Ungewöhnlich warm und außerordentlich abwechslungsreich
Archivmeldung vom 30.10.2014
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Oktober 2014 wird wohl in Erinnerung bleiben als drittwärmster Oktober seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1881. Betrachtet man die zurückliegenden Monate Januar bis Oktober, so ergibt sich auch hier ein Temperaturüberschuss von rund 2,1 Grad und damit sogar ein neuer Rekord.
Der Oktober begann im größten Teil Deutschlands mit Hochdruckeinfluss und Altweibersommerwetter. Anschließend folgte fast überall eine warme südwestliche bis südliche Strömung mit Niederschlägen im Norden und Westen aber auch mit längeren trockenen Phasen im Süden und Osten. In den Flusstälern bildete sich nachts oft Nebel. Das änderte sich zu Beginn der letzten Monatsdekade beim Durchzug des ehemaligen Hurrikans „Gonzalo“. Begleitet von teils schweren Sturmböen, führte das Tief zu einem empfindlichen Temperaturrückgang sowie zu Dauerregen im Süden und ersten Schneefällen im Bergland. Ende des Monats dominierte erneut ruhiges und mildes Hochdruckwetter mit Sonne, aber auch mit Nebel und Hochnebel. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.
Insgesamt erheblich zu warm - Temperatursturz bei Durchzug von „Gonzalo“
Mit 11,9 Grad Celsius (°C) lag die Durchschnittstemperatur im Oktober um 2,9 Grad über den Werten der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung +2,7 Grad. Die bundesweit höchste Temperatur des Monats wurde diesmal mit 27,2°C am 9. in Notzingen, südöstlich von Esslingen, gemessen. Die anhaltende Zufuhr warmer Luft aus Südwest und Süd in den ersten beiden Monatsdekaden führte zu vielen milden Nächten. So sank das Quecksilber in Stuttgart-Schnarrenberg in 15 Nächten nicht unter 10°C. Erst der Ex-Hurrikan „Gonzalo“ brachte zu Beginn des letzten Drittels Sturm und vorübergehend einen markanten Temperatursturz.
Niederschläge leicht über dem Mittel - Dauerregen und Schnee am Alpenrand
Der Oktober 2014 übertraf sein Soll von 56 Litern pro Quadratmeter (l/m²) mit rund 64 l/m² um 14 Prozent. Großen Anteil daran besaßen die Dauerniederschläge des ehemaligen Hurrikans „Gonzalo“, vor allem im Alpenvorland. Dort fielen vom 20. bis zum 24. verbreitet mehr als 100 l/m², in Aschau-Stein im Chiemgau sogar 184 l/m². In höheren Lagen ging der Regen in Schnee über und oberhalb von etwa 800 m bildete sich eine Schneedecke, die am 23. in Oy-Mittelberg-Petersthal im Allgäu immerhin 12 cm erreichte. „Gonzalo“ brachte heftige Stürme und führte örtlich zu großen Schäden. Danach verlief der Monat ruhiger - im Süden und Osten war es vielfach trocken, während den Norden und Westen immer wieder Tiefausläufer mit Niederschlägen streiften.
Sonnenschein knapp unter dem Soll - viel Sonne vor allem am Alpenrand
Der Sonnenschein blieb mit rund 100 Stunden um 7 Prozent unter seinem Soll von 108 Stunden. Am meisten zeigte sich die Sonne an den Alpen mit bis zu 150 Stunden, am wenigsten in den Nebelgebieten entlang der Donau mit kaum 70 Stunden.
Das Wetter in den Bundesländern im Oktober 2014
(in Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Durch die Nähe zum noch relativ warmen Meer gehörte Schleswig-Holstein im Oktober 2014 mit 12,7°C (9,5°C) zu den wärmeren und mit rund 90 Stunden (98 Stunden) zu den sonnenscheinärmeren Bundesländern. Der Niederschlag erreichte mit etwa 66 l/m² 89 Prozent seines Solls (73 l/m²). Hamburg war mit 13,1°C (9,8°C) das wärmste Bundesland; hier wurde sogar der alte Rekord aus dem Jahr 2006 mit 13,0°C gebrochen. Die Regenmenge betrug etwa 51 l/m² (60 l/m²) und die Sonnenscheindauer rund 100 Stunden (97 Stunden). Nach Durchzug des Ex-Hurrikans „Gonzalo“ führte ein Nordweststurm in Hamburg zu einer leichten Sturmflut.
Niedersachsen und Bremen: Für Niedersachsen errechneten die DWD-Experten im Oktober 12,6°C (9,6°C) sowie etwa 58 l/m² (56 l/m²) und 97 Sonnenstunden (99 Stunden). Bremen war mit 13,0°C (9,8°C) das zweitwärmste, mit rund 50 l/m² (58 l/m²) ein trockenes und mit etwa 91 (98 Stunden) ein sonnenscheinarmes Bundesland. Bremen erreichte am 19. mit 23,6°C einen neuen Temperaturrekord für die zweite Oktoberdekade. Eine Sturmflut des Ex-Hurrikans „Gonzalo“ ließ das Hochwasser am 22. in Emden um 2,84 m steigen. In Bremerhaven versanken mehrere Autos im Wasser.
Mecklenburg-Vorpommern: Hier lag die Temperatur im Oktober bei 12,1°C (9,2°C) und die Niederschlagsmenge mit rund 55 l/m² bei 138 Prozent des Solls (42 l/m²). Im Gegensatz zu den Vormonaten gehörte Mecklenburg-Vorpommern im Oktober mit etwa 87 Stunden (105 Stunden) zu den sonnenscheinarmen Bundesländern.
