Artenvielfalt kann Ökosystem auch schaden
Archivmeldung vom 19.10.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittUnter gewissen Umweltbedingungen kann ein erhöhter Artenreichtum auch dazu führen, dass ein Ökosystem instabiler wird. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommen Wissenschaftler der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit Kollegen der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung & Gewässerschutz (Eawag).
Neue Videoauswertungstechnik
In einem Experiment haben die Experten als Modellorganismen sechs Arten von Wimpertierchen eingesetzt. Das sind winzige, im Wasser lebende Einzeller. Diese Tierchen steckten die Forscher in unterschiedlicher Anzahl und Kombination in Probengläser und erzeugten so Mini-Ökosysteme, die sie daraufhin bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad gedeihen liessen. Die erhöhten Temperaturen simulierten eine klimatische Veränderung, da die verwendeten Wimpertierchen normalerweise bei 15 Grad Celsius leben. Die Biomasseproduktion wurde per Videoauswertungstechnik untersucht.
Ein eigens entwickelter Algorithmus ermöglichte es, die Wimpertierchen-Arten in den rund 20.000 Videosequenzen zu bestimmen, die von den zahlreichen Proben unter dem Mikroskop aufgenommen wurden. Das auf den ersten Blick widersprüchliche Ergebnis: Eine hohe Artenvielfalt fördert und hemmt die Ökosystemstabilität gleichzeitig. "Ökologische Stabilität ist komplex und besteht aus verschiedenen Komponenten. Das Experiment zeigt, wie sich die Artenvielfalt unterschiedlich auf die einzelnen Stabilitätskomponenten auswirkt", so Erstautor der Studie, Frank Pennekamp. Je vielfältiger die Artengemeinschaft in den Mini-Ökosystemen war, desto weniger schwankte die Biomasseproduktion - unabhängig von der Temperatur. Bei höheren Temperaturen produzierten die Einzeller durch das Mehr an Arten weniger Biomasse.
Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann