Krebsschere: Lebensraum der bedrohten Pflanze sichern
Archivmeldung vom 02.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Krebsschere, die "Blume des Jahres 1998", ist in Gefahr! Nach der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums wird sie nun auch in den künstlichen Gräben Norddeutschlands immer seltener. Die Gründe für den Rückgang sind weitgehend unbekannt.
Die
Hanseatische Naturentwicklung (haneg) will die Fortpflanzung der
Krebsschere in Bremen sichern und sie als Leitart für das Ökosystem
in den Gräben erhalten. haneg-Geschäftsführerin Petra Schäffer: "Wir
freuen uns, mit dem Kooperationsvorhaben die Ursachen für den
Krebsscherenrückgang ermitteln und zukünftig wirksame Schutzmaßnahmen
für die Art in Bremen umsetzen zu können." Gefördert wird das Projekt
mit 260.000 Euro durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Außerdem
geben die Kooperationspartner - der Senator für Umwelt, Bau, Verkehr
und Europa der Stadt Bremen, der Bremischen Deichverband am rechten
Weserufer sowie die Hochschule Bremen - Eigenmittel in das Projekt.
"Die Seltenheit und Gefährdung der Krebsschere hängt im
Wesentlichen mit der Zerstörung ihres ursprünglichen Lebensraums
zusammen", erklärt Kerstin Kunze, Projektleiterin bei der haneg.
Durch Eindeichung, Maßnahmen zum Gewässerausbau und zur Entwässerung
seien die Auen der Flussläufe weitgehend aus dem Landschaftsbild
verschwunden. Die Krebsschere habe dieses Auen benötigt, da es hier
in regelmäßigen Abständen zu Überschwemmungen gekommen sei. Durch die
Hochwasser habe die Krebsschere neue Lebensräume erschließen und sich
so optimal ausbreiten können. Die regelmäßige Räumung der Gräben
ersetze nun diese lebenswichtige Dynamik. "Verlandete Gräben werden
mit Baggern umweltschonend geräumt. Der schlammfreie Graben kann dann
von der Krebsschere wieder besiedelt werden", so Kunze weiter.
"Wir möchten außerdem die Grabenräumung in den Spätsommer
vorverlegen, um herauszufinden, ob ein Wiederbesiedeln während der
Vegetationsperiode erfolgreicher ist", erläutert Kunze. Bis jetzt
würden die Gräben in der Regel im Oktober geräumt. Zu diesem
Zeitpunkt jedoch bereite sich die Krebsschere auf das Überwintern
vor. Ein einmaliger Vorgang in der Pflanzenwelt: Sie sinkt im
Spätherbst auf den Boden ab und steigt im Frühjahr wieder an die
Wasseroberfläche auf.
Gezielte Pflanzmaßnahmen sollen die Vermehrung der Krebsschere
durch Samen fördern. Denn weibliche und männliche Exemplare kämen oft
in getrennten Beständen vor. Sie pflanzten sich daher überwiegend
über Ableger fort. Die durch die geschlechtliche Vermehrung
entstehende genetische Vielfalt ermögliche eine bessere Anpassung an
sich ändernde Umweltbedingungen und sichere damit das Überleben der
Art. Weiter sollen Pumpen salzhaltiges Grundwasser in die Gräben
leiten und einzelne Gräben zur Senkung der Gewässerdynamik vom
Grabensystem abgekoppelt werden. "Eine optimale Wasserqualität und
eine geringe Fließgeschwindigkeit sind von großer Bedeutung für die
Krebsschere", ergänzt Kunze.
Vom Schutz der Krebsschere profitierten viele andere Pflanzen und Tiere, so DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde. Die seltene Libellenart Grüne Mosaikjungfer etwa lege ihre Eier ausschließlich auf den Blattrosetten der Krebsschere ab. Daher habe die Erprobung geeigneter Schutzmaßnahmen im Projekt eine besondere Bedeutung. Der Schutz der Krebsschere selbst, aber auch die Sicherung der Lebensgemeinschaft von Pflanze und Libelle mache die Besonderheit des DBU-Projektes aus. Brickwedde: "Dieses Projekt hat einen sehr hohen langfristigen Nutzen für die Wasserpflanze, die Libelle sowie für das ganze Ökosystem der Gräben."
Quelle: Pressemitteilung DBU