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Munitionsaltlasten gefährden Ostsee-Schweinswale

Archivmeldung vom 18.11.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
In Wasser treibender Schweinswal-Kadaver
In Wasser treibender Schweinswal-Kadaver

Die vom Aussterben bedrohten Schweinswale in der Ostsee sind nach Ansicht der Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere, der Gesellschaft zur Rettung der Delphine und des NABU akut durch Munitionsbergungsarbeiten in der Kieler Bucht gefährdet.

Der Munitionsräumdienst hatte im Oktober in der Kieler Bucht erste Munitionssprengungen durchgeführt. Weitere Sprengungen von ca. 70 Torpedo-Sprengköpfen und Minen aus dem 2. Weltkrieg sind in Kürze geplant. Das Kieler Umweltministerium ist zwar vom Amt für Katastrophenschutz über die Sprengungen in Kenntnis gesetzt worden, hat jedoch keine Einwände erhoben. Die Minen und Torpedos enthalten bis zu 350 kg Trinitrotoluol (TNT). Der durch eine derart große Sprengladung hervorgerufene Schallimpuls kann bei Meeressäugern noch in 1,2 km Entfernung zu lebensgefährlichen Verletzungen wie Lungenrissen führen. Gehörschäden sind noch in mehreren Kilometern Entfernungen zu befürchten. Erhebliche Störungen durch die Sprengungen sind bei Schweinswalen in der Kieler Bucht und darüber hinaus zu erwarten.

Die Kieler Bucht ist Lebensraum für Schweinswale der Westlichen Ostsee und ein wichtiges Überwinterungsgebiet sowohl für Schweinswale aus den dänischen Belten als auch der zentralen und östlichen Ostsee. Besonders die Schweinswale der östlichen Population sind durch Beifang, Schadstoffbelastung und Störungen akut vom Aussterben bedroht. Es gibt vermutlich nicht einmal mehr 600 Tiere.

Ein Verbleib der jetzt freiliegenden Sprengkörper am Meeresboden ist allerdings keine Lösung, da von ihnen eine erhebliche Gefahr für Mensch und Meeresumwelt ausgeht. Aus den Minen und Torpedos leckt bereits hochgiftiges und schon in geringen Konzentrationen krebserregendes TNT.

Die für die Umwelt beste Lösung ist nach Auffassung der Organisationen eine Bergung und Vernichtung an Land. Sollte dies nicht möglich sein, sind entsprechende Experten zu beteiligen, um sicherzustellen, dass sich keine Schweinswale im unmittelbaren Gefahrenbereich aufhalten.

Nach Schätzungen von Experten wurden unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg von den Truppen der Alliierten mehr als 300.000 Tonnen Munition in Nord- und Ostsee versenkt. Neben TNT enthalten die Rüstungsaltlasten auch Schwermetalle oder sogar tödliche Nervengase.

Quelle: Pressemitteilung Gesellschaft zur Rettung der Delphine

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