Bauern fordern national einheitliches Vorgehen beim Tierwohl
Archivmeldung vom 20.09.2017
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Bauern in Deutschland fordern eine national einheitliche Strategie für mehr Tierwohl. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte Bauernverbands-Vizepräsident Werner Hilse: "Wer den Durchbruch beim Tierwohl will, braucht eine nationale Nutztierstrategie." Hilse bemängelte, dass es sowohl vonseiten der Wirtschaft als auch in zahlreichen Bundesländern entsprechende Bemühungen gebe mit teils ganz unterschiedlichen Vorstellungen und Ansätzen. "Das geht so nicht", sagte Hilse.
Der Vorsitzende des niedersächsischen Bauernverbandes Landvolk forderte: "Der Bauer in Niedersachsen muss die gleichen Voraussetzungen haben wie derjenige in Bayern oder Brandenburg." Am Mittwoch kommen Landwirte aus ganz Deutschland in Osnabrück zusammen, um über die Zukunft der Tierhaltung zu sprechen.
Bauern warnen: Deutschland gehen die Ferkel aus
Bauernverbands-Vizepräsident Werner Hilse warnt vor den Auswirkungen des starken Rückgangs der Sauenhalter. Im Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Hilse: "Man kann feststellen, dass Deutschland langsam aber sicher die Ferkel ausgehen." Bereits jetzt würden 20 Prozent des Schweine-Nachwuchses aus Dänemark oder den Niederlanden importiert. Immer mehr Sauenhalter in Deutschland würden indes aufgeben, allein im Agrarland Niedersachsen seit 2013 jeder Vierte.
Angesichts der vom Berliner Justizsenator angekündigten Verfassungsklage gegen die deutsche Schweinehaltung, stimmte Hilse seine Berufskollegen auf mögliche Konsequenzen ein: "Die Klage wird zu keinem Haltungsverbot von Schweinen in Deutschland führen. Aber wir müssen uns im Klaren sein, dass das Gericht möglicherweise Bedingungen festlegen wird, die die Politik als Gesetzgeber danach umsetzen muss." Dann seien die Bauern gefragt zu handeln.
Wenig Hoffnungen setzt der Vorsitzende des niedersächsischen Landvolks in das geplante staatliche Tierwohllabel. "Das staatliche Label wird immer in der Nische bleiben, weil das Fleisch exorbitant teurer wird", sagte Hilse. Etwa 20 Prozent des Schweins, darunter Schnauze oder Pfoten, könnten in Deutschland nicht vermarktet werden und müssten exportiert werden. Weil im Ausland aber kein Mehrpreis für das deutsche Tierwohllabel gezahlt werde, müssten die Kosten auf den Preis der in Deutschland verkauften Teile aufgerechnet werden.
Hilse kritisierte zudem, dass sich Systemgastronomie-Ketten wie McDonald's nicht an dem Label beteiligten. Über ihre Filialen würde ein großer Anteil des in Deutschland hergestellten Fleisches verkauft. Am Mittwoch kommen Landwirte aus ganz Deutschland in Osnabrück zusammen, um beim sogenannten Veredlungstag über Tierhaltung zu diskutieren.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)