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Kanadisches Unternehmen sucht in deutschen Meeresschutzgebieten nach Öl

Archivmeldung vom 11.02.2012

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.02.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) ist ein bis zu 1,85 Meter langer Zahnwal.  Bild: AVampireTear / wikipedia.org
Der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) ist ein bis zu 1,85 Meter langer Zahnwal. Bild: AVampireTear / wikipedia.org

Dem vom Aussterben bedrohten Ostsee-Schweinswal droht eine neue Gefahr. Das Bergamt in Stralsund hat der kanadischen Firma Central European Petroleum CEP die Erkundung von Erdöl- und Erdgaslagerstätten in der deutschen Ostsee vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns gestattet. Betroffen sind mindestens sechzehn Meeresschutzgebiete, die dem Schweinswal und anderen bedrohten und seltenen Meerestieren als Rückzugsgebiet dienen. Die deutschen Umweltverbände sehen darin eine Missachtung des Umweltrechts und kündigen scharfen Widerstand an.

Mehr als 13.800 Quadratkilometer Erlaubnisfelder hat CEP nach eigenen Angaben zugesprochen bekommen. Diese überschneiden sich mit Meeresschutzgebieten in den Küstengewässern Mecklenburg-Vorpommerns und der deutschen „Ausschließlichen Wirtschaftszone“ der Ostsee. Hier leben die streng geschützten Schweinswale, Seehunde und Kegelrobben, seltene Fischarten wie Stör oder Finte und mehr als 20 geschützte Vogelarten wie Seetaucher und Flussseeschwalben. Die Umweltverbände kritisieren, dass CEP und das Bergamt Stralsund diese Tatsachen bewusst ignorieren und durch die geplanten seismischen Untersuchungen schwere Schäden in den einzigartigen und geschützten Gebieten riskieren.

Beim Einsatz der sogenannten 3D-Seismik werden in schneller Abfolge explosionsartige Knalle mit Schalldrücken von bis zu 265 dB (p-p) re1µPa erzeugt. Der Lärm kann insbesondere die geräuschempfindlichen Wale sowie andere Meerestiere direkt verletzen und zur Vertreibungen aus wichtigen Lebensräumen führen. Der Eingriff richtet sich nach Meinung der Umweltverbände gegen die Ziele der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie der Vogelschutzrichtlinie und verstößt wohl auch gegen artenschutzrechtliche Verbotstatbestände nach Bundesnaturschutzgesetz.

Die Umweltverbände NABU, Gesellschaft zur Rettung der Delfine, Gesellschaft zum Schutz der Meerssäugetiere, Whale and Dolphin Conservation Society, IFAW-Internationaler Tierschutz-Fonds, Deepwave, WWF Deutschland, BUND, M.E.E.R.e.V. und die Deutsche Umwelthilfe fordern deshalb vehement ein Verbot sämtlicher seismischer Untersuchungen in der Ostsee und einen effektiven Schutz der Meerestiere vor schallintensiven Eingriffen. Darüber hinaus sei eine Novellierung des deutschen Bergrechts nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre unumgänglich.

Die Umweltverbände erwarten für ihren Protest eine breite gesellschaftliche Unterstützung, da auch Fischerei und Tourismus durch die Pläne der Ölfirma erheblich beeinträchtigt werden.

Quelle: WWF

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