Wie nützliche Insekten Rosen zu makelloser Schönheit verhelfen
Archivmeldung vom 06.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVorzugsweise mit Rosen wird am Valentinstag den Gefühlen Ausdruck verliehen. Wenn aber schon etwas durch die Blume gesagt wird, dann darf keine Blattlaus, keine braune Stelle auf der Blüte, kein weißer Fleck auf dem Blatt ihre makellose Schönheit trüben. Genau diese hohen Qualitätsanforderungen ließen Rosenproduzenten bisher davor zurückschrecken, Schädlinge wie Thripse oder Weiße Fliegen mit natürlichen Gegenspielern zu bekämpfen.
Zudem war unklar, ob sich diese biologische Bekämpfung rechnet und auch genauso
effektiv ist wie der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel. Verbraucher
monieren den Chemieeinsatz ebenfalls nicht, da Blumen im Gegensatz zum Gemüse
nicht zum Verzehr bestimmt sind. Insgesamt also keine guten Voraussetzungen, um
der Branche den Einsatz von Nützlingen wie Raubmilben oder Erzwespen schmackhaft
zu machen. Das von der Biologischen Bundesanstalt für Land und Forstwirtschaft
(BBA) koordinierte Verbundprojekt "Nützlinge" schafft jetzt Transparenz und
räumt mit Vorurteilen auf. Die von der BBA und den Projektpartnern erzielten
Forschungsergebnisse helfen, den Einsatz nützlicher Insekten im Zierpflanzenbau
langfristig zu etablieren.
Die Projektpartner konnten zeigen, dass der
Einsatz der Nützlinge im Gewächshaus nicht unbedingt mehr Kosten verursacht als
die herkömmliche Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln. "Nach einer
Umstellungsphase, bei der zunächst mehr Kosten anfielen, pendelten sich die
Werte nach zwei bis drei Jahren auf einem Niveau ein, wie es auch bei chemischen
Behandlungen üblich ist ", berichtet die Koordinatorin Dr. Ellen Richten über
ihre Erfahrungen mit Schnittrosenproduzenten im Raum Hamburg. Die
Wissenschaftlerin der BBA hat im Rahmen des Verbundprojekts den Nützlingseinsatz
bei Rosen und zuletzt bei Gerbera untersucht. Die lebenden Gegenspieler sind auf
lange Sicht umweltfreundlicher und gesundheitsfreundlicher für die Mitarbeiter.
"Bei Nützlingen entfällt die lästige Arbeit mit Schutzanzügen, was besonders bei
warmen Temperaturen ein Plus ist. Zudem können sie von jedermann, also auch von
Saisonkräften, ausgebracht werden."
In Zeiten, in denen weniger chemische
Mittel zugelassen werden und vermehrt Resistenzen auftreten, stellen die
Nützlinge laut Dr. Richter eine echte Alternative dar. "Da das Gewächshaus ein
geschlossenes System ist, lassen sich Schädlings- und Nützlingsdichten gut
kontrollieren und bei Bedarf rasch nachregulieren." Die Rosenpflanzen dankten
die Umstellung auf den Nützlingseinsatz. Sie zeigten auf Grund der
Minderbelastung durch chemische Mittel eine bessere Wüchsigkeit und Qualität.
Ähnliche Erfolge erzielten die Projektpartner bei Weihnachtssternen,
Topfsonnenblumen, Alpenveilchen, Christusdorn sowie
Topfchrysanthemen.
"Im Gemüseanbau unter Glas werden Nützlinge schon
länger erfolgreich eingesetzt. Unser Ziel war es, die Verfahren für den
Zierpflanzenbau anzupassen", so Ellen Richter. "Den geplanten Ansatz,
ausschließlich Nützlinge einzusetzen, mussten wir aufgeben, da die
Qualitätsanforderungen in der Branche zu hoch sind. Zudem mussten
Pilzerkrankungen bekämpft werden." So hat sich ein biologisch-integriertes
Verfahren herauskristallisiert, das auf dem Nützlingseinsatz basiert, aber bei
extremem Befall die Anwendung nützlingsschonender Pflanzenschutzmittel
ermöglicht. Dazu gehören Mittel, die auf biologischen Wirkstoffen basieren
und/oder im Öko-Landbau zulässig sind.
Weil es sich um ein lebendes System handelt, lässt sich nicht pauschal angeben, wie viele Nützlinge pro Quadratmeter eingesetzt werden müssen. Die Zahlen variieren von Betrieb zu Betrieb, liegen jedoch etwas höher als im Gemüsebau. Der Erfolg hängt von der Pflanzenart, den spezifischen Schädlingen, ihrer Ausgangsbelastung aber auch von der innerbetrieblichen Pflanzenschutzpraxis und der Aufmerksamkeit der Mitarbeiter ab. "Wer sich für die Produktion mit Nützlingen entscheidet, muss in die Fortbildung seiner Mitarbeiter investieren, etwas Geduld und Fingerspitzengefühl haben und sollte sich nicht scheuen, externe Berater zu konsultieren", fasst Richter ihre Erkenntnisse zusammen. Die Ergebnisse zu den einzelnen Kulturen fasst die BBA derzeit in einem Handbuch zusammen. Es soll Betriebsleitern und interessierten Neueinsteigern als Entscheidungshilfe dienen.
Quelle: Pressemitteilung Institut für Pflanzenschutz im Gartenbau der BBA)