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Bund stockt Finanzmittel für Deichrückbau an der Mittleren Elbe auf

Archivmeldung vom 05.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Bild: A. Eichhorn / WWF
Bild: A. Eichhorn / WWF

Mit der heutigen Übergabe des Förderbescheids durch die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Beate Jessel, und den Minister für Landwirtschaft und Umwelt in Sachsen-Anhalt, Dr. Hermann Onko Aeikens, werden vom Bund weitere 6,7 Millionen Euro für die Deichrückverlegung im Naturschutzgroßprojekt „Mittlere Elbe“ in Sachsen-Anhalt zur Verfügung gestellt. Zusätzliche 1,3 Millionen Euro kommen vom Land Sachsen-Anhalt und knapp 900.000 Euro von der Umweltstiftung WWF Deutschland, die das Projekt durchführt.

Damit stehen nun insgesamt 23,4 Millionen Euro für eines der größten europaweiten Deichrückverlegungsprojekte zur Verfügung, von denen der Bund über das Bundesamt für Naturschutz 75 Prozent beisteuert.

Wesentliches Ziel dieses Projektes ist der Schutz und die Wiederherstellung einer intakten, naturnahen und waldreichen Überflutungsaue. Mit der Deichrückverlegung  im Lödderitzer Forst bei Dessau, der größten Maßnahme dieser Art in Europa, steht der Elbe im Hochwasserfall künftig 600 ha mehr Überschwemmungsfläche zur Verfügung. Die Gefahr von Deichbrüchen kann gemindert und der größte zusammenhängende Auwaldkomplex Deutschlands wieder überflutet werden. Die herausragende Bedeutung des 5700 ha großen Gebietes „Mittlere Elbe“ beruht darauf, dass die Elbe hier als letzter nicht gravierend ausgebauter, schiffbarer Fluss Deutschlands mit einer naturnahen Stromtalaue erhalten geblieben ist. Das Projekt im Lödderitzer Forst trägt zur Umsetzung einer der wesentlichen im Aktionsplan Hochwasserschutz Elbe der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE) vorgesehenen Deichrückverlegungsmaßnahmen bei.  

BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: „Das Projekt „Mittlere Elbe“ ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Naturschutz in idealer Weise mit großflächig wirksamem Hochwasserschutz verknüpft werden kann. Gerade vor dem Hintergrund der Hochwasserkatastrophe von 2002 leistet der Naturschutz damit einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftssicherung der gesamten Region. Diese Naturschutzmaßnahmen sind deutschlandweit zukunftsweisend, weil sie nicht nur Hochwasser abpuffern können, sondern auch Beispiele für eine gute Kooperation von Wasserwirtschaft und Naturschutz darstellen. Der bundesweite Auenzustandsbericht, den das BfN erst kürzlich vorgestellt hat, deutlich gemacht, dass sich nur noch ein Bruchteil unserer Auen in einem naturnahen Zustand befindet und die Funktionen zum Wasserrückhalt und zum Erhalt der biologischen Vielfalt erfüllen kann. Hier besteht erheblicher Handlungsbedarf.“  

Minister Dr. Hermann Onko Aeikens: „Das Projektgebiet ist Teil eines der ältesten deutschen Schutzgebiete am „Steckby-Lödderitzer Forst“. 1961 erfolgte die Unterschutzstellung als NSG Steckby-Lödderitzer Forst und im November 1979 – vor 30 Jahren - bestätigte die UNESCO die Ernennung des Gebietes, zusammen mit dem Vessertal in Thüringen, als erste deutsche Biosphärenreservate. Bei der Umsetzung des Naturschutzgroßprojekts sind die Biosphärenreservatsverwaltung Mittelelbe und der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft mit Fachkompetenz, Erfahrung und Gebietskenntnis unverzichtbare Partner für den Projektträger WWF.“  

Der Geschäftsführer des WWF Deutschland, Eberhard Brandes, freut sich über den Fortschritt der Arbeiten. “Der WWF ist eine der größten Naturschutzorganisationen der Welt. Die Palette unsere Projekte reicht von Afrika bis an die Arktis. Trotz oder gerade wegen unserer globalen Ausrichtung ist die Deichverlegung hier an der Elbe ein ganz besonderes Projekt. Wir sind uns der Herausforderung bewusst und zugleich sicher, dass wir gemeinsam den lokalen Behörden und den Menschen vor Ort eine Flusslandschaft wiederbeleben können, die europaweit ihres Gleichen sucht. Das Projekt ist ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit, weil es nicht nur mehr Lebensraum für Biber, Mittelspecht und Schwarzstörche schafft, sondern zugleich den Menschen mehr Sicherheit bietet“.  

Hintergrund: Seit 2001 wurden neben dem Kauf von über 900 ha wertvoller Aue bereits zahlreiche Maßnahmen zur Sicherung und Entwicklung von Auwäldern und -wiesen sowie zur Reaktivierung von Flutrinnen umgesetzt. Insgesamt investiert der Bund 17,5 Millionen Euro für die Verbesserung der Lebensbedingungen seltener Tier- und Pflanzenarten an der Mittleren Elbe, das sind 75 Prozent der gesamten Projektkosten in Höhe von 23,4 Millionen Euro. In Deutschland gibt es derzeit 32 laufende und 41 erfolgreich abgeschlossene Naturschutzgroßprojekte, die das Bundesamt für Naturschutz fachlich betreut und verwaltet. Für diese Projekte mit einer Gesamtfläche von rund 275.000 ha hat der Bund bis heute insgesamt mehr als 390 Millionen Euro Bundesmittel bereitgestellt, ein bemerkenswerter Beitrag zur Sicherung des nationalen Naturerbes. Zurzeit stellt die Bundesregierung jährlich 14 Millionen Euro Bundesmittel für den Erhalt und die Entwicklung bundesweit bedeutsamer Natur- und Kulturlandschaften bereit.

Quelle: WWF

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