Patent auf genmanipulierte Turbo-Milchkühe erteilt
Archivmeldung vom 27.02.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVor wachsenden Monopolen bei der Zucht von Nutztieren warnen Greenpeace und die Liga für Hirtenvölker mit einem neuen Report, der heute in der Arche Warder in Schleswig-Holstein vorgestellt wird, Europas größtem Park für bedrohte Haustierrassen.
Aktueller Anlass ist ein Patent (EP 1330552), welches das Europäische
Patentamt in München im Januar erstmals auf genmanipulierte Milchkühe
erteilt hat. Greenpeace sieht die Gefahr, dass Agrar- und
Biotechnologiefirmen die Tierzucht zunehmend mit Patenten
kontrollieren und sich den Zugriff auf die Gene von Schweinen und
Rindern sichern. Dies führt zu einem Verlust der Artenvielfalt und
zur Entwicklung genmanipulierter Nutztierrassen. Zudem werden
Landwirte so immer abhängiger von Konzernen.
"Bald gehört der Kuhstall nicht mehr den Bauern, sondern den
Konzernen", sagt Christoph Then, Patentexperte von Greenpeace.
"Nutztiere sind ins Fadenkreuz der Agrar- und
Biotechnologie-Industrie geraten. Dutzende von Patenten auf normale
Zucht, geklonte und genmanipulierte Tiere sind beantragt, viele sind
schon vergeben."
Greenpeace fordert, die europäische Kartellgesetzgebung für die
Landwirtschaft zu verschärfen. Zudem muss die europäische
Patentrichtlinie geändert werden, damit Patente auf Tiere und ihre
Gene, auf Pflanzen und Saatgut nicht mehr möglich sind. Auch die
Bundestierärztekammer und die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft
Schwäbisch-Hall warnen heute in der Arche Warder vor der Patentierung
landwirtschaftlicher Nutztiere.
Die "Erfinder" der Turbokühe aus Belgien und Neuseeland
beanspruchen Verfahren zur Züchtung von Kühen, die mehr Milch oder
Milch mit veränderten Inhaltsstoffen geben. Dies geschieht durch
normale Zucht oder den Einbau zusätzlicher Gene in das Genom der
Tiere.
"Tierärzte sind gegen eine Reduzierung der Tiere auf ihren
kommerziellen Nutzwert", sagt Dr. Karl Fikuart von der
Bundestierärztekammer. "Das Erzwingen von höherer Leistung mittels
gentechnischer Methoden lehnen wir ab, da bereits jetzt fast alle auf
Hochleistung gezüchteten Nutztiere an ihre physiologischen Grenzen
stoßen. Patente auf Tiere und ihre genetischen Anlagen sollten aus
ethischen, aber auch aus Gründen des Tierschutzes und einer richtig
verstandenen Tierzucht nicht erteilt werden."
Auch auf geklonte Nutztiere wurden bereits mehrfach Patente
erteilt. Patentanträge erfassen aber auch zunehmend ganz normale
Tiere: Im Jahr 2005 hat der US-Agrar-Konzern Monsanto weltweit
Patente auf normale Schweine und deren Zucht angemeldet. Nach
Protesten wurde jetzt einer der europäischen Patentanträge
abgeschwächt.
Vertreter der Liga für Hirtenvölker übergeben den neuen Report heute auch der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, die in Rajastan/Indien tagt. Bis September 2007 will die FAO ein Programm zum Erhalt tiergenetischer Ressourcen erarbeiten.
Quelle: Pressemitteilung Greenpeace e.V.