bedrohungen der Weltmeere aufmerksam zu machen,
ist Greenpeace seit November 2005 mit dem Flaggschiff "Esperanza" auf
den Ozeanen unterwegs. Die einjährige Greenpeace-Expedition steht
unter dem Motto "SOS Weltmeer". Walfang, Überfischung, Verschmutzung
durch Öl und andere Einleitungen stehen dabei im Mittelpunkt der
Expedition.
quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.