NABU: Größte Vogelfanganlage der Welt entdeckt
Archivmeldung vom 18.04.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer NABU hat am heutigen Donnerstag eine Kampagne gegen den Zugvogelmord in Ägypten gestartet. Ziel ist es, auf das drastische Ausmaß des kommerziellen Vogelfangs in Nordafrika aufmerksam zu machen und Naturschützer vor Ort in ihrer Arbeit zu unterstützen. Nach dem NABU vorliegenden Informationen versperren Fangnetze Zugvögeln auf einer Strecke von über 700 Kilometern entlang der gesamten ägyptischen Mittelmeerküste - vom Gaza-Streifen im Osten bis zur libyschen Grenze im Westen - den Weg in ihre Überwinterungsgebiete und zurück. Nach Schätzungen von Experten finden hier mindestens zehn Millionen Vögel pro Jahr den Tod an der weltweit größten Vogelfanganlage.
"Der Vogelfang in Ägypten wird zur Todesfalle für Millionen Vögel. Hierunter sind auch seltene Arten wie Wachtelkönig, Bienenfresser, Wiedehopf und Pirol, die wir in Deutschland mit großem Aufwand zu schützen versuchen. Unsere Zugvögel leisten Unglaubliches, indem sie nonstop über das östliche Mittelmeer fliegen. Statt Applaus erwartet sie bei der Ankunft der Tod durch den kommerziellen Fang mit immer effektiveren Techniken", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Ägypten habe zwar zahlreiche internationale Konventionen zu Natur- und Vogelschutz unterzeichnet, die laut ägyptischer Verfassung unmittelbar national zu gelten hätten. Dies sei jedoch nur in der Theorie der Fall.
Der NABU hat daher eine Petition an die ägyptische Regierung und die Bundesregierung gestartet und ruft Vogelfreunde dazu auf, diese zu unterzeichnen. Eine zusätzliche Spendenkampagne soll helfen, die lokale Arbeit des ägyptischen Partners im Dachverband BirdLife International zu unterstützen.
"Vogelfang in Ägypten ist seit den Pharaonen bekannt. Die uns jetzt gezeigten Bilder und eigene Recherchen weisen darauf hin, dass der kommerzielle Fang und Handel so stark ist wie nie. Wenn nichts dagegen unternommen wird, kann sich das auf die Bestände bedrohter Zugvögel auswirken. Hauptzielarten der Wilderer in Ägypten sind Wachteln und Turteltauben. Allerdings nehmen die Fänger auch alles andere, was ihnen in die Netze fliegt, gern mit", so NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Besonders häufig werden Neuntöter, Nachtigallen und Grasmücken gefangen. Die Tiere werden auf Märkten verkauft, Abnehmer sind vermutlich Restaurants in Kairo oder im ägyptischen Hinterland. Das Geschäft ist lukrativ: Wachteln werden für fünf, Singvögel für drei Euro verkauft.
Die erschreckenden Informationen und Bilder zur aktuellen Situation in Ägypten wurden dem NABU von dem Biologen und Journalisten Holger Schulz und dem Fernsehautor Jens-Uwe Heins übergeben, die für Filmaufnahmen des Bayerischen Rundfunks in Ägypten waren. Die Autoren hatten bereits Anfang der 1990er Jahre bei Dreharbeiten in der Region um El Alamein den Fang von Kleinvögeln mit reusenartigen Netzen, die über Büschen und Bäumen gespannt waren, entdeckt und öffentlich gemacht. Damals wurden 80.000 Unterschriften gesammelt und der ägyptischen Botschaft übergeben.
Im Auftrag der NABU-Dachorganisation BirdLife International legte 2005 die kürzlich verstorbene ägyptische Ornithologin Mindy Baha El Din einen ersten umfassenden Bericht über die Jagd auf Zugvögel in Ägypten vor. Demnach wurden schon damals Millionen Zugvögel in Netzen gefangen und mit Luftgewehren erlegt sowie etwa eine Viertelmillion Wachteln und 40.000 Singvögel, vor allem Grasmücken, pro Jahr erbeutet. Zwischen 2008 bis 2010 hatte sich die Situation in Ägypten vorübergehend gebessert, Grund war die Angst vor Vogelgrippe. Seit 2011 nimmt der Fang jedoch wieder stark zu.
"In Ägypten fehlt es derzeit an Regelungen für eine legale Jagd: Die Zuständigkeiten sind unklar und bestehende Vorschriften werden kaum durchgesetzt. Internationaler Druck und Hilfsangebote können hier etwas ändern. Denn Vorschläge zur Verbesserung der Lage gibt es bereits, allerdings fehlte bislang der politische Wille, sie auch umzusetzen", so Lachmann.
Petition und weitere Informationen unter www.NABU.de/vogelmord
Quelle: NABU (ots)