So sehr leiden finnische "Monsterfüchse" für den deutschen Modemarkt
Archivmeldung vom 08.12.2020
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Freigeschaltet durch André OttDem Deutschen Tierschutzbüro liegt umfangreiches Bildmaterial aus insgesamt vier finnischen Fuchsfarmen vor. Die Aufnahmen sind in den letzten Wochen von Aktivist*innen der Tierrechtsorganisation erstellt worden. Finnland ist aktuell immer noch der größte Fuchsfellproduzent Europas. Knapp 2 Millionen Füchse wurden 2019 in Finnland gezüchtet, ganze Landstriche bestehen im Grunde nur aus Pelzfarmen.
Ca. 700 Farmen gibt es derzeit in Finnland, davon rund 600 Fuchsfarmen. Dabei hat die Pelzlobby die finnische Regierung fest im Griff. So ist das dortige Tierschutzgesetz 20 Jahre alt und müsste dringend überarbeitet werden.
"Bei Recherchen in deutschen Modengeschäften ist uns immer wieder aufgefallen, dass mit Fuchsfellen aus Finnland und dem angeblichen Qualitätssiegel "Saga-Furs" geworben wird" so Denise Weber, Sprecherin vom Deutschen Tierschutzbüro. So fanden die Tierrechtler*innen bei den Marken Max Mara, Woolrich, Parajumpers, Peuterey, Toni Sailer und Sportalm / Seeberger sowie bei der Rheinischen Kaufhauskette "Sinn" entsprechend finnisches Fuchsfell mit dem Hinwies auf "Saga-Furs". Laut Angaben von "Saga Furs", werden die Tiere auf den Farmen besonders artgerecht gehalten und dieses würde regelmäßig kontrolliert werden. "Die uns vorliegenden Aufnahmen zeigen etwas völlig anderes. Sie zeigen leidende Tiere in engen Käfigen, ein Leben in der Hölle" kritisiert Weber.
Die Zustände auf den dokumentierten Farmen sind dramatisch und grausam. In den engen Käfigen steht den Füchsen gerade einmal 1 qm² Platz zur Verfügung. Die Gitterböden drücken sich in die empfindlichen Pfoten, Auslauf gibt es nicht. Viele der Tiere haben Verletzungen, sind krank und müssen in ihrem eigenen Kot ausharren. Die Aufnahmen zeigen auch sogenannte "Monsterfüchse". Das sind Füchse, die mit 20 Kilogramm fünfmal so viel wiegen, wie "normale" Polarfüchse. Die Pelzfarmer*innen züchten die riesigen Füchse, da diese durch die vergrößerte Oberfläche auch mehr Fell ansetzen. Somit konnte die "Produktivität" gesteigert werden, jedoch auf Kosten der Tiere. In den Falten des Fells entstehen immer wieder Entzündungen und der massive Fellwuchs hat zudem Auswirkungen auf die Augen der Füchse. Diese entzünden sich immer wieder, weil das Fell über dem Auge der Tiere hängt und es permanent die Augen reizt. "Es sind Zustände, die es laut der finnischen Pelzlobby und "Saga Furs" nicht mehr auf Farmen geben würde, doch unsere Undercover-Aufnahmen zeigen, dass sich in den letzten Jahren auf den Pelzfarmen überhaupt nichts verändert hat" kritisiert Weber. Besonders pikant: Vor allem auf den dokumentierten "Saga-Furs" Farmen leiden die Tiere aufgrund der katastrophalen Zustände, zudem bestehen massive Tierschutzprobleme.
Bei "Saga Furs" handelt es sich um ein finnisches Auktionshaus für Tierfelle, bei dem Modelabels Pelze für ihre Kollektionen einkaufen können. "Auch Modelabels, die in Deutschland verkauft werden, ordern in dem Auktionshaus die Pelze" so Weber. Dabei ist die Pelzbranche derzeit aufgrund von Corona sehr angeschlagen. Auf verschiedenen Nerzfarmen wie z.B. in den Niederlanden und Dänemark haben sich die Tiere mit dem Corona-Virus über die Arbeiter*innen infiziert. Dabei gab es auch Rückübertragungen zurück auf die Menschen, allerdings handelt es sich dabei um eine mutierte Form des Virus. Das macht den Wissenschaftler*innen und den Regierungen aktuell große Angst und so werden die Tiere derzeit millionenfach auf den Farmen durch Vergasung getötet, allerdings ohne das Fell später zu verwenden. Zudem gibt es die These, dass das Corona-Virus von Pelztieren in China stammen könnte und dann auf andere Tiere überging und schließlich auf den Menschen übertragen wurde.
"Jedes Jahr im November und Dezember findet auf den Pelzfarmen die sogenannte Pelzernte, also das große Töten, statt, denn nach nur wenigen Monaten ihres Lebens wird den Tieren das Fell über die Ohren gezogen. Dazu werden sie aus den engen Käfigen gezogen und entweder vergast oder per Stromschlag getötet. Ein grausamer Tod, der auf ein grausames Leben folgt" so Weber. Die Bildaufnahmen aus Finnland zeigen erneut auf, dass Pelztierzucht immer mit Tierquälerei einhergeht, es gibt keine artgerechte Haltung von Pelztieren. Daher empfiehlt das Deutsche Tierschutzbüro keinen Pelz und generell auch keine Produkte mit Pelz wie z.B. an Jackenkragen oder Mützen zu kaufen. Auch Kunstpelz stellt keine Alternative dar, da die Verbraucher*innen nur schwer Echt- von Kunstpelz unterscheiden können und vermeintlicher Kunstpelz sich oft als Echtpelz entpuppt.
Über die aktuelle Recherche auf finnischen Fuchsfarmen berichtet HEUTE exklusiv ZDF Frontal 21 ab 21:00 Uhr. Weitere Informationen finden Sie im Anschluss unter www.tierschutzbuero.de
Quelle: Deutsches Tierschutzbüro e.V. (ots)