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Naturschutzverbände bezweifeln Ungefährlichkeit von Kampfmittelaltlasten

Archivmeldung vom 04.07.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.07.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die drei Naturschutzverbände Naturschutzbund NABU, Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere (GSM) und Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) reagieren deutlich kritisch auf eine Medieninformation des Ministeriums für Ländliche Räume vom 3. Juli 2007, in der aktuelle Untersuchungsergebnisse von Wasser- und Sedimentproben angeblich belegen sollen, dass von den 90 Torpedosprengköpfen und Seeminen vor Heidkate keine Gefahr für die Meeresumwelt ausgeht.

"In einem sandigen Sediment, und erst recht im Meerwasser ist bei schwer wasserlöslichen Stoffen wie TNT aufgrund der schnellen Verdünnung ohnehin nicht mit hohen Konzentrationen zu rechnen", erklärt die Biologin Petra Deimer von der GSM, "gefährlich sind vielmehr Sprengstoffpartikel, die aus den korrodierten Sprengkörpern herausbröckeln und über filtrierende Organismen wie Muscheln in die Nahrungskette gelangen." Es ist nach Auffassung der Verbände zudem nicht ausgeschlossen, dass TNT-Brocken auf Sandböden im Flachwasser durch Wellenschlag und Strömungen bis zum Strand gespült werden.

Einen Grenzwert für Kinderspielplätze auf ein Ökosystem anzuwenden, wie in der Medieninformation des Ministeriums erfolgt, spricht für wenig Sachkenntnis. Wirbellose und Fische nehmen schließlich krebserregende Sprengstoffe direkt über die Nahrung und über die Kiemen auf. In der Nahrungskette treten zudem Anreicherungsvorgänge auf. Die Geringfügigkeitsschwelle bei Grundwasserverunreinigungen beträgt 0,2 Mikrogramm/kg. Demgegenüber ist der vom MLUR angegenene Messwert von 7 mg/kg extrem hoch.

"Geringe Messwerte in Wasser- und Bodenproben müssen weiter dafür herhalten, eine Bergung der Munition pauschal abzulehnen. Statt dessen wird indirekt der Sprengung der Vorzug eingeräumt", erläutert Ulrich Karlowski, Diplom-Biologe bei der GRD. Das Umweltministerium führt an, dass bei einer Bergung die Gefahr des Auseinanderbrechens der Munitionsteile und damit eine schlagartige Freisetzung größerer Schadstoffmengen mit erheblichen nachteiligen Folgen für den Meeresgrund zu befürchten ist. "Es existieren mittlerweile jedoch andere Möglichkeiten, die eine umweltsichere und gefahrlose Bergung der Munition erlauben", erklärt Ingo Ludwichowski vom NABU.

Die Verbände betonen, dass es insbesondere bei Sprengungen, der bisher bevorzugten Methode zur "Vernichtung" von Munitionsteilen, zu einer schlagartigen Freisetzung größerer Schadstoffmengen kommt, weil der giftige Sprengstoff dabei nur unvollständig umgesetzt wird. Die Zusammensetzung des Chemikaliencocktails aus diversen organischen Schadstoffen ist nicht bekannt und deren Gefährlichkeit daher nicht annähernd abzuschätzen. Zudem wird durch die Detonation andere Munition beschädigt, die nicht explodiert, dabei aber wiederum Sprengstoffe freigibt. Diese kann nur teilweise durch Taucher geborgen werden.

In der Vergangenheit hatten die Umweltverbände bereits mehrfach die Sprengungen kritisiert, da durch hohe Schalldrücke und Druckwellen auch Meeressäugetiere und Fische verletzt oder getötet werden können. Das schleswig-holsteinische und das mecklenburg-vorpommersche Innenministerium hatten daraufhin ein Moratorium erlassen.

Im Herbst veranstalten die drei Verbände ein Symposium, um andere Formen der Munitionsbergung und Beseitigung vorstellen und erörtern zu lassen.

Quelle: Pressemitteilung Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V.

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