Großartige Beteiligung beim Citizen-Science-Projekt
Archivmeldung vom 14.11.2016
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÜberaus erfreut ist die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) über die diesjährige Beteiligung bei ihrem Citizen-Science-Projekt "Adria-Delfine gesucht".
"Über 400 Sichtungsmeldungen sind bislang eingetroffen. So viele gab es noch nie", fasst Projektleiterin Ulrike Kirsch die diesjährige Bilanz des Bürgerforschungsprogramms zusammen. Ein knappes Viertel der eingegangenen Beobachtungen aus der kroatischen Adria wurde von Land aus gemacht – mitunter ganz bequem vom Balkon der eigenen Ferienwohnung aus.
Große Delfinschulen und seltene Arten
Neben Großen Tümmlern, der einzigen Delfinart die ganzjährig in kroatischen Gewässern lebt, sichteten Segler in diesem Jahr vor der Insel Mljet und bei Šolta zwei größere Schulen mit Gemeinen Delfinen. Diese Art ist eher selten in der Adria zu beobachten. "Auffällig waren auch zwei Meldungen über Schulen aus Großen Tümmlern mit bis zu etwa 60 Tieren in der Kvarner Bucht. Derartig große Ansammlungen treten in kroatischen Gewässern selten auf und sprechen dafür, dass es ein besonders üppiges Nahrungsangebot gegeben haben muss", erklärt Ulrike Kirsch.
Delfine gesucht – Pottwale gefunden!
Wie vor zwei Jahren schon einmal verirrten sich 2016 erneut Pottwale in die Adria. Eine Segelcrew entdeckte die Leviathane im August vor der istrischen Stadt Rovinj. Ihre Spur verlor sich dann relativ schnell, was hoffen lässt, dass sie es zurück ins tiefere Mittelmeer geschafft haben. Streifzüge in die flache Adria sind für die Tieftaucher sehr riskant. 2014 strandeten sieben Pottwale an der italienischen Adriaküste, nachdem sie eine Zeitlang in den kroatischen Inselgewässern umhergezogen waren. Nur vier von ihnen konnten gerettet werden.
Mehr Artenvielfalt in der Adria?
"Vielleicht zeigen sich hier erste Anzeichen für eine Erholung der Artenvielfalt in der kroatischen Adria, sollte sich der Trend aus verstärktem Auftreten seltener Arten und größeren Ansammlungen residenter Delfine fortsetzen", vermutet der Biologe Ulrich Karlowski von der GRD.
Citizen-Science liefert wichtige Hinweise zum Bestand und zum Verhalten der Meeressäuger
Seit 2001 erhebt die GRD gemeinsam mit ihren kroatischen Partnern von der tierärztlichen Fakultät in Zagreb Sichtungsdaten im Rahmen ihres gemeinsamen Schutzprojekts "Rettung der letzten Adria-Delfine". Die Meldungen werden wissenschaftlich ausgewertet, liefern wichtige Hinweise zum Bestand und zum Verhalten der Meeressäuger und dienen neben anderen Erhebungen als Bewertungsgrundlage für Maßnahmen, die bedrohten Delfinbestände zu schützen und ihre Lebensräume zu erhalten.
Aktiver Delfinschutz in der Adria seit 1999
Bis in die 1960er-Jahre lebten in kroatischen Gewässern mehrere Tausend Delfine verschiedener Arten. Ende 1999 gründete die GRD gemeinsam mit Tierärzten der Universität Zagreb das Projekt "Rettung der letzten Adria-Delfine". Zum damaligen Zeitpunkt gab es nur noch eine Restpopulation von noch etwa 220 Großen Tümmlern in der kroatischen Adria.
Bild: Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD)