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Wie überleben Tiere in der Wüste?

Archivmeldung vom 21.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Carsten Schuldt  / pixelio.de
Bild: Carsten Schuldt / pixelio.de

Forscher des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) untersuchen erstmals systematisch, wie sich größere Wildtiere an extreme Trockenheit und Hitze in Wüstenregionen angepasst haben.

Sie gehört zu den trockensten und unwirtlichsten Gebieten der Erde: die Namib-Wüste in Namibia, dem ehemaligen Deutsch-Südwest-Afrika. Tagsüber herrschen hier bis zu 50 Grad Celsius, nachts um Null Grad. An manchen Stellen regnet es zehn Jahre lang nicht. Die Natur hat jedoch dafür gesorgt, dass dieser Landstrich trotzdem belebt ist (obwohl Namib in der Sprache der Eingeborenen das „leere Land“ bedeutet). Diese nahezu konstanten Umweltbedingungen ermöglichten es, dass sich Lebewesen an diesen Extremstandort anpassen konnten.

Welche Strategien insbesondere große Wildtiere in der Wüste entwickelt haben, um ihren Nahrungsbedarf und ihren Durst zu stillen, das interessiert die Forscher Dr. Christian Voigt und David Lehmann vom Leibniz-Institut für Zoo und Wildtierforschung. „Im Zuge der Klimaerwärmung und sich ausbreitender Wüsten wird es immer wichtiger zu verstehen, wie Tiere in extrem trockenen und heißen Gebieten überleben können“, sagt Voigt. Zwar wisse man schon einiges, etwa dass Nashörner auf der Suche nach Wasser weit wandern und Elefanten Meister im Aufspüren verborgener Wasseradern sind. Viele Wüstenbewohner und ihre Überlebensstrategien stellen die Forscher aber noch vor Rätsel.

In einem neuen Projekt wollen die Forscher nun zwei der Namib-Bewohner besonders unter die Lupe nehmen: die Oryx-Antilope, auch Spießbock oder Gemsbock genannt (Oryx gazella), und den Springbock (Antidorcas marsupialis). Die Tiere gelten als „Flagship-Art“: Sie sind weithin bekannt und verbreitet und haben dadurch nicht nur eine Bedeutung für das Ökosystem, sondern auch eine wirtschaftliche, da sie den Einheimischen als Nahrung dienen. Die Oryx-Antilope hat es sogar auf das namibische Wappen geschafft.

Die Oryx-Antilope frisst vor allem Gräser, daher gehen die Forscher davon aus, dass sie ohne zusätzliches Wasser auskommt. Sicher sind sie sich aber nicht. „Vielleicht suchen die Tiere auch unbekannte Wasserstellen in den unzugänglichen Wüstenregionen auf“, sagt Voigt. Die Forscher wollen sie deshalb mit GPS-Sendern bestücken, um ihre Wanderungen zu verfolgen. Im Gegensatz zur Oryx-Antilope zupft der Springbock vor allem Blätter von Büschen. Aufgrund dieser unterschiedlichen Nahrungsnischen können die Arten vermutlich nebeneinander existieren.

Die Forscher interessiert vor allem, welche Nahrung die beiden Arten im Laufe eines Jahresverlaufes zu sich nehmen. Dazu werden sie die Hörner von gejagten Tieren untersuchen. Ähnlich wie bei Baumringen können sie im Hornquerschnitt über die Messung von Stabilisotopen die Nahrungsaufnahme über Jahre zurück verfolgen und so auch Zusammenhänge mit dem Klima aufspüren. Woher das Körperwasser der Tiere stammt, wollen sie mit Hilfe von Wasserstoffisotopen herausfinden. Diese sind bei pflanzlichem Wasser anders zusammengesetzt als etwa bei Grundwasser oder Tau. Die Untersuchungen sollen den Forschern Rückschlüsse darauf geben, wie Huftiere auf das weltweite Problem der Versteppung reagieren. Wichtig ist ihnen, das Projekt gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung durchzuführen.

Deshalb gehört zum Team auch der Namibier Dr. John K. Mfune von der Universität Windhoek. Voigt ist sich sicher, dass sie von der einheimischen Bevölkerung viel lernen können. Gleichzeitig wolle man namibische Studenten in diesem Kooperationsprojekt auch in Ökologie- und Wildtiermanagement ausbilden. Die Forscher suchen aber noch nach zusätzlichen Finanzierungsquellen, denn insbesondere die GPS-Sender sind teuer. Für Aufmerksamkeit können die faszinierenden Naturfotos sorgen, mit denen der französische Doktorand David Lehmann die Arbeiten dokumentiert.

Quelle: Forschungsverbund Berlin e.V.

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