Millionenschweres Projekt sorgt für Naturzerstörung
Archivmeldung vom 31.08.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEines der letzten natürlichen Flusssysteme Mitteleuropas soll in eine eintönige Schifffahrtsstraße verwandelt werden. Gestern, am 30. August, endete die öffentliche Anhörung für den Ausbau der Save für die Schifffahrt bis nach Sisak. Der in großen Mäandern frei fließende Fluss soll nach den Planungen des Büros der Kroatischen Wasserwirtschaft (VPB) auf einer Länge von über 385 Kilometern reguliert werden. Von dem Ausbau betroffen sind die Save-Auen und damit das mit über 1.200 Quadratkilometern größte Auengebiet Europas.
"EuroNatur kritisiert die geplante Regulierung der Save auf das Schärfste", kommentiert Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer von EuroNatur. Seit mehr als 20 Jahren setzt sich die Naturschutzstiftung für den Erhalt der Save-Auen ein. "Das aus ökologischer Sicht unhaltbare Großprojekt steht in krassem Gegensatz dazu, dass Kroatien erst vor zwei Jahren die Save-Aue mit dem Naturpark Lonjsko-Polje als UNESCO Weltkultur- und Naturerbe vorgeschlagen hat."
Abgesehen davon, dass durch die Regulierung eine artenreiche, dynamische Naturlandschaft empfindlich getroffen wird, handelt es sich bei dem Großprojekt um eine absolute Fehlinvestition: Für nur 200 Schiffe im Jahr und circa 200.000 Tonnen Fracht will Kroatien allein in der ersten Ausbauphase 81,75 Millionen Euro investieren. Die Unterhaltungskosten werden 4,3 Millionen Euro pro Jahr betragen, also etwa 22 Euro pro transportierte Tonne Schiffsfracht. Zudem wird auf der Save bis Sisak fast ausschließlich Rohöl befördert. Diese Fracht kann leicht über die Schiene oder eine Pipeline transportiert werden.
"Den Termin für die öffentliche Anhörung mitten in die Ferienzeit in Kroatien zu legen, kann als ein taktischer Schachzug der Befürworter des Save-Ausbaus gesehen werden. Zu dieser Zeit war kaum mit Protesten zu rechnen", sagt EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby. Das Schicksal der Save-Auen hängt jetzt von internationalen Protesten ab, zumal die Umweltverträglichkeitsprüfung dem Projekt keine gravierenden negativen Einflüsse bescheinigt. "Das Ergebnis der Prüfung verwundert nicht, denn in Kroatien dürfen sich die Planungsfirmen selbst die Umweltverträglichkeit attestieren", so Schneider-Jacoby. Vorerst sollen 1,7 Millionen Kubikmeter aus dem Flussbett ausgebaggert und 1,3 Millionen Kubikmeter Steine und Kies zur Befestigung der Ufer verbaut werden. 63 Kilometer sollen mit massiven Blocksteinen versehen werden. EuroNatur befürchtet aber ein noch weitaus größeres Ausmaß der Zerstörung, wenn der Ausbau und die Regulierung der heute noch dynamischen Save erst einmal offiziell beschlossen ist. Schließlich ist das Projekt Teil einer Vision der kroatischen Wasserbaulobby, Donau, Save und Adria zu einem riesigen Donau-Save-Adria-Kanal zu verbinden.
Quelle: EuroNatur