Klimapoker unter afrikanischer Sonne
Archivmeldung vom 06.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm Montag beginnt in Nairobi die nächste Verhandlungsrunde im internationalen Klimaschutz. Wieder werden sich mehr als 5000 Delegierte aus aller Welt den Kopf darüber zerbrechen, wie man die Welt vor dem Klimachaos bewahren kann.
"Es kommt jetzt
darauf an, den Rahmen zu schaffen, damit Klimaschutz nach dem
Auslaufen der ersten Phase des Kyoto-Protokolls im Jahr 2012
anspruchsvoller fortgeführt wird. Vielen technischen Details soll ein
Feinschliff gegeben werden", meint Regine Günther, Leiterin des
Klimareferats beim WWF. Wichtigster Tagesordnungspunkt sei die
Finanzierung von Anpassungs- maßnahmen, etwa den Bau von Deichen,
endgültig zu klären. Zwar habe man die Gründung eines so genannten
"Adaptation Funds" beschlossen, doch gebe es nach wie vor
Unklarheiten wie die ärmsten Länder auf diese Mittel Zugriff
erhalten.
Vor diesem Hintergrund ist die kenianische Hauptstadt als Tagungsort
gut gewählt. Die Delegierten dürften einen Vorgeschmack erhalten, was
viele Regionen der Welt erwartet, wenn es nicht gelingt, den globalen
Anstieg der Temperatur unter zwei Grad Celsius gegenüber vorin-
dustriellen Werten zu begrenzen. Ein jetzt vorgelegter WWF-Report
verdeutlicht, wie Afrika schon heute unter dem Klimawandel ächzt. Im
vergangenen Jahrhundert sind die Durchschnittstemperaturen auf dem
schwarzen Kontinent um 0,7 Grad Celsius angestiegen. Für die Zukunft
rechnen die Wissenschaftler mit einer weiteren Erwärmung von bis zu
einem halben Grad alle zehn Jahre. Sintflutartige Niederschläge in
Regenzeiten im Wechsel mit noch schlimmeren Dürren dürften die Folgen
sein. Schnee am Kilimandscharo wird es kaum noch geben. Die Gletscher
auf dem Dach Afrikas sind seit Jahrzehnten auf dem Rückzug.
"Die ärmsten Länder der Welt sind nicht in der Lage, die Bedrohung
alleine in den Griff zu bekommen. Wassermangel, Hungersnöte und die
Ausbreitung von Krankheiten werden sich durch den Klimawandel
verschärfen", befürchtet Regine Günther vom WWF. Die Naturschutz-
organisation fordert die Verursacher des Problems, also in erster
Linie die Industrieländer, auf, entsprechende Mittel bereitzustel-
len, um die Folgen des Klimawandels zu mildern. Gerade Länder, die
besonders unter dem Klimawandel leiden, benötigen finanzielle
Unterstützung, um sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen.
In Afrika reicht das Spektrum an nötigen Maßnahmen von Sturm-Früh-
warnsystemen bis hin zum Aufbau effizienter Bewässerung.
Klimawandel ist ein globales Problem. Daher wird es bei den
Verhandlungen darum gehen, einen möglichst gerechten Beitrag der
verschiedenen Länder festzulegen. Der WWF fordert von den
Industriestaaten ein eindeutiges Bekenntnis, die CO2 Emissionen nach
2012 absolut deutlich schärfer zu reduzieren. Der Beitrag von
Entwicklungsländern zum Klimaschutz könne in der zweiten
Verpflichtungsperiode unterschiedlich gestaltet sein. Die Spanne
reiche vom verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien bis zur
deutlichen Reduktion des Abholzens ihrer Wälder.
Quelle: Pressemitteilung WWF World Wide Fund For Nature