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Neue Foraminiferenart entdeckt - Kieler Meeresforscher identifizieren unbekannten Einzeller

Archivmeldung vom 02.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Lichtmikroskopische Aufnahme eines zum Zeitpunkt der Probennahme lebenden, 0,68 mm großen Exemplars, das aus 188 m Wassertiefe vor La Coruña, Spanien geborgen wurde. Die Zellflüssigkeit des Individuums wurde pink eingefärbt. Foto: J. Schönfeld, IFM-GEOMAR
Lichtmikroskopische Aufnahme eines zum Zeitpunkt der Probennahme lebenden, 0,68 mm großen Exemplars, das aus 188 m Wassertiefe vor La Coruña, Spanien geborgen wurde. Die Zellflüssigkeit des Individuums wurde pink eingefärbt. Foto: J. Schönfeld, IFM-GEOMAR

Im Ozean gibt es noch viel zu entdecken, denn viele Lebensräume sind hier weitgehend unerforscht. Allerdings ist es sehr selten, eine neue Art von Kalk bildenden Foraminiferen zu finden, die am Meeresboden des oberen Ozeans lebt. Weltweit ist dies zuletzt vor genau zehn Jahren geschehen.

Der Grund: Diese einzelligen Organismen sind schon seit Jahren sehr gut untersucht und dokumentiert. Nun ist es Forschern am IFM-GEOMAR gelungen, eine neue Art ausfindig zu machen. Über ihren Fund berichten sie in der internationalen Fachzeitschrift "Journal of Foraminiferal Research".

Benthische Foraminiferen sind mit den Amöben verwandte Einzeller. Sie kommen in allen marinen Lebensräumen vor, von den Salzwiesen im Watt bis zu den lichtlosen Ebenen der Tiefsee. Foraminiferen sind mit ca. Mit 4000 rezenten Arten sind die Foraminiferen eine sehr vielfältige Gruppe von Organismen. Da die meisten Arten ein widerstands- und erhaltungsfähiges Gehäuse aus Kalk oder zusammengefügten Sedimentpartikeln bilden, waren sie schon seit den Anfängen der Mikroskopie im 18. Jahrhundert Gegenstand systematischer Untersuchungen. Ihre gegenwärtige Artenvielfalt ist deshalb recht gut bekannt, im Gegensatz zu vielen anderen Organismengruppen der Tiefsee.

Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR) gelang es vor kurzem in Zusammenarbeit mit Kollegen vom Institut für Geowissenschaften der Universität Kiel, sowie den Universitäten München und Utrecht eine neue Art nachzuweisen. Uvigerina celtica heißt das Kleinstlebewesen, ist am europäischen und nordafrikanischen Kontinentalhang weit verbreitet und kommt in 70 bis 700 m Wassertiefe vor.

Die Forschergruppe setzte unterschiedliche Methoden ein, um den Nachweis zu erbringen. So analysierten Kollegen der Universität Utrecht den genetischen Code und hinterlegten ihn in internationale Datenbanken. Der genetische Fingerabdruck diente, neben der Ermittlung ihrer Verbreitung und Merkmalen des Körperbaus, der Identifizierung von Uvigerina celtica. "Das ist schon ein wenig Detektivarbeit. Wir konnten auf hunderte Oberflächensedimentproben aus dem Atlantik zurückgreifen, die an Kieler Instituten seit den 1930er Jahren systematisch gesammelt und aufbewahrt werden.", erzählt "Entdecker" Dr. Joachim Schönfeld vom IFM-GEOMAR, der seinen Fund kürzlich in einer internationalen Fachzeitschrift vorstellte.

"So eine Neuentdeckung ist äußerst selten und wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass diese Art nahen Verwandten auf den ersten Blick sehr ähnlich sieht", so Dr. Schönfeld weiter. "Die neu entdeckte Art ist im Gegensatz zu ihren Verwandten an sehr hohen Nahrungseintrag angepasst und wird als empfindlicher Indikator für küstennahe Eutrophierung dienen. Damit haben sich unsere Möglichkeiten entscheidend verbessert, Umweltveränderungen und ihre Auswirkungen auf die Lebewelt am Meeresboden frühzeitig zu erkennen."

Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.

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