Umweltforscher Weizsäcker warnt vor der Gefahr von Ökodiktaturen
Archivmeldung vom 25.06.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.06.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Umweltforscher Ernst Ulrich von Weizsäcker warnt davor, dass es bei weiter zu langsamen Fortschritten zur Bewältigung der globalen Umweltkrisen zu Ökodiktaturen kommen könnte. "Die Gefahr ist leider größer geworden", sagte er in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau". Die Ursache dafür sei eine "frivole, anthropozentrische Ökonomie".
Weizsäcker formulierte: "Der aus Amerika kommende Glaube, der Markt werde alles richten, hat fast alle Gedanken an die Umwelt und die Nachwelt erdrückt. Die Menschheit wacht wohl erst auf, wenn es wirklich brennt. Dann sind natürlich auch die ökonomischen Kosten viel, viel höher." Nötig ist laut Weizsäcker eine in der Zielsetzung radikale Veränderung des Wirtschaftssystems, "aber ohne plötzliche Brüche" - etwa mit einer schrittweisen, aber kontinuierlichen Erhöhung der Energiepreise.
Weizsäcker kritisierte die von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) vorgelegte EEG-Novelle. "Mir sind darin die Anreize für Energieeffizienz und die Honorierung der Bürger-Energiegenossenschaften zu schwach, und die Eigenstrom-"Besteuerung" ist schwer vermittelbar", sagte er.
Die vorgesehene Entlastung der Industrie bei der EEG-Umlage verteidigte der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete jedoch: Man müsse "die Industrie im Lande behalten". Auch Regelungen, die den Stromkonzernen hülfen, könne man nachvollziehen. "Die Stromkonzerne haben zu spät an neue Geschäftsmodelle gedacht. Aber sie jetzt absaufen zu lassen, ist auch keine Lösung; jeder Kämmerer einer Ruhrgebietskommune hat mit den Dividenden des RWE kalkuliert."
Quelle: dts Nachrichtenagentur