Kahlgrund: Feuer frei - auf die Fuchseltern
Archivmeldung vom 10.01.2020
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Freigeschaltet durch André OttSpätestens mit dem ersten Vollmond des Jahres beginnen landauf, landab die sogenannten "Fuchswochen". Manche Jägervereinigungen nennen sie auch "Raubwildwochen" oder gar "Artenschutzwochen". Dann werden über einen Zeitraum von zwei bis sechs Wochen jeweils möglichst viele Jäger und Jägerinnen einer Region auf den Fuchs ansitzen.
Die bereits im Dezember beginnende Paarungszeit der Füchse lässt die Tiere unvorsichtig sein. Oft schneebedeckter Boden und der Mondschein tun ein Übriges, um den Jägern die Beute leicht zu machen: "Rekordstrecken" von über 200 getöteten Tieren meldete in der Vergangenheit zum Beispiel die Jägervereinigung Kahlgrund, beim bayerischen Aschaffenburg, nicht weit von Frankfurt gelegen.
In Bayern und in vielen anderen Flächenländern gibt es nicht einmal eine Schonzeit für Füchse. Julia Klöckner und Kolleginnen und Kollegen in den Bundesländern halten es wohl auch nicht für erforderlich, ihre eigenen Gesetze durchzusetzen. So sieht der Paragraf 22 Absatz 4 des Bundesjagdgesetzes vor, dass die für die Aufzucht erforderlichen Elterntiere nicht bejagt werden dürfen. Die Kontrolle überlässt der Gesetzgeber der Verantwortung der Jäger. Wenn man bei den Behörden nachfragt, bekommt man die Standardantwort: "Das hat sich so bewährt."
Es hat sich also bewährt, dass seit Jahrzehnten Jahr für Jahr im Januar und Februar zunächst die Väter der künftigen Fuchsgenerationen und spätestens ab Mitte Februar auch die Füchsmütter der schon im Bau wartenden Welpen erschossen werden. Durch den Tod des Fuchsrüden verliert die Fuchsfamilie in vielen Fällen den Hauptversorger. Die Überlebenschancen der kleinen Welpen gehen signifikant zurück. Ein Welpe, der im Februar oder im März seine Mutter verliert, verhungert oder erfriert. Die Kahlgrunder Naturschützer mit dem "grünen Abitur" wollen in diesem Jahr noch bis zum 6. März Füchse, Dachse, Marder und Waschbären jagen.
Diese Tiere sterben einen völlig sinnlosen Tod. Über 95 Prozent aller ca. 700.000 in Deutschland getöteten Füchse, Waschbären, Marder, Dachse landen im Sondermüll oder werden verbuddelt. Die natürliche Geburtenbeschränkung weicht durch die intensive Jagd einer extremen Reproduktion. Spätestens im folgenden Herbst gibt es dann, auch durch Zuwanderung, wieder genauso viele Füchse, wie bisher. Ein Fuchs, der in freier Wildbahn 8-10 Jahre alt werden könnte, bringt es in Deutschland im Schnitt nicht einmal auf zwei Jahre. Es ist auch nicht erkennbar, dass der Deutsche Jagdverband da irgendwelche ethischen Bedenken hätte - das jährliche Massaker läuft wohl unter dem Label "waidgerechte Jagd".
Quelle: Wildtierschutz Deutschland e.V. (ots)