2006 war das Jahr des Rapsglanzkäfers - Experten befürchten Neuauflage 2007
Archivmeldung vom 05.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittLandwirte, die in Deutschland Raps anbauen, hatten in diesem Jahr nichts zu lachen. Aufgrund des starken Auftretens und der Resistenz des Rapsglanzkäfers gegen die zugelassenen Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide, kam es zu massiven Ernteeinbußen. Die Ertragsverluste auf den über 200.000 ha betroffenen Anbauflächen lagen zwischen 20 und 100 Prozent.
Auf einem Sechstel (30.000 ha) dieser Flächen kam es zu Schäden, die einen
Ertragsausfall von über 80 Prozent nach sich zogen, so dass ein Teil umgebrochen
werden musste. Diese traurige Bilanz zogen kürzlich Experten auf einem
Fachgespräch, das die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in
Braunschweig (BBA) im August veranstaltete.
Ursachenanalyse
"Die
Schäden waren in diesem Jahr auch deswegen so hoch, weil eine ungewöhnlich große
Käferpopulation zeitgleich mit der diesjährigen Blüte auftrat", erklärt Dr. Udo
Heimbach vom BBA-Institut für Pflanzenschutz im Ackerbau. Unter der Leitung des
Entomologen sind 2005 und 2006 Rapsglanzkäfer und andere Rapsschädlinge aus
allen Bundesländern auf ihre Resistenz gegenüber den eingesetzten Insektiziden
untersucht worden. Die kürzlich vorgestellten Zwischenergebnisse sind
alarmierend. Demnach hat sich die Pyrethroid-Resistenz beim Rapsglanzkäfer im
Untersuchungszeitraum deutlich verstärkt. Zum einen wurden auf mehr Flächen
resistente Tiere gefunden. Zum anderen überlebten mehr Käfer im Labor höhere
Mittel-Konzentrationen.
Ausblick 2007
Ob in den nächsten Jahren
erneut Schäden beim Raps auftreten, hängt von mehreren Faktoren ab. Neben der
Populationsdichte der Käfer, ihrem Resistenzstatus und dem Zeitpunkt ihres
Auftretens in Beziehung zur Blüte, spielen auch Menge und Verteilung der Mittel,
ihr Wirkmechanismus sowie der optimale Einsatztermin eine Rolle. "Kommen mehrere
ungünstige Bedingungen zusammen, ist in 2007 mit deutlichen Minderwirkungen bei
den momentan zugelassenen Pyrethroiden auf dem überwiegenden Teil der
Rapsanbaufläche in fast allen Bundesländern zu rechnen", so die Prognose des
Insektenkundlers der Biologischen Bundesanstalt. Auf jeden Fall erwarten die
Wissenschaftler wieder eine großen Population. Die Jungkäferinvasion, die
Ostseeurlauber in diesem Juli und August 2006 hautnah erlebten, war lediglich
das Vorspiel für 2007. Denn dies sind die Elterntiere, die nach dem Winter im
nächsten Frühjahr zur Paarung und Eiablage ausschwärmen werden.
Strategie
Aufgrund der derzeitigen Datenlage schlagen die Fachleute
folgende Strategie vor: Kurzfristig wäre es wünschenswert, wenn für das nächste
Jahr zwei zusätzliche Insektizide nach § 15 des Pflanzenschutzgesetzes zur
Verfügung stehen würden. Langfristig werden nach Einschätzung der Experten zur
effektiven Bekämpfung von Rapsschädlingen Insektizide mit mindestens drei
Wirkmechanismen ohne Kreutzresistenz zueinander benötigt. Um die
Resistenzentwicklung zu bremsen, sollten Insektizide in der Praxis nur
angewendet werden, wenn ökonomische Schwellenwerte bei den Käfer überschritten
werden und dann auch nur mit geeigneten Spritztechnologien. "Jede unnötige
Anwendung verschlimmert das Problem", sagt Heimbach. Damit erzählt er den
Landwirten nichts Neues, denn es liegt in ihrem Interesse die Mittel so gezielt
wie möglich einzusetzen, denn sie kosten sie bares Geld.
Zum
Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus)
Die Käfer fressen an geöffneten und
nicht geöffneten Rapsblüten und legen ihre Eier in den Blüten ab. Die sich
entwickelnden Larven ernähren sich im Blüteninneren. Das führt oft dazu, dass
die Pflanzen keine Schoten bilden, da die Blüten vor der möglichen Befruchtung
abgestoßen werden oder die Befruchtung unzureichend ist.
Rapsglanzkäfer werden nur etwa zwei Millimeter lang. Der Chitin-Panzer glänzt metallisch, die Farbe variiert bei verschiedenen Individuen, sie kann grün, blau, violett oder sogar schwarz sein. Der Körper hat eine ovale Form. Die Flügeldecken sind mit kleinen Härchen übersät. Sowohl die Beine als auch die Fühler sind braun gefärbt. Die kurzen Fühler verdicken sich am Ende zu einer Keule. Die Käfer sind in Europa, Nordafrika, Asien und Nordamerika weit verbreitet. Sie halten sich vorwiegend in offenem oder buschreichem Gelände auf.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.