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Neue Regenwaldschutzinitiative wandelt erstmals Ölpalmplantagen in Regenwald um

Archivmeldung vom 29.11.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.11.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Besiegelung des Bündnisses zum Ausbau des „Tabin-Kulamba Wildlife Corridor“ zwischen RFF, BOS Deutschland, Leibniz-IZW & Sabah Forestry Department
Quelle: Rhino and Forest Fund (RFF) (idw)
Besiegelung des Bündnisses zum Ausbau des „Tabin-Kulamba Wildlife Corridor“ zwischen RFF, BOS Deutschland, Leibniz-IZW & Sabah Forestry Department Quelle: Rhino and Forest Fund (RFF) (idw)

Ein Bündnis aus Naturschützern und Forschern wandelt auf Borneo Ölpalmplantagen in naturnahen Regenwald um. Auf diese Weise kann ein wichtiger Wildtierkorridor wiederhergestellt werden. Das Forschungsprojekt soll als Blaupause für zukünftige Umwandlungsmaßnahmen in Malaysia und Indonesien dienen. Das Pilotprojekt leistet einen wichtigen Beitrag zum Natur-, Arten- und Klimaschutz.

Der Schutz von ursprünglichem Regenwald und seine naturnahe Wiederherstellung ist die zentrale Maßnahme im Kampf gegen den Klimawandel und das Artensterben. Von dieser Maßnahme profitieren nicht nur der Lebensraum und die Biodiversität, auch der Mensch kann dadurch seine Lebensgrundlage stabilisieren.

Die Natur- und Artenschutzorganisation Borneo Orangutan Survival (BOS) Deutschland e. V. unterstützt als neuer Partner den Rhino and Forest Fund (RFF) und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) durch die Finanzierung des Kaufs von wichtigen Flächen auf Borneo. Ziel ist es, zentrale Lebensräume von der Palmölindustrie zurückzugewinnen, um diese wieder in Regenwald umzuwandeln. Dadurch wird auf diesen Flächen die hohe Artenvielfalt der tropischen Regenwälder auf Borneo in Malaysia wieder hergestellt. Im Detail geht es um die Etablierung eines Wildtierkorridors zwischen den Schutzgebieten Tabin und Kulamba im Osten des malaysischen Bundesstaates Sabah. Derzeit sind die Schutzgebiete durch Ölpalmplantagen voneinander getrennt. Für Orang-Utans und Zwergelefanten stellen diese Plantagen eine besondere Gefahr dar. Für die Nahrungssuche gehen sie in die Plantagen und werden dort - aufgrund der Schäden, die sie anrichten – oftmals getötet.

Schritt eins bei der Etablierung des Wildtierkorridors ist die Sicherung der zentralen Palmölanbauflächen und der angrenzenden Gebiete. Dank BOS Deutschland können jetzt weitere wichtige Flächen gekauft werden. Im nächsten Schritt werden die Gebiete der Regierung von Malaysia überschrieben, die dann ihrerseits diese Flächen in den höchsten Schutzstatus überführt („Protected Forest Reserve Class 7“). Danach soll mit Unterstützung des Leibniz-IZW erforscht werden, was der beste Weg ist, Ölpalmplantagen in naturnahen Regenwald umzuwandeln, und wie der neugewonnene Lebensraum von Wildtieren genutzt wird. Die Forscher sehen die Gefahr, dass Palmöl-Monokulturen langfristig die Böden zerstören. Für die landwirtschaftliche Nutzung, sind diese degradierten Flächen dann immer weniger zu gebrauchen. Wie diese Flächen renaturiert werden können, soll hier erforscht werden. Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt können dann auf andere Flächen in Malaysia, aber auch in Indonesien, übertragen werden.

Am 23.11.2019 ist Iman, das letzte Sumatra-Nashorn Malaysias gestorben. Möglich geworden ist diese Tragödie durch verschiedene Faktoren, wie z. B. illegale Jagd, Fragmentierung und Zerstörung des Lebensraums. Unser Ziel ist es, solche Katastrophen für weitere Tierarten wie den Orang-Utan oder den Borneo-Elefanten zu verhindern.

„Das ist unser erstes Projekt in Malaysia. Hier können wir einen enormen Beitrag für den Erhalt von bedrohten Wildtieren leisten. Tabin und Kulamba stellen unverzichtbare Rückzugsorte nicht nur für den Borneo-Orang-Utan, sondern auch für den Haarnasenotter, den Sunda-Nebelparder, den Borneo-Elefanten und den Borneo-Banteng und zahlreiche weitere bedrohte Arten dar“, erklärt Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland.

„Durch den Beitrag von BOS Deutschland wird es uns möglich sein, einen Wildtierkorridor von mindestens 800 Metern Breite zu etablieren. Um den Korridor weiter auszubauen, sind wir auf weitere Unterstützung angewiesen. Der Erwerb privater Plantagenflächen ist eine unverzichtbare Maßnahme, um bereits zerstückelte Waldgebiete wieder zusammenzuführen und bedrohten Arten so eine längerfristige Überlebensperspektive zu verschaffen“, sagt Robert Risch, Vorstand des RFF.

Ziel ist es, die erworbenen Plantagen in Regenwald umzuwandeln und diesen Prozess wissenschaftlich zu dokumentieren. „Mich interessiert besonders die Wiederbesiedlung der artenarmen Flächen durch Wildtiere“, erklärt Dr. Petra Kretzschmar, Ökologin am Leibniz-IZW und Vorstandsmitglied im RFF. „Wir möchten herausfinden, wie lange es dauert, bis artenarme Ölpalmplantagenflächen nach einer Renaturierung wieder ihre ursprüngliche Artenvielfalt erreicht haben.“ In Südostasien betrifft die Entwaldung vor allem die ökologisch wertvollen Tieflandregenwälder, die überwiegend durch Ölpalmenplantagen und andere Monokulturen ersetzt werden. Diese intensive landwirtschaftliche Nutzung zerstört jedoch nicht nur die Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten, sondern schädigt auch Böden und Klima nachhaltig.

„Das Bündnis leistet einen wichtigen Beitrag zu den UN-Nachhaltigkeitszielen „13: Maßnahmen zum Klimaschutz“ und „15: Leben am Land: Biodiversität“, erklärt Steven Seet, Leiter Public Relations am Leibniz-IZW und Vorstandsmitglied im RFF. „Nach der Sicherung der Flächen kommt es jetzt darauf an, evidenzbasierte Ergebnisse zu liefern. Wie sieht der optimale Umwandlungsprozess von Plantage in Regenwald und die Nutzung der neu gewonnenen Flächen durch Wildtiere aus? Um diese zentralen Fragen zu beantworten, sind wir derzeit auf der Suche nach Geldgebern und weiteren Unterstützern.“

Quelle: Forschungsverbund Berlin e.V. (idw)

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