Zweitwohnsitze schaden der Umwelt: Ergebnisse aus RUB-Studie auf EU-Portal veröffentlicht
Archivmeldung vom 08.11.2011
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtBegrünte Außenanlagen, Golfplätze und Swimming Pools: Der Qualitätstourismus im Mittelmeerraum hat für die Umwelt ernstzunehmende Konsequenzen. Das ist ein zentrales Ergebnis des Beitrags, den die Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission (GD Umwelt) vor kurzem im Internetportal „Science for Environment Policy“ veröffentlicht hat. Die laufende geographische Studie der RUB zu Periurbanisierungstrends (Zersiedelung) und Wasserverbrauch in Spanien belegt, dass der Qualitätstourismus mit einem weitaus höheren Pro-Kopf-Wasserverbrauch verbunden ist als der bislang negativ bewertete Massentourismus.
Studie als Basis für zukünftige Maßnahmen
Die Langzeitstudie der RUB-Wissenschaftler ermöglicht es erstmals, den Wasserverbrauch in Gebieten mit Massentourismus und Gebieten mit Qualitätstourismus in Spanien direkt zu vergleichen, um somit die Umweltverträglichkeit des Ausbaus des Qualitätstourismus zu überprüfen. Sie dient als mögliche Basis für zukünftige Maßnahmen, den Wasserverbrauch in der Mittelmeerregion einzuschränken.
Zweitwohnsitze als Ursache
Am Beispiel der Baleareninsel Mallorca zeigt sich, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Qualitätstourismus und dem Pro-Kopf-Wasserverbrauch besteht. So hat die Gemeinde Calvià, die bisher als Vorzeigemodell für den Wechsel vom Massentourismus hin zum vermeintlich umweltschonenderen Qualitätstourismus galt, einen Pro-Kopf-Wasserverbrauch von 700 Litern am Tag. Dieser Wert ist enorm hoch – verglichen mit ländlichen Gebieten ohne Tourismus, die oftmals einen Verbrauch von unter 100 Litern verzeichnen. Zudem betont die Studie, dass dieser Wert den Pro-Kopf-Wasserverbrauch von Vergleichsgebieten mit Massentourismus ebenfalls deutlich übersteigt. Der Grund für den hohen Wasserverbrauch in Regionen mit Qualitätstourismus sind die begrünten Außenanlagen von Grundstücken, die Touristen als Zweitwohnsitz dienen. So kann alleine die Gartenbewässerung solcher Anlagen bis zu 70 Prozent des privaten Verbrauchs ausmachen. Ein Swimming Pool bedeutet zudem weitere 22 Liter pro Kopf und Tag. Die Nachhaltigkeit des Konzepts des Qualitätstourismus wird dadurch in Frage gestellt.
Quelle: Ruhr-Universität Bochum (idw)