Brandenburg und Berlin: In Brandenburg betrug die Temperatur 12,0°C (9,3°C), die Niederschlagsmenge etwa 43 l/m² (37 l/m²) und die Sonnenscheindauer ca. 105 Stunden (110 Stunden). Bei 12,5°C (9,6°C) war Berlin mit etwa 37 l/m² (35 l/m²) das niederschlagsärmste Bundesland. Die Sonne zeigte sich ca.103 Stunden (109 Stunden).
Sachsen-Anhalt: Sachsen-Anhalt kam auf 12,4°C (9,4°C). Beim Niederschlag erreichte es mit etwa 42 l/m² zwar 119 Prozent des Solls (36 l/m²), war damit aber trotzdem das zweittrockenste Bundesland. Bei der Sonnenscheindauer landete es mit
ca.112 Stunden, das sind 108 Prozent des Solls (104 Stunden), dagegen auf Platz zweit.
Sachsen: Sachsen gehörte im Oktober 2014 mit 11,5°C (9,0°C) zu den vergleichsweise kühlen Regionen. Beim Niederschlag registrierte man rund 50 l/m² (47 l/m²). Mit etwa 116 Stunden (118 Stunden) war Sachsen das sonnenscheinreichste Bundesland.
Thüringen: Thüringen war mit 11,4°C (8,4°C) das zweitkühlste Bundesland. Die Niederschlagsmenge summierte sich auf rund 50 l/m² (48 l/m²) und die Sonnenscheindauer auf etwa 109 Stunden (107 Stunden). Sturmböen des Ex-Hurrikans „Gonzalo“ deckten am 22. in Grabsleben, östlich von Gotha, eine Reithalle teilweise ab.
Nordrhein-Westfalen: Die DWD-Experten notierten für Nordrhein-Westfalen im Oktober 12,5°C (9,9°C), rund 65 l/m² (62 l/m²) und etwa 102 Sonnenstunden (107 Stunden). In Köln stoppte eine Sturmbö des Ex-Hurrikans „Gonzalo“ eine Seilbahn über dem Rhein. Die Feuerwehr musste eine Familie mit zwei Kindern aus einer Gondel retten.
Hessen: Bei 11,8°C (8,9°C) und rund 65 l/m² (59 l/m²) war Hessen mit etwa 86 Stunden (100 Stunden) das sonnenscheinärmste Bundesland.
Rheinland-Pfalz: Im Oktober 2014 lag die Temperatur in Rheinland-Pfalz bei 12,0°C (9,2°C). Mit etwa 78 l/m², bzw. 123 Prozent des Niederschlagssolls (63 l/m²), gehörte es zu den nassen Bundesländern. Die Sonne schien ca. 97 Stunden (105 Stunden).
Saarland: Hier erreichte die Temperatur im Oktober 12,1°C (9,4°C). Mit rund 100 l/m² (77 l/m²) war das Saarland das niederschlagsreichste Bundesland. Die Sonne schien etwa 93 Stunden (106 Stunden).
Baden-Württemberg: Baden-Württemberg ordnete sich im Oktober 2014 mit 11,8°C (8,7°C) bei den kühleren, mit rund 70 l/m² (68 l/m²) bei den niederschlagsreicheren und mit etwa 113 Stunden (117 Stunden) bei den sonnenscheinreicheren Bundesländern ein. Die deutschlandweit höchste Temperatur im Oktober meldete Notzingen, südöstlich von Esslingen, am 9. mit 27,2°C. Ex-Hurrikan „Gonzalo“ führte zu einem schweren Herbststurm: Bäume stürzten auf Gleise, so dass der Bahnverkehr streckenweise zum Erliegen kam. In Aalen fiel ein Baum auf ein Auto, der Fahrer wurde verletzt.
Bayern: Bayern war mit 10,9°C (8,1°C) das kühlste und mit etwa 83 l/m² (61 l/m²) das zweitniederschlagsreichste Bundesland. Die Sonne zeigte sich etwa 97 Stunden (118 Stunden). Garmisch-Partenkirchen gehörte mit rund 150 Stunden zu den sonnenscheinreichsten Orten. In Dillingen an der Donau ließ der Nebel nur rund 70 Sonnenstunden zu. Am 9. meldete München unter Föhneinfluss 27 Grad. Eine weitere Föhnlage, in der das Quecksilber im Alpenvorland bis auf fast 25°C stieg, wurde durch den Ex-Hurrikan „Gonzalo“ am 21. mit schweren Herbststürmen beendet. Bei Nürnberg beschädigte er Zelte, in denen Flüchtlinge untergebracht waren. Dem Sturm folgte ein erheblicher Temperatursturz. Hatte das Thermometer am 19. in Oberstdorf noch 24°C gezeigt, so waren es am 23. maximal nur noch 2 Grad und der Regen ging oberhalb von 800 m in Schnee über. Dieser erreichte in Oy-Mittelberg-Petersthal immerhin 12 cm. Dauerniederschläge brachten am unmittelbaren Alpenrand vom 20. bis zum 24. verbreitet mehr als 100 l/m². Im Chiemgau, wo in Aschau-Stein sogar 184 l/m² fielen, standen weite Landstriche und einige Orte teilweise unter Wasser.
Quelle: DWD